Zufall oder Verschwörung? Die gesamten Bahamas lassen sich in der Adria unterbringen! Startet unsere Reise mit einem stetigen Südkurs dürfen wir nun nordwärts in türkisblauem Wasser, nebst flachen Eilanden noch einmal die Distanz von Lefkas (Great Inagua) bis Pula (Grand Bahama Island) besegeln. Stundenlange Passagen mit einer handbreit Wasser unter dem Kiel und Schnorcheln mit Haien stehen auf dem Plan. Und was ist eigentlich eine Bahama Mama?

- 08.03.2023 – 29.04.2023
- Great Inagua – Great Abaco Island
- 838 sm
- mit dabei: Alice, Wolfi
- 14 mal Schnorchelspaß
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High Noon in Matthew Town
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Nach 36 Stunden Motorfahrt kommt kurz vor Ankunft auf der südlichsten Bahamasinsel Great Inagua – auch Wilder Westen der Bahamas genannt – ein Wildwestwind auf, der uns daran hindert, vor dem Port of Entry Matthew Town zu ankern. Wir wettern also die erste Nacht in einem exponierten, doch windabgewandten Riff ab. So weit entfernt vom Land im Nirgendwo haben wir noch nie geankert. Den kleinen Hafen erreichen wir am nächsten Morgen. Schwarze Balken schieben sich von oben und unten ins Bild und die folgenden Szenen muss man sich in Breitbild und sepia vorstellen. Die Tür zum Sheriffsdepartment schlägt auf und zwei Gestalten betreten die Szenerie. Es sind der Sheriff und sein Deputy, die uns insgesamt 380 $ abknöpfen – so teuer sind wir noch nirgends eingereist!

Szenenwechsel. High Noon auf der Suche nach Lunch. Hoch über uns kreisen die Geier. Die Sonne am Zenit, ein räudiger Straßenköter versperrt uns den Weg. Müde, aber forsch hält er auf uns zu. Nur mit einer Finte gelingt es uns, ihn abzuhängen. Staubbedeckt doch unversehrt betreten wir den Saloon. Völlig ausgestorben, doch die Barfrau serviert uns zwei hungrigen Reisenden Burger. Abblende. Der nächste Tag.


Wir sichern uns einen Liegeplatz am Verladedock, um unsere Wasser- und Dieselvorräte zu füllen. Hafenmeister George schickt ein Telegramm an die beiden Tankstellen der Stadt, die beide absagen, da ihre Zapfhähne trocken sind. Seit längerem ist kein diesellieferndes Dampfschiff mehr vorbeigekommen. Er stellt mir also seinen Bekannten Onetooth Joe vor, einen pensionierter Salzfabrikarbeiter, der in der ganzen Stadt dafür bekannt ist, haarige Angelegenheiten zu regeln.


Wir tuckern in der Nachmittagshitze kreuz und quer durch die Geisterstadt. Gesäumt von wenigen, teils verfallenen Häusern, rollt über die geradlinigen Straßen höchstens ab und zu ein verdorrtes Grasbüschel. Wir unterhalten uns und ich erfahre, dass Joe schon seit seiner Geburt hier in der Stadt lebt. Ob es hier immer so ruhig ist? Yes, very quiet, all the time. Wo bekommt man denn hier frisches Gemüse? Am Markt, aber nur wenn die schwimmende Postkutsche gerade angelegt hat. Sie kommt nur einmal pro Woche und die Vorräte sind dann schnell vergriffen.
Wir bleiben vor Joes Haus stehen. Ich schaue mich um und sehe gleich neben dem Grundstück einen rosaroten Salzsee. Auch hier ist es komplett ruhig, nur ein paar Kojoten heulen in der Ferne. Joe steigt aus und verschwindet hinter dem Haus, ich warte im Auto. Nach drei Minuten kommt er mit einem menschgroßen Fass wieder und lädt es ein.
Als nächstes halten wir an einer verlassenen Tankstelle. Joe steigt aus, klopft an eine Seitentür, nennt das Passwort und spricht dann mit einer Frau, die mir bekannt vorkommt – sie hat uns gestern im Saloon unsere Burger serviert! Joe kommt zurück und wir fahren um den Block in einen Hinterhof, in dem ein weißer Tanktruck steht. Als das Fass gefüllt ist, zahle ich bei der Saloon- & Tanktruckfrau einen überhöhten Bargeldbetrag ohne Rechnung und wir machen uns noch rechtzeitig vor dem Abendrot auf den Rückweg. Ich will mich mit 10 $ für Joes Hilfe bedanken. Er will lieber 20 $. Ich habe immerhin gut eine Stunde seines turbulenten Tages in Anspruch genommen und es ist ja nicht seine Schuld, dass das üblicherweise angebotene Dieselservice genau heute nicht in Betrieb ist.




Zurück in der Jetztzeit fahren wir mit frisch gefüllten Tanks und Vorratskammern Richtung Norden in die Man O War Bay. Die 380 $ zum Einklarieren erlauben uns, in den Bahamas mit maximal sechs Leinen gleichzeitig maximal fünf Fische pro Person und Tag zu fischen. Also jetzt oder nie. Wir checken uns im nächstbesten und einzigen Angelladen improvisiertes und überteuertes Equipment zum Fischen mit Schleppleine und bringen diese erstmals aus. Insofern erfolgreich, da wir uns nicht damit verletzen. Kurz vor Ankunft am Tagesziel beißt dann ein wohl etwas zu großer Fisch unseren halben Wobbler ab. Werten wir als Teilerfolg. Im spiegelglatten Wasser der Man O War Bay werfen wir dann noch ein paar Mal die Schleppleine aus und sind fasziniert, dass Fische scheinbar aus dem Nichts spawnen und sich für die Leine interessieren. Anbeißen will aber keiner und eigentlich sind wir darüber fürs Erste gar nicht so unglücklich. Eins nach dem anderen. Jedenfalls haben wir einen neuen Skill freigeschaltet, der ab jetzt geübt wird.


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Lieblingsfarben & -fische
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Nachdem wir von unserer Startinsel Great Inagua aufgebrochen sind, ankern wir im Hogsty Reef, einem von nur drei echten Riffatollen im Atlantik. Das hufeisenförmige Atoll wird begrenzt durch zwei Sandhaufen – einer davon mit defektem Leuchtturm. Die vorherrschende Flaute hält leider die Wellen nicht davon ab, über das Riff zu brechen und uns eine schaukelige Nacht mitten im Nirgendwo zu bescheren.





Unser nächster Schlag führt uns nachts Richtung Nordwesten. Bei fast spiegelglattem Wasser gleiten wir mit einer leichten Brise mit supergemütlichen 3 kn durch den Ozean und erreichen Acklins Island am späten Vormittag. Der Ankerplatz bietet etwas Schutz vor Schwell, sonst aber im Grunde nichts. Wir warten hier zwei Tage auf segelbaren Wind und wollen eine herannahende Front für unsere Überfahrt auf die Jumentos Cays nutzen.


