Wir haben also die 2.000 sm Atlantik gemeistert und sind jetzt hier um unseren Preis einzuheimsen - türkisblaues Wasser (Haie?), weiße Strände (Untiefen?), Palmen (Kokosnüsse auf den Kopf?), Rumpunsch (Hoppalas?),...


- 10.12.2022 – 11.01.2022
- Port Louis, Grenada – Saint Pierre, Martinique
- 369 sm
- Mit dabei: Andi, Benni
- 41 Rumpunsch geschlürft (dabei nur eine Verletzung)
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Spice Island Grenada
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Genug der Nacherzählungen und Aufarbeitungen. Wir versuchen unsere Erlebnisse und Eindrücke wieder einigermaßen aktuell zum Besten zu geben.
Am Samstag, den 10. Dezember verlassen wir also die Port Louis Marina St. Georges und damit den geschützten Rahmen der ARC und begeben uns Richtung Süden. Als erstes Boot der Pier-Q-Gang, bestehend aus Polly, Griselda, Zola und Mêlée, machen wir uns auf den Weg – doch es ist ein sehr kurzer. Aufgrund unseres recht späten Aufbruchs (noch Einkaufen, noch Geld abheben etc.) wechseln wir nur in das Bojenfeld außerhalb der Hafenbucht. Aufgrund eines hier untypischen Nordwestwindes wird es eine Nacht mit ungemütlichem Schwell.

Im Vergleich zum Winter in Europa verläuft die Sonne hier in einer steileren Bahn. Das heißt von Dämmerung bis zur absoluten Dunkelheit vergehen nur wenige Minuten. Der Tag-Nacht-Rhythmus lässt sich jedoch ungefähr mit daheim vergleichen – um 7 Uhr wird es hell, um 18:00 Uhr ist es stockfinster. Ein ungewohntes Gefühl bei nächtlichen Temperaturen von 24°C.
Der nächste Tag bringt zwei Stunden gemütliches Segeln und wir ankern schließlich in der gut geschützten Woburn Bay an der grenadinischen Südküste. Vor einer sehr grünen, von Mangroven überwucherten Küste sehen wir auch viele andere ARC-Boote wieder. Wir sind nicht zufällig hier gelandet, denn eine kurze Dinghifahrt durch eine Riffpassage entfernt liegt das versteckte, sehr karibisch anmutende Restaurant Island Fever. Von diesem haben wir einen Gutschein bei der Siegerehrung gewonnen, und einem geschenkten Gaul… Wir speisen vorzüglich und genießen einen Rumpunsch mit Aussicht auf Palmenstrand und Schildkröten, die regelmäßig ihren Kopf aus dem Wasser strecken (Pia ist Schildkrötenskeptikerin und zweifelt bis heute deren Existanz an). Ein perfekter Abend – wäre ich nicht beim Verlassen des Restaurants umgeknöchelt, was die nächsten Tage durch Spitalsbesuch, Knöchelschiene und Medikamente etwas durcheinanderbringen sollte. Mehr zu diesem Thema zu schreiben wird aber hoffentlich nicht nötig sein, deshalb weiter im Programm.



Eine immerhin wettertechnisch ruhige Nacht später begeben wir uns nur ein paar hundert Meter weiter in die Clarke‘s Court Marina, wo wir ein länger aufgeschobenes Ruderservice durchführen lassen. Eine Arbeit, die überraschenderweise keine weiteren Probleme aufdeckt. Beim Frühstück tags darauf erleben wir einen ersten sturzbachartigen Regenguss, den wir abwettern, bevor wir uns zwei Buchten weiter in die Mt. Hartman Bay verholen.


Zwischen den Buchten ist genaue Navigation erforderlich, da etliche Felsen und Riffe bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen. Dank elektronischer Hilfe und deutlich erkennbar brechender Wellen an diesen Stellen aber kein Problem. Die Crew der Griselda, die wenige Meter von unserem Ankerplatz entfernt in der Marina liegt, lädt uns zu abendlichen Drinks auf deren Schiff ein. Am nächsten Morgen treffen wir uns auf english und carribean breakfast in der Secret Harbour Marina. Zweiteres beinhaltet unter anderem eingesalzenen Fisch, Kokosbrot und gebratene Plantains (Kochbananen). Es nieselt immer noch, ein Wetterumschwung steht bevor. Für die nächsten (mindestens) 7 Tage ist schönes Wetter mit starkem Nordost- bis Ostwind angekündigt.
Nach dem Frühstück verlassen wir die Südküste von Grenada – jetzt geht es nordwärts. Nach drei Stunden, in denen Wind und Seegang aus vorhergesagter Richtung bereits spürbar sind, machen wir einen Ankerstopp in der Black Bay. Ich erahne schon von Weitem, dass wir das einzige andere ankernde Schiff dort an der Küste kennen und tatsächlich treffen wir zufällig die Crew der Zola. Nachdem sie uns in St. Georges zu Kuchen eingeladen haben, dürfen wir uns jetzt mit selbst gemixtem Rumpunsch revanchieren. Ein wunderbarer Abend vor malerischer Kulisse mit Steilküste und Mangroven, bei dem auch noch mein Knöchel professionell osteopathisch behandelt wird.



