Raus aus unserer gewohnten Umgebung Kroatien, das wir von Nord bis Süden gründlich bereist haben, geht es für uns weiter Richtung Süden und wir erkunden zuerst Neu- und dann Griechenland. Neuland ist dabei Montenegro und insbesondere die Bucht von Kotor. In Griechenland urlauben wir auf Korfu und Lefkas.
- 26.07.2022 – 11.08.2022
- Zelenika, Montenegro – Lefkas, Griechenland
- 397 sm
- Mit dabei: Alex, Andi, Benni
- drei erklommene Hügel
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Die Bucht von Kotor
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Schon Dubrovnik hinter uns zu lassen und so weit in den kroatischen Süden vorzudringen, wie wir es noch nie getan haben, ist ein bisschen spannend. Mit dem eigenen Schiff in ein Land zu reisen, das wir noch nie besucht haben, umso aufregender.



Vorbei an Dubrovnik, immer Richtung Süden
Diesig liegt unser Ziel Montenegro hinter den letzten Ausläufern Kroatiens versteckt, als wir am Dienstag in Cavtat ausklarieren. Davor durften wir noch den coolsten Hafenmeister Kroatiens kennenlernen: Er hat uns auf seinem Jetski besucht, in Badeshorts und Pink Floyd-Shirt, und war damit zufrieden, dass wir mitten in der sehr belebten Badebucht ankern.
Ein kleines bisschen Wind, gerade zu wenig zum Segeln und genau von vorn macht die Fahrt trotz Motoren bei der Hitze ganz gut erträglich. Ein paar Meilen vor dem Ziel können wir dann noch ein bisschen Leichtwindsegeln. Mit der entsprechenden, spannungsaufbauenden Geschwindigkeit runden wir das letzte kroatische Kap und segeln in die Bucht von Kotor – wo wir fast erschlagen werden. Ganz plötzlich fällt der Wind von 6 auf 0 kn und die Temperatur steigt um gefühlte 20°C. Eine mühsame letzte halbe Stunde also durch die Bucht bis Zelenika zum Einklarieren. Ein furchtbare Mole, die im Internet etwa so beschrieben wird: Bei schlechtem Wetter sollte man dort nicht anlegen, sonst bleiben nur Teile vom Boot übrig. Zum Glück Flaute. Das Einklarieren funktioniert ebenso reibungslos wie das Ausklarieren zuvor und dann ist es nur noch ein Katzensprung zu unserem ersten Ziel Herceg Novi.








Einklarieren in Zelenika und der erste Abend in Montenegro: Herceg Novi
Die Bucht von Kotor ist wirklich ganz besonders. Ein Promenadenbummel mit Blick über die Bucht fühlt sich an wie ein Spaziergang an einem österreichischen See: Wellenlos, voll mit Wassersportfahrzeugen und Bergkulisse. Schon an Tag 1 finde ich, der Ausflug hierher hat sich gelohnt. Auf einmal fühlt es sich nicht mehr nur an wie Urlaub, sondern wie eine Reise. Die Bucht besteht eigentlich irgendwie aus drei Buchten, die wir alle einmal besegeln – was in dem Fall heißt, jeweils einmal kurz die Segel setzen und wieder bergen, weil außer ein paar Düsen und Kapeffekten die Tage windtechnisch nicht viel los ist. Zelenika und Herceg Novi liegen gleich nebeneinander im Süden. An Tag 2 gabeln wir in Tivat in der Mitte der Bucht unser neues Crewmitglied Alex auf.





Die Marina Porto Montenegro in Tivat ist ein surrealer Ort. Hier stapeln sich die Luxusyachten (z.B. die drittgrößte Segelyacht der Welt – die Black Pearl) und man stolpert am riesigen Marinagelände über Louis Vuitton und Dior.
Kotor – sicher das Highlight in der nach dem ganz im Osten versteckten Städtchen benannten Bucht. Wir liegen an einem kleinen Steg vor beeindruckender Kulisse mit Blick auf die Festung in der Bergwand. Nach einem Tipp unserer Liegeplatznachbarn besteigen wir diese am nächsten Tag frühmorgens, ein schweißtreibender, aber lohnender Aufstieg, der sich über rund 1.400 Stufen erstreckt.
















Kotor und die Festung Sveti Ivan
Nach insgesamt drei Nächten verlassen wir die Bucht von Kotor wieder und setzen unseren Weg Richtung Süden fort. In der sehr belebten Durchfahrt von Norden Richtung Süden, wo die Fähren im 5-Minuten-Takt queren, sehen wir dann tatsächlich Delfine! Mitten in der Bucht! Zwei Stunden südlich davon verbringen wir noch eine gemütliche Nacht vor Anker (mit obligatorischem Grillen) und dann eine Nacht in der Industriestadt Bar. Damit haben wir den 888, den Törnführer für Slowenien, Kroatien und Montenegro, der in keiner Bordbibliothek und Segeltasche fehlen sollte, von Nord bis Süd durchgespielt.
Gerade planen wir auf Hochtouren unsere erste Überfahrt 2022 von Bar nach Korfu – in 35 Stunden wollen wir dort sein und die uns schon bekannte grüne Insel auch vom Wasser aus kennenlernen.