Was für eine schlechte Idee! Statt der angesagten 30 kn (eh schon viel!) für eine halbe Stunde, erwarten uns in der Realität bis zu 45 kn und wir kämpfen uns in dieser stockfinsteren Nacht sieben Stunden lang durch einen waschechten Sturm mit Wellenbergen und Regengüssen. Im Zuge dessen müssen wir auch unseren Kurs ändern, um mit dem Wind im Rücken abzulaufen. Bis etwa 3 Uhr früh sind wir beide wach und halten uns mit Gebrüll und Gesang wach. Dann wechseln wir uns im 15 Minuten Takt ab, wobei wir jeweils unmittelbar einschlafen, wenn wir das Ruder übergeben. Statt vormittags kommen wir gegen 17 Uhr völlig hinüber auf einem gut geschützen Ankerplatz im Süden von Ragged Island an. Der Wind wird im Laufe des Tages schwächer und um 19:30 gehen wir ins Bett schlafen erst mal 12 Stunden durch. Crew und Schiff sind unversehrt.
Nachdem die letzten Tage über Wasser aber sonst nicht so viel los war, wollen wir im Folgenden mal die Gelegenheit nutzen euch in einer subjektiv-meeresbiologischen Pseudoanalyse ein paar unserer Lieblingsunterwasserbewohner der Karibik vorzustellen:
Sergeant Major: Ein etwa handgroßes, süßes Fischlein, das überall in der Karibik zu Hauf herumschwimmt. Klassisch fischförmig mit dunklen Streifen und gelbem Rücken beäugen sie uns zumeist ganz neugierig und unerschrocken. Wir salutieren, wenn wir ihnen begegnen.
Prinzessinnen-Papageifisch: Wäre der Name nicht schon lustig genug, haben sie stets ein entzücktes, aber leicht verlegenes Lächeln auf dem Schnabel. Dabei wirken sie mit ihrer teils beeindruckenden Größe von fast einem Meter und ihrem besonders hübsch schimmerndem Schuppenkleid immer volksnah und hocherfreut einem zu begegnen.
Gelbschwanzschnapper: Dieser eher unscheinbar aber köstlich aussehende Fisch begegnet uns das erste Mal auf Pidgeon Island vor Guadeloupe und bleibt uns durch seine besonders zutrauliche Art in Erinnerung. Wir schwimmen ihm ein Stückchen nach, wenn man aufhört ihm nachzuschwimmen kommt er zurück und schwimmt um uns herum. Wir nennen ihn besonders kreativ Frechfisch.
Königs-Feenbarsch: Diese winzigen, halb orange, halb violetten Fischlein verstehen das Konzept von Oben und Unten so gar nicht. Wir begegnen ihnen mehrmals beim Tauchen, wo sie sich kopfüber in kleinen Überhängen verstecken. Oben ist da, wo das Riff nicht ist – egal ob horizontal, vertikal oder verkehrt herum.
Zweifarben-Gregory: Diesem interessanten Fisch begegnen wir in den Bahamas das erste Mal. Üblicherweise blau-gelb, war unser Exemplar weiß-weiß, dennoch nicht weniger territorial. Er hat es sich unter unserem Schiff gemütlich gemacht und unseren gesamten Kiel, inklusive der Badeleiter zu seinem Territorium erklärt. Seine geringe Größe, von etwa einer Handfläche, macht er mit Aggressivität wett. Beim Rausklettern aus dem Wasser hält Bernhard ihn mit zwei Flossen an den Händen fern, was Gregory nicht davon abhält immer wieder auf ihn zuzuschwimmen. Was für ein wütender Zwerg.
Gartenaale: Diese etwa 30 cm langen, bräunlichen Würmchen sind die Nachbarn, die man nicht haben möchte. Vor Peter Island in den BVIs ankern wir über einem Schwarm (?). Nähert man sich auf einen Meter, verschwinden sie im Boden. Nach wenigen Sekunden tauchen sie wieder senkrecht auf, stänkern und drohen einem mit der Faust, die sie gerne hätten.
Große Tümmler: Endlich, endlich sehen wir unsere ersten karibischen Delfine! Sie besuchen uns in der Bucht in Acklins Island. Bernhard hüpft gleich ins Wasser uns kann sich bis auf ein paar Meter nähern. Da sie ein Junges dabei haben wollen sie aber nicht spielen. Der magischen Kraft eines Bootsbugs können sie sich aber doch nicht entziehen und so begleitet uns die ganze Schule von etwa 20 Großen Tümmlern aus der Bucht hinaus.


Man merkt, wir haben seit längerem keinen Kontakt zu anderen Menschen gehabt, dafür viele neue Fischfreunde und -feinde (ich schau dich an, Zweifarben-Gregory).

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Bahama Glück – Bahama Pech… Jumentos Cays
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Die Jumentos Cays: Die Inselkette im Südwesten der Bahamas ist beliebt aufgrund ihrer völligen Abgeschiedenheit von der Zivilisation. Über insgesamt 70 sm erstrecken sich ca. 50 sehr kleine bis winzige Inselchen. Sie sind unbewohnt, es gibt keine Infrastruktur, keine Handymasten.
Von Ragged Island, der Südspitze der Jumentos Cays, wo wir nach unserer stürmischen Überfahrt ankommen, segeln wir nach einem komatösen Schlaf ein paar Meilen nach Norden in die Middle Pen Bay auf Hog Island. Hier haben Segler vor vielen Jahren begonnen, ein kleines Lager mit Hütte und Grillplatz zu bauen, das stetig erweitert und verschönert wird. Durch diese, man kann es schon fast Infrastruktur nennen, ist die Bucht ein bekannter Sundowner-Treffpunkt für Langfahrer und Ruhesuchende. Da wir schon länger keine Menschenseele mehr gesehen haben, packen wir Bier und Screwdriver ein, setzen mit dem Dinghi über und schließen uns einer kleinen, aber illustren Runde an. Hauptsächlich treffen wir amerikanische Pärchen, die regelmäßig herkommen, aber auch eine Crew, die mit uns gemeinsam bei der ARC Europe von Bermuda auf die Azoren segeln wird.









Hog Cay
Am nächsten Morgen nutzen wir das schöne Wetter für einen Spaziergang. Wir erkunden einen der vielen, ebenso von vorbeikommenden Seglern geschaffenen Wanderpfade, die nach dem Motto Folgt dem Schuh! mit angespültem Müll wie Flip Flops deutlich markiert sind.









Bernie’s Trail, Hog Cay
Wieder zurück am Boot bin ich gerade noch beschäftigt mit dem Herrichten der Angelleine – zwei Minuten später liegt auch schon ein ansehnlicher Grouper (Zackenbarsch) am Heck der Mêlée. Ein Fischer hat neben uns angehalten und uns seinen frischen Fang verkauft. Auch gut! Erst mal ab in den Kühlschrank damit – er geht sich gerade so aus.
Von Hog Island geht es auf die unspektakuläre Insel Buenavista Cay, die wir als kurzen, nächtlichen Zwischenstopp und zum Ausnehmen, Entschuppen und Filetieren des Groupers benutzen. Das gelingt für den ersten Versuch überraschend gut, und wir genießen frische Barschfilets in Limetten-Knoblauch-Marinade. Die zweite Hälfte des Fisches gibt es am nächsten Tag dann in einem ebenfalls wunderbaren Linsen-Grouper-Eintopf.