Frühmorgens geht es weiter Richtung Norden und die nächste Etappe wird ein Kampf. Großteils gegen 25 kn Wind und Welle, teils segelnd, teils motorend, stampfen wir nach Tyrell Bay auf der Nachbarinsel Carriacou, die Grenada zugehörig ist. Wir kommen erst in der Dunkelheit an und in kurzer Folge werfen wir zuerst den Anker und dann den Griller an.
In der riesigen Tyrell Bay ankern etwa 200 Boote, viele davon Bekannte und gute Bekannte (Polly und Zola machen auch hier Stopp am Weg nach Martinique). Die Küste bietet einen gut ausgestatteten Marine Store (brauchen wir immer), zwei größere Supermärkte und den Paradise Beach mit Ausblick auf Sandy Island – ein Sandhaufen mit Palmen.






Beim Ausflug dorthin bestaunen wir einmal mehr das großartige grenadinische Bussystem. Private Personen mit 8-Sitzern, die Platz für mindestens 20 Fahrgäste bieten, fahren entlang von 9 fixen Routen. Die Haltestellen sind variabel. Um einzusteigen winkt man einem Bus, wird vom Fahrer angehupt oder vom Anwerber angebrüllt, ob man mitfahren möchte. Um Auszusteigen klopft man auf das Dach oder teilt einem der beiden Offiziellen seinen Haltewunsch mit. Das Ganze wird untermalt von dröhnendem Dancehall und einer Folge von rasenden Fahrtgeschwindigkeiten und abrupten Stopps – zu einem Preis von unter 1 €. Es ist großartig.
Zurück nach Carriacou. Wir wollen am nächsten Morgen Diesel und Wasser aufzufüllen. Nach einer Tauchaktion an der Tankstelle, weil sich ein Festmacher um den Propeller gewickelt hat (missglückte Kommunikation zwischen Crew und Tankwart), wollen wir uns jetzt einmal drei Tage Pause gönnen, bevor wir die erwartungsgemäß anstrengende etwa 30-stündige Etappe nach Martinique in Angriff nehmen.
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Trois Îlets
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Wir ankern also wie geplant drei Nächte mit zahlreichen anderen Booten in der Tyrell Bay in Carriacou. Die Versorgung in den kleinen Supermärkten ist gewöhnungsbe- bis dürftig. Wir staunen über die amerikanisch anmutende Produktauswahl, die wir nur aus US-Serien kennen: Rainbow Sugar Sprinkles, Pancake Syrup, etliche verschiedene Marken Peanut Butter, Corned Beef und vieles mehr. Die Preise, besonders von importierten Markenprodukten, aber auch für Standardprodukte wie Wasser oder Gemüse sind ungewöhnlich hoch. Die Käseauswahl ist traurig – es gibt Cheddar. Immerhin, aber das ist ja wohl das mindeste, gibt es eine riesige Auswahl an Rum in verschiedenen Farben und Konzentrationen. Rum bis 70 % Alkohol und aufwärts ist für den Inlandsgebrauch üblich. Meist wird er aber auf 69 % verdünnt, um ihn im Flugzeug transportieren zu dürfen. Wir kaufen nur das Nötigste und hoffen auf bessere Versorgung drei Inseln weiter nördlich, nämlich auf Martinique, das Frankreich und damit der EU angehört.
Wir lassen die drei Tage vor Anker eher ruhig angehen und machen keine großen Sprünge, auch dank eines nicht voll funktionsfähigen linken Sprunggelenks. Wir flitzen aber viel mit dem Dingi durch die Bucht und treffen auf bekannte Boote mit bekannten Gesichtern (Polly, Zola).




Tyrell Bay, Carriacou
Dann klarieren wir aus und machen uns auf nach Martinique, eine Etappe, die unangenehm werden wird, da Wind, Welle und Strömung gegen uns laufen. Wir planen konservativ 30 Stunden für die 135 sm, doch selbst das sollte sich als überambitioniert herausstellen. Nach ein paar Stunden Amwindkurs mit gereffter Genua dreht der Wind immer ungünstiger, unter Sturmfock gegen Welle und Strömung segeln wir schließlich sehr langsam und ungemütlich Richtung Norden. Nach einer durchkämpften Nacht entscheiden wir uns für einen Zwischenstopp in Saint Lucia, um nicht erst in der Dunkelheit in Martinique einlaufen zu müssen. So verbringen wir eine Nacht vor Anker in Rodney Bay, wo wir immerhin geschützt genug liegen, um wieder dem liebgewonnenen Prozedere aus Anker werfen und Griller anheizen nachgehen zu können.





