Wir verlassen endlich den Trockenliegeplatz und die Werft in Italien und begeben uns für den Start unserer Reise in das vertraute Segelrevier Kroatien.
- 04.07.2022 – 26.07.2022
- San Giorgio di Nogaro, Italien – Cavtat, Kroatien
- 441 sm
- Mit dabei: Andi, Thomas, Michi, Michi
- Acht Mechaniker an Bord
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Farewell Leben an Land
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Wir sind angekommen! Jedenfalls physisch. Danke dafür, Benni! Ich werde in den letzten Wochen oft gefragt ob ich schon aufgeregt bin. Eigentlich nicht. Als erstes gehts nach Kroatien – fühlt sich also an wie ein Urlaub. Nur mit sehr viel Gepäck. Zudem überwiegt der (Umzugs-)Stress und eigentlich auch der Ärger, dass die Werft immer noch nicht alle Arbeiten erledigt hat. Vor Montag Nachmittag wir also nicht abgelegt. Hoffentlich Dienstag.

Was ist in den letzten Wochen in der Werft passiert? Neu sind neben ein paar kleinen Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten:
- Komplett neues Unterwasserschiff mit Kupferanstrich
- Ein wunderschönes riesiges, neues Bimini (Sonnenschutz) – zum Glück ist es schön, war nämlich auch ganz schön teuer
- Die Sprayhood (Schutz gegen Spritzwasser und Regen) wurde komplett ersetzt
- Ein Windgenerator und zwei Solarpanels sollten uns weitgehend energieautark machen.
- Ein neues, praktisches Spülbecken in der Küche mit einer manuellen Salzwasserpumpe zum Abwaschen

Bitte das Bimini, den Windgenerator und das Solarpanel beachten So weit, so theoretisch. Die Salzwasserpumpe ist ein praktisches Feature auf Booten um Wasser zu sparen: Mittels Fußpumpe wird Seewasser in einen separaten Wasserhahn gepumpt. Eine bis dato ungelöste Fehlkonstruktion führt bei uns allerdings dazu, dass bei Betätigung der Fußpumpe das Wasser über dem Abfluss in das Waschbecken gepumpt wird. Es läuft dann über eben diesen Abfluss zwar auch wieder ab, nützlich ist diese Konstruktion leider trotzdem nicht.

Pfusch am Bau Nummer Zwei: Beim Befüllen des Wassertanks bemerkt ein Arbeiter, dass sich die Bilge (tiefster Punkt des Rumpfes) gänzlich mit Wasser gefüllt hat. Nachforschungen ergeben eine überraschend einfache Lösung dieses Problems. Der Deckel des Wassertanks fehlt. Er läuft über und das überschüssige Wasser läuft in die Bilge. Der Deckel ist akut unauffindbar – doch vier Tage später ist er wieder da. Wohl bei einer Wartung in der Werkstatt vergessen worden.
Tatsächlich war das bereits unser zweiter Beinahe-Wasserschaden. Der erste wäre noch etwas spektakulärer gewesen – nämlich am Trockenliegeplatz. Nach starkem Schneefall zum Jahreswechsel drang Schmelzwasser aufgrund der verstopften (mittlerweile ausgebauten!) Klimaanlagenleiche ins Schiff ein, bis wenige Zentimeter unter die Bodenbretter. Nur ein kleines bisschen mehr Wasser und die Katastrophe wäre perfekt gewesen.

Erfolgreicher Tausch des Genuafalls Aber zurück zu unserer derzeitigen Lage. Morgen sollen die letzten Arbeiten erledigt werden. Es ist heiß. Schritt für Schritt kriegen wir das Riesenchaos am Schiff in den Griff. Die Wasserpumpe ist kaputt. Es bleibt spannend. Und heiß.
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Tag 0
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Was für ein aufregender Tag 0! Montag gegen Mittag werden die letzten Arbeiten am Schiff erledigt und die ungefähr budgetierte, aber dennoch gesalzene Rechnung gelegt. Dann heißt es für uns nur noch raus hier! Nach einer letzten Runde im Marinapool, Müll entsorgen und Packen unserer sieben Sachen düsen wir los Richtung Süden: Vom Fluss Corno durch die Dalbenstraße der Lagune raus aufs offene Wasser des Golfs von Triest. Endlich Salzwasser.