Nächste Station: Flamingo Cay. In der kleinen, bestens gegen Wind und Welle geschützten Bucht Coconut Bay teilen wir uns den Ankerplatz mit fünf weiteren Monohulls, während in der Bucht vis-a-vis zwei Katamarane liegen. Alles fein säuberlich getrennt. Beim Einfahren in die Bucht sehen wir im klaren Wasser den Umriss eines Bullenhais, von denen vier Exemplare bekanntermaßen die Bucht bewohnen. Hier wird also besser nicht geschnorchelt, aber wieder erkunden wir per Dinghi die Insel und finden eine zerklüftete Landschaft mit Salzteichen, in denen tausende winzige, knallrote Shrimps wohnen. Diese waren einst das Futter der namensgebenden Flamingos, die die Insel aber schon vor längerem verlassen haben. Die kleinen schnuckeligen Shrimps gedeihen nun ohne Fressfeinde vor sich hin.














Shrimpinsel Flamingo Cay
Und weiter geht es im wieder einmal recht streng gesetzten Zeitplan. Die letzte, nördlich gelegene Insel der Jumentos, die wir besuchen ist Water Cay – allerdings nur für einen Brunchstopp. Denn bevor ein länger dauernder Nordostwind uns das Leben schwer machen sollte, wollen wir Long Island erreichen und damit wieder zivilisierte Gefilde.





Die letzte Etappe dorthin erweist sich als spannend, weil sie durch den flachen Comer Channel führt, den wir laut Seekarte nur bei Hochwasser passieren können. Außerdem ist es richtig ungemütlich, weil regnerisch, windig und kalt. Lange Hose-Weste-Jacke-Haube-kalt. Nach erfolgreicher Passage des Comer Channels, der dann gar nicht so flach war wie befürchtet, ankern wir also in der Thompson Bay auf Long Island, schlüpfen aus dem Ölzeug und wärmen uns erst mal mit einem heißen Tee auf. Die Wettervorhersage zeigt keine Besserung in den nächsten 48 Stunden.
Wir wissen nicht, was wir von unserer bisherigen Zeit in den Bahamas halten sollen. Wunderbare Tage mit einsamen Stränden und gutem Wetter wechseln sich ab mit Sturm, Regen, Schwell und Kälte. Uns fehlen vor allem die konstanten Bedingungen, wie wir sie noch in den BVIs hatten, eigentlich in der ganzen Karibik bisher: Ostwind. Auf wolkenlosen Himmel und zwei Tage hintereinander schönes Wetter warten wir bisher vergeblich. Um es mit Jimis Worten auszudrücken: Come to the Bahamas, they said. It’s nice and warm, they said…
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Hund, Katze, Regen
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Long Island sollte der zivilisierte Anlaufpunkt nach Tagen im Nirgendwo werden – Restaurants, Wifi, Supermarkt, mittwochs gratis Chicken Wings im Liquor Store etc. – aber alles nicht so einfach. Von den versprochenen Restaurants finden wir nur eines, das hat aber kein Wifi, geschweige denn gratis Essen, obwohl Mittwoch ist! Wifi finden wir dann nach 20 Minuten Gehweg im kühlschrankkalten Tourist Office. Wifi > Essen. Nach der eisigen Internetsession plündern wir den wirklich gut ausgestatteten, aber erwartungsgemäß sehr teuren Supermarkt. Noch teurer ist nur der Liquor Store – 3 $ für eine Dose 0,3 l Bier.
Das einzige richtige Restaurant der Insel machen wir dann auch noch ausfindig und besuchen Tiny‘s Hurricane Hole am Abend mit dem Dinghi. Die Zufahrt ist bei Niedrigwasser so flach, dass wir den Außenborder nicht benutzen können, der Wind ist aber zu stark, um zu paddeln. Heldenhaft steigt Bernhard kurzerhand mit Schuhen aus und wartet durch das kniehohe Wasser mit Dinghi und mir im Schlepptau Richtung Dock. Das Restaurant ist dann aber wirklich sehr nett und zum Glück so informell, dass Bernhard dort barfuß nicht unangenehm auffällt. Der anschließende lange Rückweg gegen Wind, Welle, Nieselregen und Dunkelheit trübt dann die gute und wohlig gesättigte Stimmung kurzfristig noch ein kleines bisschen.


Long Island
Auch der nächste Morgen begrüßt uns kalt und grau. Diese Wetterlage hält seit nunmehr drei Tagen an und sollte sich erst am übernächsten Tag endlich bessern. Der nächste Schlag führt uns wieder durch einen flachen Kanal in den Norden der Insel in die Calabash Bay, wo wir nach guten Segelbedingungen am späten Nachmittag ankern.
Noch im Stockdunkeln starten wir unsere nächste Etappe gen Norden um 5 Uhr früh. Die Überfahrt bietet erneut einen gemütlichen Halbwindkurs und nach 10 Stunden erreichen wir die flache Bucht New Bight im Südwesten von Cat Island. Als wir bei Niedrigwasser in ca. 2,3 m flachem, und wie immer türkisem Wasser ankern, liegt der Vergleich mit einem Swimming Pool schon sehr nah. Da die nahegelegene Siedlung – diesmal wirklich! – Restaurants, Takeaway, Wifi, Supermarkt, Wäscherei, Bäckerei etc. etc. bieten soll, starten wir einen nachmittäglichen Landgang.
Von den namensgebenden Tieren gibt es hier eigentlich keine, dafür begegnen wir am Rückweg von unserer Erkundungstour einem Rudel wilder Hunde. Während sie uns verbellen und näherkommen, bewaffne ich mich in Panik schon einmal mit Steinen vom Wegesrand. Bernhard, der mich zuerst noch auslacht, beginnt nach einer Minute ebenfalls, nach Nahkampfwaffen Ausschau zu halten. Zum Glück stimmt es, was man sagt – Hunde, die bellen, beißen nicht. Beziehungsweise verlieren sie mit wachsender Distanz das Interesse. Puh. Die Steine sukzessive wieder fallen gelassen, führt unser gruseliger Weg vorbei an einem verlassenen Farmhaus, ein paar Gräbern, einem Mangrovensumpf, einem ausgebrannten Auto, einem noch kokelnden gerodetem Waldstück, außerdem naht die schwarze Luft und eine Fledermaus schwirrt um uns herum. Vorbei am Krankenhaus und der Schule bringt uns der Pfad dann aber doch in die Zivilisation zurück.
Auf den Schreck fahren wir dann rasch wieder mit dem Dinghi zurück zum Boot und werfen das erste Mal in den Bahamas den Griller an, da wir in Long Island frisches Gemüse erstanden haben, es einmal nicht regnet und auch der Wind das kleine Flämmchen an Deck zulässt.
Den nächsten Vormittag verbringen wir mehrere Stunden in der großartigen Wäscherei und arbeiten Wäsche von drei Wochen auf. Bei der Dinghirückfahrt hat der Wind um höchstens 15° gedreht hat, sodass kurzfristig – natürlich genau wie wir mit der frischen Wäsche mit dem Dinghi unterwegs sind – eine ziemliche Welle in die Bucht hereinkommt. Es wäre zwar eine ironische Story, aber wir schaffen es zurück aufs Boot, ohne mit dem Dinghi zu kentern.
Außerdem erstehen wir noch eine paar Lebensmittel im gut ausgestatteten Supermarkt und Kuchen und Weckerl in der Bäckerei, die hier tatsächlich existiert. Wir sind hin und weg von dem umfangreichen Angebot von Cat Island.