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Ein langer Schlag
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Schon August! Wir haben also das Land gewechselt und dann nochmal.



Im Morgengrauen raus aus Bar
Von Bar in Montenegro aus starten wir unsere erste Überfahrt für dieses Jahr, und zwar nach Korfu. 180 Seemeilen und 38 Stunden später sollten wir gut durchgeschüttelt und müde auf der grünen Insel ankommen. Gleich beim Start vor Bar zu Sonnenaufgang erwartet uns ein recht gewaltiger Seegang mit Wellen bis zu 3 m und das auch noch genau von der Seite, während der Wind, allen Vorhersagen zum Trotz, genau von vorn kommt. Wir motoren also erst mal ein paar Stunden, bis der Wind dann doch dreht und wir bis Mitternacht recht stabil segeln können. Der Seegang bleibt ungemütlich. Bernhard und ich wechseln uns alle zwei Stunden ab. Alex ist unpässlich. Dann wieder ein paar Stunden mit Motor bis zum Sonnenaufgang. Die Fahrt unter Motor ist jeweils noch etwas ungemütlicher: Wir sind weniger stabil gegenüber den Wellen, es ist laut und stinkt. Ab dem Vormittag an Tag zwei beruhigt sich die Welle ganz allmählich und die letzten Stunden segeln wir auf unser Ziel zu. Zwischen Korfu und Albanien wird es dann sogar angenehm. Die Welle bleibt aus, der Wind ist stabil und es fühlt sich wieder ein bisschen an wie die geschützte Bucht von Kotor. Nach den Formalitäten des Einklarierens fallen wir einmal um in die kleine Clubmarina mit imposanter Kulisse, direkt vor der Altstadt von Korfu, die zufällig noch ein Plätzchen für uns frei hat. Ein kleines, aber feines Abendessen und dann endlich richtig schlafen….







Korfu Stadt und Süden
Im Süden von Korfu und im Norden von Antipaxos haben wir dann zwei sehr griechische Segelabende. Irgendwo an der Küste werfen wir den Anker in 5 m Tiefe und im Sand hält er auf den ersten Versuch bombenfest. Kein Vergleich zu den regelmäßigen Zitterpartien in Kroatien. Ein Sprung ins kühle Nass lässt uns wissen, dass Hochsommer ist – frische 29,2°C. Für uns als Nebensaisonurlauber ist das schon was besonderes, mal längere Zeit im Meer herumgammeln zu können. Am zweiten Abend wird es mit Mythos-Bier in der Strandbar und anschließendem Halloumi-Grillen mit Tsatsiki noch griechischer. Jäh endet unsere Idylle um 5:30 Uhr, als Seegang und Ostwind einsetzen und der Ankeralarm uns weckt. Aufgrund des ohnehin nahenden Sonnenaufgangs, des auf einmal sehr ungemütlichen Schlafs und der unweiten Felsen packen wir uns zusammen und düsen eben ein paar Stunden früher als geplant Richtung Preveza.












Antipaxos
In Preveza stehen zwei große Themen an: Crewwechsel und Segelservice. Alex verlässt uns am Freitag Vormittag und Andi und Benni (der uns ziemlich genau vor einem Monat zum Schiff gebracht hat) reisen Samstag Vormittag an. Das Segelservice hab ich ein paar Tage zuvor per E-Mail ausgemacht, wovon vor Ort aber keiner wusste. Zudem war im Office der Segelmacher gar keiner, der von etwas wissen hätte können. Nach einem Anruf bei der ausgehängten Telefonnummer kann ich mit dem Zuständigen – Nikos – sprechen und frage ob ein Segelservice bis morgen oder übermorgen möglich wäre. Seine Reaktion: Impossible! Montag also – nagut. Zurück am Schiff wurschteln wir das Großsegel herunter und bringen es ins Office. Sogleich beginnt Nikos demonstrativ unser Segel mit einer großen Schere zu zerstören (Look how easy it is destroyed!). In unsere entsetzten Gesichter erklärt er uns, dass es schon sehr alt ist (stolze 31 Jahre – das wissen wir) und wohl nicht mehr länger als einen Monat zu leben hätte, wenn man nicht sofort grundlegende Reparaturen verrichte. Bange erwarten wir einen Kostenvoranschlag für die lebenserhaltenden Maßnahmen – der dann überraschenderweise deutlich unter dem klassischen Tausender liegt. Außerdem ist es doch possible die Arbeiten bereits am nächsten Tag abzuschließen. Das Segel liegt, Stand jetzt, gewartet und bezahlt am Schiff und wartet darauf wieder zum Einsatz zu kommen – die Spannung steigt.