Die restliche Etappe nach Fort de France, Martiniques Hauptstadt, legen wir in 6 Stunden unter recht guten, aber böigen Bedingungen zurück und werfen erneut den Anker direkt vor dem namensgebenden Fort. Plötzlich ist alles anders, fast vertraut. Wir haben Internet dank EU-Roaming, zahlen mit Euro, die Supermärkte haben ein großes, gewohntes Sortiment und normale Preise. Brot und Käse (Emmentaler, Camembert, Brie, Frischkäse, Geheimratskäse, Edamer, Gouda etc. etc.) sind frisch und köstlich. Einziger Nachteil für uns: Es wird Französisch statt Englisch gesprochen. Der Babbel-Account wird reaktiviert, um Notfallkommunikation sicherzustellen. Bisher kommen wir aber mit Englisch sehr gut durch.






Fort de France, Martinique
Nach einer eher unruhigen ersten Nacht wird die zweite durch eine Reihe klitzekleiner Ärgernisse nochmal etwas ungemütlicher. Eskalationsstufe 1: Gelsen – zu Weihnachten. Während wir noch beschäftigt sind Abwehrmechanismen zu installieren, werden wir schon aufgefressen und versuchen unsere Stiche zu kühlen. Stufe 2: Regen. Es regnet hier ständig. Üblicherweise aber nur ganz wenig und ganz kurz. Nach der Gelsenphase beschäftigen wir uns also mit Fenster auf, Fenster zu, Fenster auf, Fenster zu. Eskalationsstufe 3: Ein vorweihnachtliches Livekonzert. Start der Musik 4:00 Uhr Früh. Bis 7:30 wird die Bucht mit dröhnenden Bässen in bemerkenswerter Lautstärke beschallt. Eigentlich ein cooles Konzert, aber was soll diese Uhrzeit!? Pünktlich zu Konzertende startet Phase 4: Die Fähre. Im 30-Minutentakt rast sie zwischen Fort de France und Trois Îlets hin und her und schüttelt uns mit ihrem Schwell durch. Nix wie raus hier. Und es ergibt sich schön, dass wir der Fähre an ihr Ziel folgen.
Da die Marinas über Weihnachten ziemlich ausgebucht sind, ist es ein Glücksgriff, dass wir kurzfristig in der kleinen Marina Trois Îlets (um welche drei Inseln es sich bei diesem Namen handeln soll bleibt ungeklärt) 3 sm südlich von Fort de France ein Plätzchen für drei Tage bekommen. Ein verstecktes und außergewöhnlich windgeschütztes Plätzchen mit guter touristischer Infrastruktur.





Trois Îlets, Martinique
Am Abend des 24. Dezember drehen wir frevelhaft im Hafen unser Ankerlicht auf, um unseren lang erwarteten Gästen mit Kevin vong Bethlehem den Weg zu leuchten. Wir begrüßen Andi und Benni zum nunmehr dritten Mal auf der Mêlée – stilecht mit Rumpunsch am Steg. Bei einem gemeinsamen Weihnachtsessen bei 25°C dürfen wir uns im Cockpit unserer dekorierten und beleuchteten Mêlée über allerhand Grüße von Daheim freuen.




Da der Wind bis Jahresende nicht wirklich nachlassen soll, planen wir zu viert noch eine Weile Martinique zu erkunden.

Wir sind mobile Palmen.
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Von Regenbögen und Schildkröten
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Das ist die Geschichte von vier Haudegen: Andi die Angstfreie, Benni der Bärtige, Bernhard der Belastbare (außer sein Sprunggelenk) und Pia die Panische.
Unsere vier Helden beginnen sich gerade nach einem schnieken Weihnachtsbrunch im Cockpit der Melee in der Marina Trois-Îlets auf Martinique im fresskomatösen Zustand zurückzuziehen, als Pia zu brüllen beginnt. Doch was sollte die drei müden und überfressenen Freunde erwarten? Andi und Bernhard kommen zurück und sehen, was Pia sieht: Ein wilder Iguana! Zu deutsch ein grüner Leguan, wissenschaftlich ein Iguana Iguana. Auf gut Deutsch eine gewaltige Eidechse. Das von Schnauze bis Analöffnung rund 1 m lange Exemplar spaziert in aller Seelenruhe über den Steg und lässt sich von allen Seiten fotografieren und filmen. Auch Benni kann schließlich der Faszination nicht mehr widerstehen und schließt sich der Gruppe an.
Ein Regenguss.
In der nächsten Trockenphase begeben sich die vier Reisenden frohen Mutes zum nächstgelegenen Strand – ein windgeschützter Bilderbuchstrand mit Palmen, weißem Sand und Badewannenwasser. Danach machen sie sich auf zum Strandeln nach den besten Souvenirs in diesem touristischen Örtchen, einem Cocktailzwischenstopp und einem Besuch der Pizzeria im Marinagelände.
Ein Regenguss.