New Bight, Cat Island
Von unserem Fixziel Nassau trennen uns jetzt nur noch zwei Etappen – eine 20-stündige auf die Insel Highborne Cay und ein 10-stündiger Schlag nach Nassau, wo wir einen Marinaliegeplatz reserviert haben.
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Bilderbuchbahamas
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Endspurt Richtung Nassau! Doch davor noch ein kurzer Abstecher in die Exumas. In diesem beliebte Segelrevier wollen wir in naher Zukunft noch einige Zeit verbringen. Die Inselkette startet südlich von Nassau und erstreckt sich über gut 120 sm Richtung Süden bis Great Exuma.
Eine etwas rollige Nachtfahrt bei leichtem Rückenwind führt uns als Vorgeschmack auf die Exumas auf die Insel Highbourne Cay. Auf der Fahrt dürfen wir eine riesige Delfinschule mit mehreren zuckersüßen Kälbern in unserer Bugwelle begrüßen. Entzückend!



Wir ankern in einer gut geschützten und netten Bucht im Norden der Insel in dem Moment, als der Wind komplett einschläft. Optimal. Am Nachmittag kommen wir das erste Mal in den Bahamas dazu, ausgiebig zu schnorcheln – kein Regen, keine Welle, keine Bullenhaie, ab unter Wasser! Wir liegen eher zufällig gleich neben einem weitläufigen und lebendigen Riff im seichten Wasser und besuchen alle unsere Lieblingsfische. Zum krönenden Abschluss begegnet uns noch eine gigantische Schildkröte mit Geleitschutz von gleich zwei Schiffshaltern (bzw. Schildkrötenhaltern). Mit Rumpunsch in der Hängematte und einem Tacodinner haben wir unseren ersten bahamischen Bilderbuchabend. Während es wärmer wird in den Bahamas, werden wir wärmer mit den Bahamas.








Highbourne Cay
Dann geht es aber früh weiter, auf die letzte Etappe unserer Odyssee nach Nassau. Des Ankernden Freud ist des Seglers Leid – die Flaute hält an und wir dümpeln 30 sm bei kompletter Windstille und brütender Hitze dahin. Nahe der Marina, in der wir einen Liegeplatz reserviert haben, ankern wir noch eine Nacht vor Athol Island. Es ist fast ein Kulturschock, wie viele Ausflugsboote, andere Segler und Jet Skis vorbeibrausen. Als Ausblick bieten sich Strände mit Touristen, Luxusvillen und Hochhäuser dar.
Am nächsten Morgen fahren wir nur ein kurzes Stück nach New Providence Island, wo die Hauptstadt der Bahamas Nassau liegt. In der Harbour Marina werden wir freundlich empfangen von Schildkrötenretter und Dockmaster Peter dem Griechen und seinem Team. Unser Liegeplatz wird uns als besonders bahamisch verkauft – er ist nämlich zu flach für den Tiefgang der Mêlée. Kein Problem, sagt Peter, bei Niedrigwasser bekommen wir eine Unterwasserschiffreinigung mit Schlammpackung gratis dazu! Wir müssen ihm vertrauen, denn wir verlassen das Schiff für 3 Tage. Davor wird aber geputzt, proviantisiert, repariert und arrangiert, denn bald bekommen wir wieder Gäste, die wir abholen fliegen. Es liegen ein paar aufregende Tage am Festland vor uns!


Auch mal wieder ein Update zum Bootsleben: Seit mehreren Tagen ist der Ventilator unseres neuen Kühlschranks defekt (Drecksmodernesklumpert, der alte hat 30 Jahre durchgehalten!!). Das Problem lässt sich provisorisch gut beherrschen, da wir ihn einfach mit einem USB-Ventilator kühlen können und mittlerweile schon ein Ersatzprodukt besorgen konnten. In Athol Island streikt auch noch die Wasserpumpe. Wir verpassen ihr eine manuelle Spülung und füllen die Wassertanks bis zum Anschlag, was das Problem scheinbar gelöst hat. Außer mittlerweile drei verlorenen bzw. halbierten Schwimmködern zum Angeln ist aber alles intakt bei Schiff und Crew.
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Vice City Stories
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Die Taschen gepackt, Mêlée vertäut geht es mit dem Taxi Richtung Flughafen. Öffentlichen Verkehr gibt es auf den Bahamas praktisch keinen – der würde das Taxigeschäft ruinieren, erklärt uns die ehrliche Taxlerin. Da das eigenständige Fliegen von Flugzeugen erst ab San Andreas möglich ist, steigen wir eben als Passagiere in die Maschine und lassen uns mit rund 400 kn SOG eine knappe Stunde lang durch die Lüfte befördern. Während mir bereits Hits der 80er-Jahre wie I just died in your arms tonight, Keep on loving you, Kids in America, Creatures of the night oder Atomic im Ohr herumgeistern, wird die Landschaft draußen bereits zu farblich übersättigten Polygonen.


Miami Beach fühlt sich an wie nach Hause kommen. Scheinbar endlos breite Strände direkt an der City, pinke Hochhäuser, der bunt beleuchtete Ocean Drive. Kindheitserinnerungen an die neonbunten, kantig gezeichneten 80er-Jahre werden wach, von temporeichen Fahrten mit teuren Sportwägen und actiongeladenen Verfolgungsjagden mit der Polizei, die meist mit dem Umlackieren des eigenen Autos endeten. Die Standorte der meisten versteckten Päckchen kann ich noch auswendig.








Miami Beach
Wir erleben den erwartet krassen Kulturschock, als wir in Vice City – äh, Miami Beach – ankommen. Menschenmassen, sechsspurige Straßen, Restaurants, soweit das Auge reicht und optimale Versorgungsmöglichkeiten für jede Situation. Im Air B&B versammeln wir unsere Gang – Alice und Wolfi, die uns in die Bahamas begleiten werden und Kathi, Flo und Roland, die gerade einen Florida-Roadtrip unternehmen.






