Von Regenbögen und Schildkröten

Das ist die Geschichte von vier Haudegen: Andi die Angstfreie, Benni der Bärtige, Bernhard der Belastbare (außer sein Sprunggelenk) und Pia die Panische. 

Unsere vier Helden beginnen sich gerade nach einem schnieken Weihnachtsbrunch im Cockpit der Melee in der Marina Trois-Îlets auf Martinique im fresskomatösen Zustand zurückzuziehen, als Pia zu brüllen beginnt. Doch was sollte die drei müden und überfressenen Freunde erwarten? Andi und Bernhard kommen zurück und sehen, was Pia sieht: Ein wilder Iguana! Zu deutsch ein grüner Leguan, wissenschaftlich ein Iguana Iguana. Auf gut Deutsch eine gewaltige Eidechse. Das von Schnauze bis Analöffnung rund 1 m lange Exemplar spaziert in aller Seelenruhe über den Steg und lässt sich von allen Seiten fotografieren und filmen. Auch Benni kann schließlich der Faszination nicht mehr widerstehen und schließt sich der Gruppe an. 

Ein Regenguss. 

In der nächsten Trockenphase begeben sich die vier Reisenden frohen Mutes zum nächstgelegenen Strand – ein windgeschützter Bilderbuchstrand mit Palmen, weißem Sand und Badewannenwasser. Danach machen sie sich auf zum Strandeln nach den besten Souvenirs in diesem touristischen Örtchen, einem Cocktailzwischenstopp und einem Besuch der Pizzeria im Marinagelände.

Ein Regenguss.

Trois-Îlets, Martinique

Am Montag, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, machen sich die vier Musketiere auf, um ihren sicheren Hafen Richtung Süden der Insel zu verlassen. Dafür nehmen sie eine rund einstündige Motorfahrt gegen den Wind in Kauf. Doch was sie in der Bucht Grand Anse d’Arlet erwartet, ist unvorstellbar: Beim ersten Schnorchelgang entdecken Benni und Andi eine riesige Schildkröte. Ein Wesen, das von manchen unserer Protagonisten bisher für ein mystisches Fabelwesen gehalten wurde. Es sollten in den nächsten 24 Stunden noch viele weitere folgen. Endlich kann auch Pia die Panische (oder Skeptische?) von der Existenz dieser wundersamen Lebewesen überzeugt werden. Nach der ungefähr zehnten Sichtung sind sich unsere Helden jedoch immer noch nicht über die Schildkrötenart einig – Grüne Meeresschildkröte oder doch Suppenschildkröte?

Ein Regenguss.

Grand Anse d’Arlet, Martinique

Zur Feier der meeresbiologischen Entdeckungen (es folgen noch Goldflecken-Schlangenaale, diverse kleine tropische Fische und gefleckte Adlerrochen) gönnen sich die fantastischen Vier eine schmackhafte Bootsgrillerei und den einen oder anderen Rumpunsch.

Weitere Regengüsse.

Nach einem schmerzhaften Abschied von den neuen Meeresfreunden zieht das trimagische Quartett weiter Richtung Süden, um vor St. Anne unter dem Regenbogen ihren Anker zu werfen – insgesamt drei Versuche braucht es. Benni verliert kurz die Hoffnung, wirft sich danach aber heldenhaft ins Wasser um die sichere Lage des Ankers zu überprüfen. Zwischen den schier endlosen Segelbooten, die in dieser Bucht ankern, bahnen sich die vier Durchnässten mit ihrem Dingi einen Weg Richtung Land. Doch was ist hier passiert? Entsetzt stellen sie fest, dass mittwochs Ruhetag ist und nahezu alle Lokale geschlossen sind. Zum Glück findet Spürnase Benni in einer gut versteckten Gasse ein kleines, vollständig ausgestorbenes Lokal. Mutig und vom Hunger angetrieben trauen sich die vier knurrenden Mägen hinein und ihr Heldenmut wird mit einem unerwartet köstlichen Mahl honoriert.

Viele nächtliche Regengüsse.

St. Anne, Martinique

Bevor die Abenteurer die Weiterreise nach Le Marin antreten können, vertreiben sich die vier Zauberschüler sich den verregneten Vormittag mit Harry Potter unter Deck. Einzig das Dingi ist mit der Wetterlage höchst unzufrieden und versucht davonzufliegen – gerade noch rechtzeitig kann es von Bernhard und seinen tapferen Mitstreitern gerettet werden.

Starker Wind und Regenguss.

Guter Dinge machen sich die vier Frohgemüter schließlich auf den Weg zu ihrem 1 Seemeile entfernten Ziel. Sie erwarten eine ruhige Fahrt unter Motor zwischen ein paar Riffs hindurch. Doch was sie wirklich erleben sind starke Böen, viele Regenschauer und – was ist das? Seltsame schmale Holzsegelboote mit rechteckigen Segeln und mindestens 15 Menschen an Bord kreuzen im Affenzahn mehrmals ihren Weg. Offenbar wollen diese Gefährte unsere Einfahrt in den Hafen verhindern. Mühevoll steuert Pia mit Hilfe weiterer Augenpaare die Mêlée zwischen den Hindernissen hindurch und durchnässt schaffen es die vier Leichtmatrosen doch noch relativ unkompliziert an einer Boje anzulegen. Gefeiert wird die Ankunft mit reichlich Cocktails in der Happy Hour eines Marinalokals und einer deftigen, spätabends zubereiteten Lasagne an Bord.

Le Marin, Martinique

Ein Regenguss.

Am Freitagmorgen beschließen die vier Furchtlosen, das stürmische Wetter auf Martinique hinter sich zu lassen und fahren mit vorsichtiger Besegelung Richtung Rodney Bay auf der Insel St. Lucia. Die meterhohen Wellen beeindrucken vor allem Benni den Bartträger und Andi die Angstfreie, die dann doch ein paar vorsichtige Hilfeschreie am Steuer nicht unterdrücken kann. Passend zur bisherigen Reise werden wir in Rodney Bay begrüßt mit…

…einem heftigen Regenguss.

In der Marina Rodney Bay beginnt das Drittel Dutzend den Silvestertag zu planen. Eine penible Vorbereitung ist gefragt, denn nach einem Brunch muss noch zwei Mal gefeiert werden: Um 19 Uhr mit Wien und um 0 Uhr mit dem Rest der Insel.

Dunkle Wolken ziehen auf.