Trois-Îlets, Martinique
Am Montag, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, machen sich die vier Musketiere auf, um ihren sicheren Hafen Richtung Süden der Insel zu verlassen. Dafür nehmen sie eine rund einstündige Motorfahrt gegen den Wind in Kauf. Doch was sie in der Bucht Grand Anse d’Arlet erwartet, ist unvorstellbar: Beim ersten Schnorchelgang entdecken Benni und Andi eine riesige Schildkröte. Ein Wesen, das von manchen unserer Protagonisten bisher für ein mystisches Fabelwesen gehalten wurde. Es sollten in den nächsten 24 Stunden noch viele weitere folgen. Endlich kann auch Pia die Panische (oder Skeptische?) von der Existenz dieser wundersamen Lebewesen überzeugt werden. Nach der ungefähr zehnten Sichtung sind sich unsere Helden jedoch immer noch nicht über die Schildkrötenart einig – Grüne Meeresschildkröte oder doch Suppenschildkröte?
Ein Regenguss.











Grand Anse d’Arlet, Martinique
Zur Feier der meeresbiologischen Entdeckungen (es folgen noch Goldflecken-Schlangenaale, diverse kleine tropische Fische und gefleckte Adlerrochen) gönnen sich die fantastischen Vier eine schmackhafte Bootsgrillerei und den einen oder anderen Rumpunsch.
Weitere Regengüsse.









Nach einem schmerzhaften Abschied von den neuen Meeresfreunden zieht das trimagische Quartett weiter Richtung Süden, um vor St. Anne unter dem Regenbogen ihren Anker zu werfen – insgesamt drei Versuche braucht es. Benni verliert kurz die Hoffnung, wirft sich danach aber heldenhaft ins Wasser um die sichere Lage des Ankers zu überprüfen. Zwischen den schier endlosen Segelbooten, die in dieser Bucht ankern, bahnen sich die vier Durchnässten mit ihrem Dingi einen Weg Richtung Land. Doch was ist hier passiert? Entsetzt stellen sie fest, dass mittwochs Ruhetag ist und nahezu alle Lokale geschlossen sind. Zum Glück findet Spürnase Benni in einer gut versteckten Gasse ein kleines, vollständig ausgestorbenes Lokal. Mutig und vom Hunger angetrieben trauen sich die vier knurrenden Mägen hinein und ihr Heldenmut wird mit einem unerwartet köstlichen Mahl honoriert.
Viele nächtliche Regengüsse.




St. Anne, Martinique
Bevor die Abenteurer die Weiterreise nach Le Marin antreten können, vertreiben sich die vier Zauberschüler sich den verregneten Vormittag mit Harry Potter unter Deck. Einzig das Dingi ist mit der Wetterlage höchst unzufrieden und versucht davonzufliegen – gerade noch rechtzeitig kann es von Bernhard und seinen tapferen Mitstreitern gerettet werden.
Starker Wind und Regenguss.


Guter Dinge machen sich die vier Frohgemüter schließlich auf den Weg zu ihrem 1 Seemeile entfernten Ziel. Sie erwarten eine ruhige Fahrt unter Motor zwischen ein paar Riffs hindurch. Doch was sie wirklich erleben sind starke Böen, viele Regenschauer und – was ist das? Seltsame schmale Holzsegelboote mit rechteckigen Segeln und mindestens 15 Menschen an Bord kreuzen im Affenzahn mehrmals ihren Weg. Offenbar wollen diese Gefährte unsere Einfahrt in den Hafen verhindern. Mühevoll steuert Pia mit Hilfe weiterer Augenpaare die Mêlée zwischen den Hindernissen hindurch und durchnässt schaffen es die vier Leichtmatrosen doch noch relativ unkompliziert an einer Boje anzulegen. Gefeiert wird die Ankunft mit reichlich Cocktails in der Happy Hour eines Marinalokals und einer deftigen, spätabends zubereiteten Lasagne an Bord.





Le Marin, Martinique
Ein Regenguss.
Am Freitagmorgen beschließen die vier Furchtlosen, das stürmische Wetter auf Martinique hinter sich zu lassen und fahren mit vorsichtiger Besegelung Richtung Rodney Bay auf der Insel St. Lucia. Die meterhohen Wellen beeindrucken vor allem Benni den Bartträger und Andi die Angstfreie, die dann doch ein paar vorsichtige Hilfeschreie am Steuer nicht unterdrücken kann. Passend zur bisherigen Reise werden wir in Rodney Bay begrüßt mit…
…einem heftigen Regenguss.
In der Marina Rodney Bay beginnt das Drittel Dutzend den Silvestertag zu planen. Eine penible Vorbereitung ist gefragt, denn nach einem Brunch muss noch zwei Mal gefeiert werden: Um 19 Uhr mit Wien und um 0 Uhr mit dem Rest der Insel.
Dunkle Wolken ziehen auf.
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Prosit 2023
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Unser Silvestertag beginnt in der Rodney Bay auf Saint Lucia mit einem ausgiebigen Sektbrunch – unter Deck, denn es regnet mal wieder. Für den restlichen Tag sollten wir allerdings von weiteren Schauern verschont bleiben und der Tisch im Salon kann eh mehr Speis und Trank tragen als der kleine Cockpittisch.