Ocean Drive, Miami Beach
Wir besorgen schon mal Tortillas und Müsliriegel, die in der Karibik gar nicht oder nur zu abartigen Preisen zu bekommen sind. Apropos teuer: Die Preise fürs Essen gehen sind hier genauso überhöht wie auf den Bahamas und for our convenience ist ein Trinkgeld von bis zu 25 % bereits mit auf der Rechnung. Zudem wird man ständig von lauter Musik beschallt, weil die Leute dann schneller essen und früher wieder gehen, wie uns Kathi informiert. U-S-A! U-S-A! Wir nutzen trotzdem das vielfältige Angebot und erfüllen unsere Hauptmission – jeden Tag Essen gehen – ganz ok.
Die Nebenmission, ein Ersatzteil für unseren Bordkühlschrank zu besorgen, schließen wir dank einer schnellen Amazonlieferung und companion Wolfi mit Leichtigkeit ab, und so bleiben uns neben den geplanten Besorgungen tatsächlich ein paar Stunden, um Miami zu genießen. Wir erkunden Wynwood, ein ehemaliges Industrieviertel mit kunstvoll bemalten Fassaden und kleinen Bars und Miami Beach mit seinen Marinas und Stränden. Aus vertraulicher, aber nicht ganz überzeugender Quelle erfahren wir, dass am Strand Schusswaffenverbot herrscht, da die Waffen durch den feinen Sand beschädigt werden könnten.



Wynwood
Den Abschluss bilden Little Havanna, wo wir kubanisch snacken und Downtown, wo wir Runde um Runde mit der automatisierten, kostenlosen Einschienenbahn zwischen den Wolkenkratzern umherflitzen. Nur die Nebenmission Everglades ist aufgrund von Zeitmangel leider fehlgeschlagen.










Downtown
Auf dem Rückflug vom Escobar International Airport zurück in die Bahamas sind wir dann zu viert, da Alice und Wolfi uns für 10 Tage an Bord der Mêlée begleiten werden. Wilde Verfolgungsjagden auf Miamis Straßen sind diesmal zum Glück ausgeblieben, dafür sind wir gut gesättigt und wieder voll Vorfreude auf ein paar einsame Buchten.




Metro Mover, Downtown
Falls unsere Mêlée die paar Tage alleine auf ihrem seichten Liegeplatz gut überstanden hat, werden die Exuma Cays das nächste Ziel sein. Die Erwartungen sind hoch – Schweine, Sandstrände und Korallenriffe warten darauf, eingehend erkundet zu werden.
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Schwimmende Schweine – schockierte Schnorchler
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Nach dem Bezug der Mêlée zu später Stunde durch die Crew, dem erfolgreichen Einbau des neuen Kühlschrankventilators und dem notwendigen Proviantisieren am nächsten Tag sputen wir uns recht spät nach Hochwasser aus der Marina und schaffen es gerade noch so, nicht im Sand stecken zu bleiben. Den Schlag zu den nördlichen Exumas, den wir erst vor wenigen Tagen bei Flaute zurückgelegt haben, dümpeln wir jetzt in die umgekehrte Richtung bei ähnlicher Wetterlage dahin.



Harbour Club Marina, Nassau
Wir erreichen Allan’s Cay am späten Nachmittag und starten sofort eine kleine Probeschnorchelrunde, um das neue Equipment, das sich Alice und Wolfi zugelegt haben, zu testen. Zudem holen wir den obligatorischen Begrüßungsrumpunsch nach, für den es uns am Vortag schon zu spät war. Am nächsten Vormittag wird die Schnorchelrunde schon etwas ausgeweitet und wir besuchen die dicht besiedelte Insel Leaf Island. Die Bewohner des Sandhaufens sind jede Menge Iguanas, die von Touristen mit Früchten an Stöckchen gefüttert werden. Wir haben leider keinen Salat für sie übrig, aber sie posieren trotzdem für unsere Fotos. Weiter gehts mit Flossenantrieb zu einem einzelnen Korallenbrocken, der mitten im weißen Sand des Flachwassers steht und in dem es von Fischlis aller Art nur so wimmelt.








Allan’s Cay
Gegen Mittag verholen wir uns vor die nahegelegene Highbourne Cay, wo wir am Weg nach Nassau schon geankert haben, und erkunden nun noch einmal zu viert bei ziemlicher Tidenströmung das weitläufige Riff. Wieder keine Haie.
Nach diesem gemütlichen Einstieg machen wir am nächsten Tag ein paar Meilen Richtung Süden. Gegen den Wind sind wir langsamer als erhofft und erreichen am Nachmittag unser Plan B Ziel Shroud Cay. Der folgende Landausflug per Dinghi enttäuscht jedoch nicht. Wir befahren eine Lagune, die nicht karibischer aussehen könnte. Flaches, warmes Wasser, Sand, Palmen, Muscheln auf der einen, Mangroven auf der anderen Seite. Ohne weitere Highlights zu entdecken, genießen wir den Spaziergang durch den feuchten, muschelübersäten Sand.









Shroud Cay
Doch jetzt wollen wir zum Plan A Ziel – Pig Beach! Was als spaßiger Am Wind Schlag beginnt, endet als elendiges Gestampfe unter Motor gegen die Wellen. Wieder schaffen wir den geplanten Weg nicht ganz und ankern für eine Nacht vor Pipe Cay. Der Sprung am nächsten Tag ist dann aber wirklich so kurz, dass wir noch vor Mittag die Meerschweine auf der Insel Big Majors Spot besuchen!