Durch den Fluss Corno in die Dalbenstraße in den Golf von Triest Wir durchqueren das „Dreiländereck“ Italien – Slowenien – Kroatien und legen nach 25 unter besten Bedingungen gesegelten Seemeilen an der Zollmole in Umag an. Die Grenzpolizei behandelt Bernhard, der sich um die Bürokratie kümmert, unfreundlich – gewährt uns aber in ihrer Gnade den Aufenthalt in ihrem Land. Nach einem Wechsel auf die Boje und einem sehr gemütlich Abendessen erwartet uns zur Abrundung des Tages noch eine spannende Nacht: Gegen 22 Uhr zieht ein Gewitter mit Böen bis zu 25 kn und 1 m hohen Wellen über uns. Nicht tragisch, aber wir werden an der Boje gut durchgeschüttelt. Der Windgenerator freut sich.


An der Boje vor Umag: Ruhe vor dem Sturm Es folgen drei längere Etappen bei teils sehr gutem Segelwetter: Umag – Pula dann Pula – Ilovik, eine über die Jahre lieb gewonnene Insel im Süden der Partyinsel Losinj.




Dann geht’s von Ilovik nach Borik nördlich von Zadar, wo wir für zu viel Geld zwei Nächte verbringen. Der sichere Liegeplatz in der Marina gibt uns aber die Möglichkeit mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Schutz vor der einsetzenden Bora, Wäsche waschen, allerhand Tasks abarbeiten (Leinen sortieren, Gasherd warten, Teak schrubben etc.), Einkaufen und unterschiedliche Besucher empfangen.
Nachdem kurz vor der Abfahrt aus San Giorgio unsere Wasserpumpe (mal wieder) den Geist aufgegeben hat, die dann vom Mechaniker scheinbar durch schiere Willenskraft wieder in Stand gesetzt wurde, ist zwei Tage lang alles in Takt auf unserer alten Lady. Donnerstag Abend will dann der Kühlschrank nicht mehr – ist ihm kaum zu verübeln bei den Außentemperatur. Kurzerhand lässt sich aber in Borik ein Elektriker auftreiben und das Problem lässt sich durch das Nachfüllen von Kühlmittel lösen – juhu! Kurz nach dem Elektriker kommt auch schon Andi an Bord, der uns für vier Tage bis Split begleiten wird.








Aktuell befinden wir uns noch in den Ausläufern der Bora, die wie so oft eine recht kräftezehrende Wirkung auf uns hat. Die heutige Tagesetappe bringt uns nach Primošten, wo wir bereits am frühen Nachmittag an der Boje anlegen.
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Ankern für Anfänger
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Als viertes Crewmitglied dürfen wir in Primošten Thomas an Bord begrüßen. Nach einem gemeinsamen Dinner am Sonntagabend (Ćevapi – wie der Kroate sagt) geht es am Montag bei guten Segelbedingungen nach Trogir. Ein Muss für Segeltouristen in der Gegend und doch hat Pia es noch nie hingeschafft – höchste Zeit also. Die als Zwischenstopp auserkorene Blue Lagoon (die schönste von allen?) erweist sich als überfüllt mit Ausflugsbooten. Zudem sehr windig und somit nicht sehr gemütlich.


In Trogir verlassen nach einem weiteren vorzüglichen Abendessen und einem kleinen Frühstück im Marinarestaurant unsere beiden Mitsegler uns und das Schiff. Segeln – Essen – Schlafen – wir sind im Urlaubsrhythmus! Meistens, aber nicht immer: Wir nutzen die kommenden Tage auch, um kleinere Erledigungen und Reparaturen anzugehen. Highlight der Woche ist das neue, größere und stabilere Dingi, das wir in Trogir, nach einer kleinen Marktforschungsrunde, dann doch direkt im Marinashop erstehen.





Teak schrubben und die erste Ankernacht vor Šolta
Unsere viertägige Route zu zweit verläuft in kurzen Etappen im Bummelgang – haben wir ja in Italien gelernt. Wir ankern viel, was zwar die finanziell beste Möglichkeit der Übernachtung ist, in Kroatien aber nicht ganz so trivial, da der Grund oft felsig und bewachsen ist und die Tiefe schnell abfällt. Nochmal spannender wird es in engen Buchten beim Ankern mit Landleine. Jedes Manöver ist hier eine individuelle Herausforderung, da die Gegebenheiten an der Küste immer anders sind. Oft wird man mit einsamen, ruhigen Buchten mit türkisem Wasser belohnt und manchmal läuft es wie auf Hvar:
In einer Bucht mit Ausflugsschiffen und Motoryachten ankern wir in recht großer Tiefe. Nach einem Ausflug in die malerische Strandbar, dem Genuss von je einem Aperol Spritzer und 22 € ärmer geht die Sonne in unserer kleinen Bucht unter. Der Wind kommt nicht aus der vorhergesagten Richtung und der Welle scheint die Windrichtung ohnehin egal zu sein. Wir fühlen uns auf dem Ankerplatz mit Landleine in Felsnähe unwohl und beschließen kurzerhand eine Nachtfahrt mit nicht ganz klar definierten Ziel. Nach einem Zwischenstopp in der Bucht vor der Stadt Hvar (überfüllt) finden wir mit dem zweiten Ziel, der winzigen Insel Jerolim, eine geschützte Bucht mit traumhaftem Ausblick auf den Vollmond. Ungemütlicher Schwell bleibt, die Distanz zu den Felsen ist jedoch jetzt deutlich gemütlicher. Gute Nacht.