Nach dem Brunch planen wir einen dezemberlichen Strandausflug, der jedoch ein paar Abenteuer für uns bereithalten sollte. Das Anlanden mit dem Dingi in Strandnähe stellt sich bereits als fordernd heraus. Wir heben es auf dem scharfkantigen Betondock an Land, um es vor Reibung zu schützen. Alles verstaut bemerken wir erst die Schilder No Trespassing. Aber für wo gelten diese Schilder? Sind wir drinnen oder draußen? Nach weiteren hitzigen Diskussionen, ob das kleine Beiboot hier in der Auslage für Diebe steht oder wir gar eine Anzeige wegen Landfriedensbruch erhalten, beschließen wir, dass schon alles passen wird, lassen das Dingi hier geparkt und machen uns auf den Weg Richtung Strand.
Doch wo gehts hier zum Strand? Links, rechts, über den Berg? Rechts – Ok. Nach wenigen Metern werden wir von mehreren Personen herangewunken. Oder doch verscheucht? Herangewunken – Ok. Ein aufgeregter Mann schwatzt uns sogleich ein super Sonderangebot für vier Liegen und zwei Sonnenschirme auf. Er begleitet uns ans andere Ende des Strandabschnitts, um dann festzustellen, dass wir von East Caribbean Dollar und er von US-Dollar gesprochen hat. Letztlich können wir unseren ersten Erfolg im Feilschen feiern: Statt für 40 US-Dollar bekommen wir letztlich zwei Liegen und einen Schirm für 30 EC-Dollar (ca. 10 €). Der aufgeregte Mann zeigt uns auch den besten Schnorchelspot des Strands: Einen Stein. Das aufregendste, das wir schließlich schnorchelnd entdecken ist eine tote Krabbe. Wir lassen also Schnorchel Schnorchel sein, plantschen in den Wellen und wälzen uns im weißen, weichen Sand. Dunkle Wolken ziehen auf, doch es bleibt trocken.





Zurück zum Dingiparkplatz geht es über einen matschigen Pfad, um dann festzustellen – das Dingi ist noch da! Es hat auch keinen Strafzettel und keiner hindert uns daran es wieder zu Wasser zu lassen und damit davonzubrausen. Alles überraschend gut gegangen bei unserem ersten silvesterlichen Strandausflug.





Nach einem kurzen Dip in den kleinen Marinapool beginnen wir Ö3 zu streamen und uns anzuhören, was wir das letzte halbe Jahr an Hits und musikalischen Meisterwerken verpasst haben. Nach dem Streamen von Dinner for One beginnt der Countdown 5 – 4 – 3 – 2 – 1 – 19 Uhr! Wir lassen die Korken knallen und legen eine Mischung aus Walzer und Ausdruckstanz auf den Steg. Unsere holländischen Stegnachbarn sind wenig beeindruckt bis genervt und nehmen Reißaus. Generell zieht es die Leute eher in die Lokale, als dass sie Boots- oder Stegpartys feiern. Naja, mehr Steg für uns.



Wir kochen und verschmausen Chili – das Racletteset hat es nicht mit aufs Boot geschafft – und spielen Spiele. Eh alles wie daheim. Nur eben mit Meeresbrise. Und dann nähert sich die Uhr Mitternacht. Andi räumt noch schnell die hängende Wäsche von der Reling in den Salon – gerade noch rechtzeitig. 5 – 4 – die Party nebenan läutet bereits das neue Jahr ein – 3 – 2 – 1 – nichts. Kein Feuerwerk auf dieser Insel!? Doch, aber wie die meisten Dinge hier läuft alles etwas gemütlicher. Wenige Minuten später können wir farbenfrohe Lichtexplosionen aus allen Himmelrichtungen beobachten. Wir prositen mit Rumpunsch.