Unsere Abenteuer und Erlebnisse auf dieser Insel hat Wolfi für uns von der KI chatGPT zusammenfassen lassen:
Es war ein sonniger Tag auf den Bahamas, als Bernhard, Pia, Alice und Wolfgang mit ihrem Segelboot auf dem glitzernden türkisfarbenen Meer unterwegs waren. Sie waren beste Freunde und hatten sich für einen aufregenden Segelausflug entschieden. Der Wind blies ihnen sanft um die Nase und die Wellen trugen sie immer weiter hinaus auf das Meer.
Eines Tages beschlossen sie, eine mysteriöse Insel zu besuchen, von der sie gehört hatten. Die Insel war berühmt für ihre wilden Wasserschweine, die äußerst aggressiv sein sollten, wenn man versuchte, sie zu füttern. Trotzdem wollten die Freunde unbedingt diese Tiere sehen und vielleicht ein paar Bilder machen.
Als sie auf der Insel ankamen, bemerkten sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Die Atmosphäre war unheimlich und die Luft roch nach Gefahr. Plötzlich kamen die Wasserschweine aus dem Gebüsch und begannen auf die Freunde zu zu rennen und wild um sich zu beißen.
Bernhard griff zu seinem Zauberstab und sprach den Zauber Schildus! aus, um sich und seine Freunde zu schützen. Doch die Wasserschweine waren so zahlreich und aggressiv, dass sie sich nicht so leicht abwehren ließen. Pia erkannte, dass sie etwas anderes versuchen mussten und rief den Zauberspruch Verdunkelus! aus, um die Wasserschweine zu verwirren.
Doch das funktionierte nur für kurze Zeit und bald waren sie wieder von den Tieren umzingelt. Alice, die am meisten von den Bissen der Wasserschweine getroffen wurde, war inzwischen ohnmächtig geworden. Wolfgang erkannte, dass sie schnell handeln mussten, um aus dieser gefährlichen Situation zu entkommen.
Er zog seinen Zauberstab und rief den mächtigen Zauberspruch Pulverisierus! aus, der eine gigantische Staubwolke auf die Wasserschweine herabregnen ließ und sie vorübergehend blind machte. Die Freunde nutzten die Gelegenheit und flüchteten so schnell wie möglich zurück auf ihr Segelboot.
In Sicherheit und mit Alice in ärztlicher Behandlung, erkannten sie, dass sie ihre Abenteuerlust vielleicht ein wenig in Schach halten sollten. Aber sie wussten auch, dass sie ohne ihre Zauberstäbe und Zaubersprüche nie in der Lage gewesen wären, dieser gefährlichen Situation zu entkommen.
Voller Dankbarkeit und Ehrfurcht kehrten sie zurück zum Festland, und schworen sich, nie wieder unvorbereitet in eine gefährliche Situation zu geraten.
Auch wenn sich die Ereignisse fast genau so zugetragen haben, wollen wir noch ein paar kleine Richtigstellungen vornehmen. Also zurück zum Anfang:
Wie empfohlen bringen wir den Schweinchen geschnittene Erdäpfel mit, sehen aber zu spät das Schild: Kein Futter an den Strand mitbringen, sonst wird man gebissen. Gesagt, getan! Als Bernhard versucht, vor den herangaloppierenden Schweinen zu flüchten und gleichzeitig das Gemüsesäckchen loszuwerden, zwickt ihn ein, zum Glück nicht ganz so großes Exemplar in den Popo. Die Schweinchen schnappen sich in Folge also den ganzen Sack Erdäpfel und verkrümeln sich damit in die Büsche. Der gemüselose und schockierte Bernhard bleibt mit einem blauen Fleck zurück. Genau dieselbe Geschichte hören wir auch von einer anderen Crew. Muss man wohl wissen. Ohne Futter am Start sind die Schweine dann immerhin friedlich und lassen sich aus sicherer Distanz betrachten. Zudem schwimmen ein kleiner Ammenhai und ein riesiger Hornhecht im flachen Wasser herum. Das wahre Highlight sind allerdings die komplett asozialen und fast schon zu klischeehaften Touristen. Nervtötende Kinder, die mit ihren Stöcken quiekende Ferkel sekkieren, und betrunkene Eltern, denen alles egal ist.








Pig Beach, Big Major Spot
Soviel also zu dem lang ersehnten Superhighlight Pig Beach. Ein zweites vermeintliches must see wartet noch auf uns, doch dazu mehr in Kürze.
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Thunderball & lightning
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Noch psychisch und manche von uns körperlich gezeichnet von den schwimmenden Schweinen drehen wir noch eine kurze Schnorchelrunde, bevor wir 1 sm weiter Richtung Süden nach Staniel Cay tuckern. Dort sollen sich nicht nur ein Supermarkt und ein Restaurant befinden, sondern auch die Thunderball Grotto – ein Originaldrehort des gleichnamigen James Bond. Aufgrund vergangener Enttäuschungen in den Bahamas dürfen wir gespannt sein, was davon wirklich existiert.

Big Major Spot
Wir planen unsere Ausflüge strikt nach der Tide. Zum morgendlichen Hochwasser schaffen wir es mit ein bisschen Glück gerade noch so unsere Einkäufe zu erledigen. Es ist nämlich Karfreitag und von 10 bis 13 Uhr sind die Geschäfte zu, damit alle in die Kirche gehen können.





Vormittägliche Erledigungen auf Staniel Cay
Zum nachmittäglichen Niederwasser besuchen wir den beliebten und aus dem gleichnamigen James Bond bekannten Schnorchelspot Thunderball Grotto – eine Höhle, die nur bei niedrigem Wasserstand ihren Eingang, oder besser Einschwimm, für Schnorchler freigibt. Davor tummeln sich bereits viele Ausflugsboote und Dinghis. Sind wir wieder in eine Touristenfalle getappt? Nein! Es ist einmalig schön und der beeindruckendste Schnorchelspot, den wir bisher bewundern durften. Wunderschönes Wasser, tausende bunte Fische bereits vor der Höhle, ein Fischkindergarten und schließlich eine imposante Grotte mit mehreren verwinkelten, ertauchbaren Nebenhöhlen. Auch ohne entsprechendem 007 – Sean Connery, der übrigens der allererste Bond war, ein richtig beeindruckender Schauplatz.











Nachmittägliches Schnorcheln in der Thunderball Grotto, Staniel Cay
Zum abendlichen Hochwasser besuchen wir letztlich das Restaurant des nahegelegenen Yacht Clubs und genießen endlich unseren ersten Bahama Mama – wie immer in Amerika und Umgebung – aus Plastikbechern. Das Essen ist wie überall in der Karibik eh gut, aber nicht richtig gut und dafür ganz schön überteuert. Blunzenstricker, bald sind wir zurück!



Abendliches dinieren im Staniel Cay Yacht Club
Am nächsten Tag müssen wir uns aber wieder gen Norden sputen, da es für Alice und Wolfi einen Flug ab Nassau zu erwischen gilt. Nach einer Kombi aus Segeln und Motoren kommen wir in Norman’s Cay an, um am nächsten Tag hoffentlich zum letzten Mal die 30 sm nach Nassau bei erneuter Flaute zurückzulegen.



Unser vorerst letzter Ankerplatz zwischen Riff und Rose Island, nahe Nassau, bietet uns ein wunderbares Ambiente für einen Abschlussabend mit Hotdogs und Spielen und eine Abschlussschnorchelrunde mit zwei Schildkröten am nächsten Vormittag.





Rose Island
Beim Zufahren auf New Providence Island irritiert uns ein Dröhnen. Etwa unser Motor? Ein anderes Boot? Musik? Gewitter? Richtig ist manches davon. In ziemlicher Entfernung erspähen wir ein kleines Cargoschiff, auf dem eine ostermontägliche Riesenparty veranstaltet wird. Gleichzeitig: Donnergrollen. Am Abend sogar zwei Blitze – das erste richtige Gewitter, das wir in der Karibik erleben.
Kurz bevor uns Alice und Wolfi verlassen, verlässt uns das schöne Wetter nun für eine ganze Weile. Sturm, Schwell und Regen begleiten die beiden aus dem Land und lassen uns mit gleich mehreren Gründen zurück, ein Tränchen zu verdrücken.
Mittlerweise sitzen wir seit drei Tagen im Regen, organisieren dies und das, putzen jenes und sonstiges und spazieren hie und da zum nahegelegenen Starbucks. Bitte wieder die Sonne aufdrehen, oder wenigstens den Wind etwas runter – danke!