Letzter Segeltag nach Preveza
Ab heute starten wir eine ganz gemütliche Urlaubswoche rund um Lefkas. Zum einjährigen Jubiläum sind wir stilecht wieder mit der selben Crew unterwegs wie während der Überstellung von Genua nach Napoli im August 2021.
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Lefkas – ein bisschen Segeln & andere Abenteuer
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Ein Gastbeitrag
Ahoi liebes Schiffstagebuch!
Endlich ist es wieder so weit! Nach ziemlich genau einem Jahr dürfen Benni und ich (Andi) Bernhard und Pia wieder auf ihrem Segelschiff begleiten. Die letzte Reise auf der Mêlée ist uns gut in Erinnerung geblieben – wir flüchteten gemeinsam aus Genua Richtung Neapel. Nach dieser doch etwas anstrengenden Fahrt freuen wir uns dieses Jahr auf einen ruhigeren Urlaubstörn rund um die Insel Lefkas.


Eingespielte Crew seit 2021
Sehr zeitig am Samstag in der Früh fliegen wir nach Griechenland und stehen bereits um 8:30 am Steg der Marina Preveza – bereit für die Abfahrt…. die dann doch erst am Sonntag ansteht. So verbringen wir den Tag in der Marina, wo wir uns sogleich dem ruhigen griechischen Lebensstil anpassen, dreimal im Kaffeehaus einkehren, versuchen in der Hitze unseren Schlaf aufzuholen und ansonsten nicht viel tun, außer Bernhard und Pia bei ihren Bootsarbeiten im Weg herumzustehen bzw. zu liegen. Am Abend geht es dann doch noch ein paar Schritte weiter in eine griechische Taverne, in der uns zu unserem Erstaunen für Griechenland untypische rennende Kellner köstliches Essen an den Tisch servieren.
Am Sonntag fühlen wir uns dann wieder wie echte Crewmitglieder, als wir am Vormittag in Crewuniform endlich in See stechen. Zuerst passieren wir einen Kanal vorbei an der Stadt Lefkada, um von dort unsere Bucht für die Nacht auf der kleinen Insel Meganisi anzusteuern. Auf dem Weg streifen wir eine sehr spektakulär aussehende Gewitterzelle und haben genügend Wind, um für kurze Zeit die Segel zu setzen.







Durch den Lefkas Kanal, vorbei am Gewitter nach Meganisi
Beim Versuch in unserer Bucht zu ankern wird die Stimmung an Bord jedoch für kurze Zeit aufgeheizt und die umliegenden Boote bekommen ein richtig spektakuläres Ankermanöver bei 25 Knoten Windböen von der Seite zu sehen. Die Details sind dabei unwichtig – was in Erinnerung bleibt: Bernhard, der danach mit zwei Bier in den Händen zum französischen Nachbarboot schwimmt, um sich für die tatkräftige Mithilfe zu bedanken.











Meganisi
Auch die nächsten zwei Tage halten wir uns in den Buchten Ormos Sivota und Vliho auf, wobei die Ankerbedingungen nicht mehr so herausfordernd sind. Die heißen Nachmittage verbringen wir Schatten suchend an Deck oder im Wasser ohne Stress und mit sehr viel Gemütlichkeit. Für ein paar Stunden haben wir auch Glück mit dem Wind – vor der Bucht Vliho kreuzen wir gegen den Wind auf und Benni und ich wissen wieder, wieso wir Segelboote eigentlich so lieben.



Besonders ereignisreich ist der Aufenthalt in der Bucht Sivota. Benni, Bernhard und Pia wagen einen Klippensprung aus ca. 8m Höhe – mir wird schon beim Zuschauen schlecht. Nicht nur deswegen wird uns diese Bucht in Erinnerung bleiben. Bernhard erleidet einen Wespenstich an einer sehr ungünstigen Stelle und auch das nigelnagelneue Dinghy wird nach einem erneuten Zwischenfall mit dem Fäkaltank umgetauft. Ab sofort besuchen wir das Land mit Hilfe von Stinki 2.








Sivota
In der Bucht Vliho fällt uns plötzlich ein neues Crewmitglied auf: Eine riesige Gottesanbeterin hat es sich unter Deck gemütlich gemacht, als Pia gerade dabei ist einen Geburtstagskuchen für Bernhard zu backen.
An unserem vorletzten Tag feiern wir schließlich Bernhards Geburtstag mit einem Frühstück auf einem naheliegenden Berg. Benni und ich sind uns nicht sicher, was wir hier eigentlich machen – haben wir einen Segeltörn oder einen Wanderurlaub gebucht? Oben angekommen werden wir zum Glück mit einem grandiosen Ausblick und einem riesigen Frühstück belohnt.










Vliho
Am Nachmittag geht es dann auch wieder in den Norden in die Marina Lefkada, wo Benni und ich unsere letzte Nacht an Bord verbringen. Davor gehen wir natürlich noch einmal essen und stoßen auf das Geburtstagskind an.
Nach insgesamt 47 Seemeilen brechen wir braungebrannt und mit einem Crewshirt mehr in der Tasche wieder Richtung Heimat auf. Unseren zwei gastfreundlichen Lieblingssegelyachtbesitzern wünschen wir eine strapazenfreie Weiterreise nach Sizilien und hoffen noch auf viele aufregende gemeinsame Stunden an Deck der Mêlée.




Lefkas
Schiff Ahoi!
Andi und Benni