Dann beginnt Bernhard das Schiff neu zu vermessen – eine Silvestertradition unter Seglern. Zumindest auf der Mêlée, ab sofort. Spannenderweise haben wir jetzt ein deutlich größeres Schiff! Vor der nächsten guten Idee verputzen wir sicherheitshalber das restliche Chili.
Wir dürfen auf ein wunderbares und aufregendes halbes Jahr zurückblicken. Das Gefühl aus dem Mittelmeer, nur einen langen Urlaub zu machen ist spätestens im Atlantik in unserem Kielwasser ertrunken. Die langen Etappen waren fordernde Abenteuer – anstrengend, aber eine Erfahrung, auf die wir nicht verzichten würden. Und hier in der Karibik ist alles nochmal anders. Fremd, spannend und (meistens) wunderschön.
In den 175 Tagen unserer Reise im Jahr 2022 haben wir 6.875 Seemeilen (12.733 Kilometer) zurückgelegt. Die meisten der Nächte am Schiff haben wir in Häfen verbracht, ca. 20 % in Fahrt, knapp 30 % vor Anker oder an der Boje und 3 Nächte an Land. Wir konnten 20 mal Delfine beobachten und hatten zwei Walsichtungen (aber in der Karibik sind Schildkröten die neuen Delfine). Wir durften 18 Freunde und Familienmitglieder als unsere Crew an Bord begrüßen. Während unserer Reise haben wir bisher 10 Länder besucht und auf 31 Inseln Fuß gesetzt.
Ähnlich wie nach dem Lesen einer Statistikinterpretation geht es uns am nächsten Morgen. Trotzdem schaffen wir es, unsere sieben Sachen zusammenzukramen und klar Schiff zu machen. Umringt von dunklen Wolken starten wir Richtung Süden. Die beiden Pitons Gros Piton und Petit Piton, die spitzen Berge, die auch auf der Flagge von St. Lucia abgebildet sind und uns beim ersten Vorbeifahren schon beeindruckt haben, sind das Ziel unserer Tagesetappe. Ein paar Regengüsse später passt uns Jules (Name von der Redaktion geändert), ein boat boy mit seinem Dingi ab, um uns zu einer Boje zu geleiten. Es fühlt sich wie eine Art Schutzgeld an, das man den boat boys zahlt, denn offizielle Mitarbeiter sind sie nicht. Die Offiziellen in der Pitonbucht aka Sugar Beach heißen nämlich Ranger und sie knöpfen uns auch offiziell noch Geld ab für die Benutzung der Boje im Marineschutzgebiet.



Das Glück ist uns hold an diesem Neujahrstag, denn kurz nach dem Anlegen verziehen sich die Wolken für eine kurze Zeit und wir können die über und über grünen und am Fuße mit Palmen gesäumten gewaltigen Berge zu unserer Linken und Rechten bestaunen und den Griller anwerfen. Pünktlich zum Essen regnet es dann wieder und wir bauen uns aus Handtüchern eine Kuchenbude (vgl. Zelt). Als wir später am Abend bemerken, dass der Schwimmkörper unserer Boje gerade davon treibt, entdecken wir an der Wasseroberfläche einige Hornhechte, die mit ihren spitzen Nasen angeblich Schwimmer durchbohren können, es aber nur ungern tun. Im Regen mummeln wir uns schließlich unter Deck ein und lassen den Neujahrsabend gemütlich ausklingen.




Piton Bay, St. Lucia
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Neues Jahr – neue Abenteuer
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Ein Gastbeitrag:
Liebes Schiffstagebuch!
Hier sind Andi und Benni!
Die zweite Woche unserer Karibikreise ist angebrochen. Wir wachen am 2. Jänner bei Sonnenschein zwischen den beiden Pitons in St. Lucia auf. Das herrliche Wetter kann nur eins bedeuten – Schnorcheln! Gemeinsam tauchen wir in ein wundeschönes Riff ab und entdecken allerhand bunte Fische. Eine richtige kleine Unterwasserwelt! Benni kann sogar einen Mann beim Speerfischen beobachten. Gestört wird die Idylle nur durch zwei Ereignisse:


1. Ein schnelles motorisiertes Dingi düst auf uns zu. Darauf zu sehen sind fünf stehende Männer. Bei genauem Hinschauen erkennen wir, dass zwei davon mit Schnorchel und Badehose ausgerüstet sind. Sie springen sogleich vom fahrenden Boot, tauchen kurz ab, nur um 30 Sekunden später wieder aufs Boot zu steigen und weiterzurasen. Ein seltsames Spektakel, dessen Sinn sich nicht ausmachen lässt.
2. Mitten während des Schnorchelgangs – alle vier sind im Wasser – rast ein weiteres Dingi auf unser Schiff zu. Darauf sitzt Jules, der uns bereits bekannte boat boy, und möchte uns einen fünf Kilo Sack Eiswürfel verkaufen. Bernhards Augen beginnen zu strahlen und zum Glück lässt sich Jules auf eine Bezahlung in Euro ein, denn die letzten EC haben die Ranger bekommen.
Zu Mittag beschließen wir unser Lager abzubrechen und wieder Richtung Norden der Insel zu fahren. Unser Ziel ist die wunderschöne Marigot Bay, eine kleine und gut geschützte Bucht mitten im Dschungel. Rings um uns befinden sich Mangroven (und Luxusyachten) und wenn nicht gerade eines der lauten Partyboote anlegt, um ein paar Betrunkene abzuladen, kann man sogar den Dschungelgeräuschen lauschen.
Den Abend möchten wir bei karibischem Essen in einem Lokal direkt am Wasser in den Mangroven ausklingen lassen. Die 2,5 Stunden, die wir auf unser köstliches Mahl warten müssen, lassen sich durch die gut gemischten Cocktails sehr leicht überbrücken.