Harbour Club Marina Nassau
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E58 – Viel Lärm um Stinki
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Starkwind, kalter Regen und ein Schwell, dass es nur so stampft, das sind unsere letzten Tage in der Marina in Nassau. Da besagter Schwell aufgrund unseres für diese Bedingungen ungünstigen Liegeplatzes die ganze Nacht ohrenbetäubend gegen den flachen Heckspiegel klatscht, übersiedeln wir für zwei Tage in die Bugkabine – eine Premiere und schön zu wissen, dass es keine Zumutung für unsere Gäste zu sein scheint. Wir verbringen viel Zeit an Land, gewöhnen uns an unsere tägliche Domino’s Pizza mit extra knusprigem Kräuter-Knoblauch-Rand und die tägliche Starbucks-Kaffee-Wifi-Kombi.
Da wir erst am nächsten Tag unsere neu befüllte Gasflasche abholen können, der Liegeplatz aber teuer und vor allem ungemütlich ist, ankern wir anschließend eine Nacht im Eastern Channel gleich vor der Marina. Es ist Freitagmorgen und wir genehmigen uns erstmals seit längerem auszuschlafen und zu entspannen. Das Highlight des verdächtig ruhigen Vormittags ist ein Amerikanischer Stechrochen, der direkt neben dem Boot aus dem Wasser springt – das können die anscheinend!
Am Nachmittag lassen wir das Dinghi zu Wasser, um die Gasflasche abzuholen und ein paar letzte Einkäufe zu tätigen, doch unser bisher so treuer elektrischer Außenbordmotor streikt. Der Fehlermeldung E58 zufolge hat die Batterie einen ernsthaften Hardwarefehler und ist zu reparieren oder zu ersetzen… cool! Eine kurze Recherche zeigt, dass beides auf den Bahamas und insbesondere kurzfristig ein unmögliches Unterfangen ist.



noch immer Nassau
Wir wissen nicht genau, wie wir das freitags kurz vor Geschäftsschluss tatsächlich geschafft haben, aber eine knappe Stunde später stehen wir schwitzend mit einem brandneuen 3,5 PS Benzin-Zweitakt-Außenborder inklusive Sprit, einer neuen Gasflaschenfüllung und frischen Lebensmitteln an Bord der Mêlée. Noch einmal im Kanal vor Nassau ankern, das bedeutet in der Nacht aufgrund der Tidenströmung wieder die Wellen aufs Heck geklatscht bekommen. Dann heißt es wieder einmal: Nix wie weg hier! Und zwar in den Norden von Rose Island ins Snorkel Reef, das uns die Crew der Apatiki – mit der sich ein Treffen auf ein High Five im Eastern Channel beschränkt – empfohlen hat.
Das Snorkel Reef ist riesig und bietet mehrere Stunden Schnorchelspaß mit einer lebendigen Unterwasserlandschaft und den üblichen bunten Fischen. Wir genießen gleich zwei ruhige Nächte bei bestem Wetter mit Zeit für einen Strandausflug und der Gelegenheit, unser Unterwasserschiff zu reinigen. Wir schrubben und bürsten, bis der Großteil des glitschig-haarigen Bewuchses, alle Seepocken, Krabben und Muscheln entfernt sind und der Rumpf wieder kupfern glänzt – ein Knochenjob gefolgt von Muskelkater.








Snorkel Reef, Rose Island
Die nächsten beiden Wochen wollen wir zum karibischen Abschluss die nördlichen Bahamas erkunden und hoffentlich auch etwas genießen. Von Rose Island segeln wir kurzweilige sieben Stunden im Lee einer Insel- und Riffkette nach Eleuthera Island, wo wir gut geschützt ankern. Lee bedeutet in den Bahamas normalerweise trotzdem Wind, aber keine Welle. Im Verlauf des Abends beobachten wir wie rundherum dunkle Wolken aufziehen, gefolgt von Wetterleuchten und Blitzen in der Ferne. Gegen 21 Uhr zieht dann das Gewitter auch über uns drüber und es wird für kurze Zeit ruppig und regnerisch, immer begleitet von beeindruckenden Blitzen in allen Himmelsrichtungen. Auf eine dann doch ruhige Nacht folgt ein sehr ungemütlicher Morgen, da der Wind um 180° dreht. Wir flüchten in Folge weiter Richtung Norden vor die kleine Insel Russell Island, wo wir flaches, spiegelglattes Wasser vorfinden.




Current Settlement, Eleuthera Island
Als Jungfernfahrt unseres neuen Außenborders flitzen wir nach dem obligatorischen feierlichen Zündkerzenputzen in das nahe Strandrestaurant, schlürfen Cocktails und dinieren überdurchschnittlich gut, für bahamische Verhältnisse. Abgesehen von Lärm, Gestank und Benzin-Öl-Gemisch auf Haut und Haute Couture ein guter Einstand für den Motor. Stinki II stinkt nun mehr denn je.



Sandbar, Russell Island
Nach einer ruhigen Nacht und erneuter erfolgreicher Autopilotkalibrierung – diese stand seit Wochen an – lernen wir 2 sm weiter Brian Dale kennen: Ein kanadischer Seenomade, der mit Gitarre, Mikrofon und beachtlicher Soundtechnik an Bord seines über 50 Jahre alten Segelboots herumreist und die Leute mit seiner Musik begeistert. Nach persönlicher Einladung per Dinghi gibt er für uns und zwei Ankernachbarn ein kleines Privatkonzert auf seiner Farfalla. Den Abschluss des bis dahin wunderbaren Abends bildet dann Strike One des neuen Außenborders. Da er wiederholt abstirbt und der Wind aufgefrischt hat, zieht uns Brian mit seinem Dinghi nach Hause. Gilt das dann als Groupies abschleppen?



Brian Dale vor Spanish Wells, Russell Island
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Nördliche Bahamas
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Chillen vor Russell Island
Der neue Außenbordstinker bringt uns am nächsten Tag überraschend problemlos in die kleine, 1 sm entfernte Stadt Spanish Wells. In der ruhigen und beschaulichen Siedlung flitzen die Bewohner und Urlauber standardmäßig mit benzinbetriebenen Golf Buggys durch die Straßen. Schnell, langsam, zum Termin, Sightseeing, Gütertransport – alle Zwecke übernehmen die Buggys. Wir besuchen den sympathischen Buddha’s Snack Shack und konsumieren dort ein frittiertes Hendl, einen Ananasburger und die gesamte Wifi-Bandbreite. Lunchen macht in den Bahamas immer ein bisschen mehr Spaß als dinieren.








Spanish Wells, Russell Island
Die letzte Nacht in dieser Gegend verbringen wir vor Egg Island, die selbst bei kreativer Interpretation in keinster Weise eiförmig ist. Die Bucht bietet keinen sehr ruhigen Liegeplatz, aber den optimalen Absprungsort zum Übersetzen in den Norden der Bahamas. Außerdem zahlt sich ein Landausflug aus, denn wieder einmal finden wir uns in wilder, zerklüfteter Mangrovenlandschaft wieder, mit kleinen Flüssen und einem großen Salzsee. Noch während wir dort herumwandern, merken wir, wie sich die Landschaft dank des Tidenhubs mehrmals täglich ändert und so entdecken wir in kleinen Wasserlöchern manche der uns bekannten Rifffische. Auf dem kurzen Weg zurück streikt der neue Motor wieder, und unsere Nachbarn schauen interessiert zu, wie wir die letzten Meter paddeln.