Via Hvar nach Jerolim in einer Nacht
Wir lernen unser Boot kennen. Ein Beispiel: Als wir im Cockpit mit dem funktionslosen Schalter eines ehemaligen Nebelhorns spielen, bemerken wir, dass wir nur geglaubt haben, dass dies der funktionslose Schalter eines ehemaligen Nebelhorns ist. Viel mehr ist es ein voll funktionstüchtiger und ausgesprochen praktischer Bedienschalter für den Anker – über ein Jahr nach dem Kauf erleben wir immer wieder Überraschungen.







In Vis an der Boje
Unser neues Dingi wird ausgiebig getestet – auch dank unseres elektrischen Außenbordmotors macht es richtig Spaß! Kein Vergleich zu dem alten Beiboot, das viel zu schnell Luft verliert und das wir, aufgrund eines unglücklichen Zwischenfalls mit dem Fäkaltank, liebevoll nur noch Stinki nennen.


Am verlassenen Fischersteg in Veli Drvenik
Wir segeln nach Šolta, Hvar, Jerolim, Vis und Veli Drvenik, um schließlich erneut in Trogir anzulegen, wo wir schon unsere nächsten Gäste an Bord erwarten.
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Kühlung in Kaštela
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Farewell, alter Kühlschrank. Er wurde als Wunder bezeichnet und hat sich für uns aufgeopfert. Gegen Ende etwas inkontinent, führt ihn seine letzte Reise nach nunmehr 30 Jahren gen Kühlschrankhimmel. Der Neue macht komische Geräusche und hat seltsame Funktionen – mal sehen ob wir Freunde werden. Einen guten Tausender hat er uns jedenfalls abgerungen – you better work b*. Der Einbau funktioniert rasch und reibungslos dank eines Spezialisten, dessen Kontakt wir in Borik bekommen haben.






Wochenstart in Trogir und ein würdevoller Abschied vom Kühlschrank in Kaštela
Zu Gunsten von kaltem Bier verbringen wir zwei Tage in der ausgestorbenen Marina Kaštela, was sich als ziemlicher Glücksfall erweist. So haben wir einen sanften Einstieg ins Bootleben für Michi und Michi, können ausgiebig das 25 m Becken im Marinahallenbad nutzen und einen abendlichen Ausflug nach Split unternehmen.
Mit ein paar Euro weniger am Konto und ein paar gut gekühlten Bieren gehts weiter in ein nettes Bojenfeld auf der Insel Brač, am nächsten Tag nach Sveti Klement. Wiedermal Anker mit Landleine. Wiedermal sind wir erst beim dritten Versuch glücklich mit der Endposition und Haltekostruktion. Wenn jemand Tipps hat zum Landleinen für Dummies – immer her damit!





Grillen in Brač und chillen in Sveti Klement
Am Weg nach Korčula versuchen wir zum zweiten Mal die Genua auszubaumen… Und es funktioniert! Bei 6-8 kn Wind schippern wir gemütlich 2,5 Stunden lang mit 3,5 kn SOG dahin. Zum ersten Mal hat übrigens ein Gast seinen eigenen Kübel für den Fall fortgeschrittener Seekrankheit mitgebracht – diesen aber glücklicherweise nie auspacken müssen.
In Vela Luka auf Korčula nehmen unsere Gäste, nach einer köstlichen abendlichen Fischplatte, im Morgengrauen die Fähre zurück nach Split.
Abschiedsabend in Vela Luka
Zu zweit motoren wir in der flautigsten Flaute die wunderschöne, grüne Insel Korčula entlang Richtung Osten. Dort werden wir an der Nordküste mit einer traumhaften und ruhigen Ankerbuch belohnt. Ab hier geht es immer noch weiter Richtung Süden, wobei wir in wenigen Tagen Montenegro und damit buchstäblich Neuland erreichen werden.







Im Osten von Korčula
Und zum Schluss – vor langem angekündigt und lange auf sich warten lassen: Unser live-Tracker via AIS! Keine sehr hübsche Seite und mit Werbung – wenn also jemand Tipps zum eleganten AIS-Tracking für Dummies hat – immer her damit! Und warum funktioniert es jetzt und nicht schon vor drei Wochen? Zwei Kabel waren vertauscht. Jetzt geht er.