Marigot Bay, St. Lucia
Beim Frühstück am nächsten Tag haben wir allerdings kein Glück. Im Marinalokal will man uns ein english breakfast für 42 US-Dollar andrehen! Nicht mit uns! Da verhandeln hier nicht funktioniert, wechseln wir ins Nachbarcafe und werden dort prompt von der gleichen Kellnerin, aber wesentlich unfreundlicher bedient.
Schon befinden wir uns auch wieder auf dem Rückweg nach Martinique. Die Rückfahrt verläuft wesentlich schneller als erwartet und nach mehreren Versuchen klappt es auch, den Anker zu legen – wie wir es aus Martinique gewohnt sind bei strömendem Regen und starkem Wind. Belohnt werden wir in der Les Anses d‘Arlet dafür mit einem malerischen Sonnenuntergang und einem Ausblick auf den netten Ort. Am nächsten Tag finden wir wunderschön klares Wasser vor, das wir natürlich gleich wieder mit unseren Flossen aufwirbeln. Auf gehts zur nächsten erfolgreichen Schnorchelrunde. Uns begegnen gleich mehrere Schildkröten und sogar ein Kraken!







Les Anses d’Arlet, Martinique
Angespornt von unseren bisherigen Ausflügen in die Unterwasserwelt beschließen wir, vor unserer Abreise noch einen richtigen Tauchgang zu unternehmen. In der Anse Mitan finden wir eine Tauchschule, die unseren vielfältigen Anforderungen entspricht. Am 5. Jänner wagen wir gemeinsam dieses Abenteuer und werden nicht enttäuscht. Dazu später mehr.
Am Abend des selben Tags finden wir uns in einem Lokal in der Marina Troit Îlets wieder. Wo ist die Zeit hin? Gerade erst haben wir unsere Reise auf diesem Steg bei einem weihnachtlichen Rumpunsch begonnen. Gemeinsam genießen wir jetzt unser Abschiedsfestmahl, das an Qualität und Service kaum zu überbieten ist.

Am nächsten Tag wartet eigentlich nur mehr die Abreise auf uns. Wir wollen den Weg zum Flughafen verkürzen und Bernhard und Pia möchten ihr Boot in einer Marina wieder auf Vordermann bringen. Nichts einfacher als das! Bernhard ergattert uns einen Platz in der nahegelegenen Marina Z’Abricots – und los gehts. Ernüchtert müssen wir vor Ort jedoch feststellen, dass man von unserer Reservierung nichts weiß. Um das Missverständnis zu klären, düsen Bernhard und Pia sogleich mit dem Dingi ins Marinabüro, während wir an der Boje warten. Zehn Minuten später erhalten wir auch noch die Nachricht, dass sie den Schlüssel für das Dingischloss an Bord vergessen haben und jetzt an Land festsitzen. Während ich langsam nervös werde (unser Flieger wartet!), beobachtet Benni seelenruhig durch das Fernglas ein Feuer, das offensichtlich an Land ausgebrochen ist. Schließlich löst sich aber doch noch alles in Wohlgefallen auf. Bernhard und Pia werden zum Boot chauffiert, erhalten einen Marinaplatz und sogar ein Abschiedsbier geht sich in der Marina noch aus. Ob oder was abgefackelt ist werden wir nie erfahren.



Mittlerweile sitzen Benni und ich um einige Erinnerungen, ca. 1.200 Fotos und ein paar französische Vokabel reicher am Flughafen in Paris. Es war bereits unsere vierte Woche als Teil der Crew auf der Mêlée. Gemeinsam haben wir vier verschiedene Länder bereist und drei unterschiedliche Crewshirts ergattert. Wir sind schon gespannt, was uns in Zukunft noch erwartet. Nehmt euch in Acht, Bernhard und Pia, das war noch nicht das Ende!
Schiff Ahoi!
Andi und Benni
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Au revoir, Martinique
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Da sind wir also wieder allein. Die Marina Z’Abricots ist ein guter Ort für unsere gewohnte Routine aus dem Mittelmeer: Putzen, einkaufen, Wäsche waschen. Dazu kommt noch das Abdichten mehrerer Stellen an Deck, an denen wir leichten Regenwassereintritt vermuten. Testen können wir unsere Arbeit bisher nicht, denn seit Andi und Benni abgereist sind, regnet es kaum noch. Die Marina ist mitten in einem Industrie- / Neubaugebiet gelegen und schaut im Grunde aus wie die Donaustadt. Trotzdem gar nicht so schlecht hier.
Einen Tag später fahren wir nochmal eine kurze Etappe Richtung Süden. Die als ganz wunderbar beschriebene Anse Noire (Anse = Bucht) geht uns als Ziel noch ab und ist sich in den letzten zwei Wochen nicht ausgegangen. Leider kriegen wir dort keinen Platz und ankern somit in der unmittelbar angrenzenden Anse Dufour. Schon beim ersten Schorcheln entdecken wir die Ausläufer eines Riffs mit unzähligen bunten Fischen und Pflanzen, das dann in eine Sandfläche übergeht, auf der sich gewaltige Schwärme silbriger Fische in verschiedenen Größen tummeln. Highlights des Tages sind eine grasende Schildkröte und eine (wie immer) wütende Muräne.
Am nächsten Tag schnorcheln wir dann einen Großteil des Riffs entlang, das die Anse Noire und die Anse Dufour voneinander trennt. Ohne Aufwand und Kosten können wir hier fast die selbe Farbenpracht und Vielfalt bestaunen wie bei unserem Tauchgang. Riffe sind cool!!