Egg Island
Tagwache 5:00 Uhr, denn der folgende Schlag auf die nördlichste Bahamasinsel Great Abaco Island wird gut zwölf Stunden dauern und wie überall in dieser Gegend will man aufgrund des flachen Wassers lieber nicht im Dunkeln ankommen, sondern bei noch gutem Licht und mit Eyeball Navigation den Ankerplatz erreichen. Die ersten Ankernachbarn starten bereits um 4 Uhr früh in dieselbe Richtung und den ganzen Tag überholen uns andere Segler und Motorboote mit demselben Ziel. Es wuselt auf der Route. Letztlich brauchen wir knapp 13 Stunden, von denen wir über die Hälfte gut segeln können. An unserem Planziel Little Harbour bekommen wir erstmals in den Bahamas keinen Ankerhalt, auch nicht nach drei Versuchen. Wir schaffen es aber noch vor Sonnenuntergang ins Lee der Insel Lynyard Cay, wo wir zwei Nächte verbringen.








Lynyard Cay
Der Norden der Bahamas ist etwa anders als die Gegenden, die wir bisher besucht haben – und das waren durchaus weite Teile. Der Hauptinsel Great Abaco Island sind östlich fast durchgehend Riffe und kleinen Inseln vorgelagert. So fühlt es sich hier einerseits dank spiegelglattem Wasser und andererseits wegen der seegrasbedingten grünen Wasserfarbe an wie ein See.
Nach einer Nacht vor Tilloo Cay segeln wir einen coolen Schlag im Zickzack zwischen Riffen und Sandbänken nach Marsh Harbour, von wo wir unsere Passage nach Bermuda starten wollen. In der großen, flachen Bucht liegen wir Seite an Seite mit zahlreichen anderen Monohulls, Katamaranen und Motortrawlern. An Land gibt es all die Infrastruktur, die wir brauchen: Wäsche, großer Supermarkt, Restaurants, Zoll – uns stehen noch ein paar organisatorische Tage bevor.

Einmal rund um Sugar Loaf Cay
Inzwischen laufen die Langfahrtvorbereitungen auf Hochtouren und wir schlichten und inventarisieren Konserven hin und her und machen erste Pläne für daheim. Nur noch zwei Monate und davon fast ein ganzes unterwegs mitten am Atlantik.
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I think this is starting to end
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Für die Ereignisse, die sich in der thematisierten Nacht in Marsh Harbour auf Great Abaco Island abspielen, fehlen mir fast die Worte, obwohl wir uns mittlerweile als geübte Blogger bezeichnen könnten.
Leichter Südwind und Abendstimmung in der dicht beankerten Bucht – wir sind gerade fertig mit dem Abendessen. Bernhard hat uns mal wieder eine köstliche Lasagne zubereitet. Beim Wegräumen und Abwaschen beginnt es zu nieseln und wir freuen uns, dass wir uns gerade schon unter Deck eingemummelt haben. 20 Minuten später um 21:20 Uhr krängen wir. Krängen ist die Schräglage des Segelschiffs bei Halb- oder Am Windfahrt. Vor Anker passiert das üblicherweise nicht. Und doch legt es uns jetzt so schief, dass Gegenstände aus den Regalen fallen und vom Tisch rutschen. Was passiert denn hier? Ich vermute, dass wir im Sand stecken und uns eine Böe umkippen will. Dann krängen wir auf die andere Seite. Der Tiefenmesser zeigt 3,5 m – definitiv keine Grundberührung. Inzwischen Starkregen. Wir kippen wieder zurück nach backbord. Gegenstände festhaltend und einsammelnd versuchen wir selbst nicht umzufallen und herauszufinden, in welcher Lage wir uns befinden.
Über uns zieht ein Gewittersturm, wie wir ihn noch nie erlebt haben. Dichtester Regen, dass man nicht den eigenen Bug sehen kann, Blitze und 50 kn Wind – das ist der stärkste Wind, den wir in unseren bisherigen Seglerkarrieren erlebt haben. Shit. Als Sicherheitsmaßnahme drehen wir den Motor auf, dann können wir nur hoffen, dass der Anker hält und dem Funk lauschen: Anyone dragging in Marsh Harbour? Scheinbar halten alle Anker der rund 30 Mitstreiter gegen den Sturm. Da der Wind aber die ganze Nacht über um 360° und in den ersten 20 Minuten um über 180° dreht, kommt es zu Annäherungen zwischen verschiedenen Schiffen, die sich über Funk organisieren und teils mit hoher Drehzahl in oder gegen ihre Ankerketten dampfen. Am Funkgerät vernehmen wir nach einer knappen Stunde auch den aufmunternden Funkspruch: I think, this is starting to end. Unglaublicherweise sind wir aus allem fein raus: Der Anker hält, keine Schiffe und kein Flachwasser in unserem Radius. Etwa eine Stunde fürchten wir uns unter Deck mit laufendem Motor, machen Kontrollblicke durch den dichten Regen und tracken dabei einen perfekten Kreis.
Um bereit zu sein für weitere Ausbrüche dieser Art – das Wetterradar gibt mehrdeutige Informationen – richten wir uns zwei Kojen im Salon her und finden dann gegen Mitternacht, bei nur noch rund 20 kn Wind, Schlaf.




Marsh Harbour, Great Abaco Island
Die restliche Nacht verläuft jedoch ruhig und der Morgen verhöhnt uns mit spiegelglattem Wasser und leichtem Südwind. Das Gefühl dieses nächtlich einsetzenden Starkwinds begleitet uns noch eine Weile.
Am nächsten Tag sind wir aber gut beschäftigt mit Wäsche waschen, Gas füllen, Wasser um 60 $ kaufen etc. Vor unserer anstehenden 700 sm Passage nach Bermuda gönnen wir uns aber noch einen Tag Auszeit:
Im nahegelegenen Mermaid Reef, einem scheinbar künstlich angelegten Riff, treffen wir die frechsten Fische, die uns je begegnet sind. Rasch fühlen wir uns gestalkt und drehen nach einer kleinen Runde wieder um.








Mermaid Reef, Great Abaco Island
Mit Blick auf den malerischen Leuchtturm in Hope Town auf Elbow Cay verbringen wir dann einen ausgesprochen gemütlichen Abend.




vor Hope Town, Elbow Cay
Vor der tatsächlichen Abfahrt gönnen wir uns noch eine Nacht in der Harbour View Marina wieder in Marsh Harbour, was das Befüllen diverser Tanks und Verstauen diverser Utensilien um einiges erleichtert. Zum Abschluss ein Captain’s Dinner. Leichter Südwind – unsere Zeit in der Karibik beginnt zu enden.




Abschlussabend in der Harbour View Marina, Marsh Harbour