Anse Dufour / Anse Noire
Danach starten wir wieder zu einer kurzen Etappe Richtung Norden, zu dem angeblich sehenswerten Ort Case Pilote. Dort angekommen können wir uns nicht recht für einen Ankerplatz entscheiden – Schwell, Böen, Felsen, naja… Endlich ringen wir uns zu einer Entscheidung durch, sind selbst nicht ganz mit der Position zufrieden und werden prompt von einem Fischerboot verscheucht. Sie wollen uns sogar einen Alternativplatz anbieten, der jedoch in viel zu seichtem Wasser und viel zu nah an den Felsen liegt. Wir geben ihnen zu verstehen, dass wir den Platz nicht wollen, woraufhin sie uns mit unhöflichen Gesten verabschieden. Nix wie weg hier – so schön hat der Ort eh nicht ausgeschaut. Am Weg Richtung Norden zu unserem Alternativziel Saint Pierre entdecken wir die weitläufige, wildromantische Bucht Fond Bouchant, in die wir sogleich abbiegen. Kaum mit der Nasenspitze in der Bucht fällt der starke, böige Wind auf Null Knoten – scheint gut geschützt zu sein. Auch ankern klappt wunderbar. Leider hält uns ein ungemütlicher Schwell die Nacht über wach. Als Notlösung können wir uns aber kaum beschweren. Am frühen Vormittag holen wir also rasch den Anker auf um – diesmal wirklich – nach Saint Pierre zu düsen. Oder eher dümpeln, mit Motor, denn seit Wochen haben wir das erste Mal zu wenig Wind zum Segeln.


Auch in Saint Pierre fällt es uns schwer, den richtigen Ankerplatz auszuwählen. Bevor wir jedoch zu tief ankern stellen wir uns lieber frech in die Poleposition direkt vor dem Dingidock. Saint Pierre liegt malerisch am Fuße des Vulkans Mount Pelée und an einer über und über grün bewucherten Steilwand. Gleich nach dem Ort beginnt tiefer Dschungel. Die Geschichte von St. Pierre ist keine fröhliche. 1658 haben europäische Besiedler den letzten karibischen Bewohner ausgelöscht. Und dann gibt es eben auch noch den Vulkan…
Mount Pelée ist im Mai 1902 das letzte Mal ausgebrochen. Der Vulkan gab bereits im April Vorwarnungen, aus logistischen und wirtschaftlichen Gründen sowie einer (vermutlich politisch motivierten) falschen Einschätzung der Gefahr wurde die Stadt jedoch nicht geräumt. Am 8. Mai 1902 starben alle der fast 30.000 Einwohner (heute leben hier nur noch knappe 6.000 Menschen) Saint Pierres innerhalb von Sekunden, außer zwei – ein Schuster und ein verurteiler Mörder, der im Gefängnis nichts vom Ausbruch mitbekam. Im Hafen sanken hunderte Schiffe. Zwölf der Wracke, darunter ein Dreimaster, sind heute beliebte Tauchziele.
Auf den Ruinen von 1902 wurden zum Teil neue Gebäude errichtet, sie werden als Begrenzungsmauern integriert oder sind als Monumente frei zugänglich. Wir besuchen die Ruine des Gefängnisses und des Theaters.

















Saint Pierre
Tags darauf wagen wir einen Dingiausflug zu einer 2004 als Attraktion versenkten Statue einer Meerjungfrau. Wir finden den Spot und machen Sightseeing unter Wasser. Eine nette Idee, aber überraschend unspektakulär im Vergleich zu den Riffen, die wir bewundern durften. Dafür tummeln sich hier ein Haufen der neugierigen, handgroßen Fische Sergeant Major, die ich irgendwie liebgewonnen hab.





Am nächsten Morgen stehen wir nach einer sehr erholsamen Nacht zeitig auf und segeln Richtung Dominica, die Insel gleich nördlich von Martinique. Nicht verwandt oder verschwägert mit der Dominikanischen Republik. Amtssprache ist Englisch, die Sicherheitslage ist gut. Wir planen dort ein paar wenige Tage mit Landausflügen, denn seglerisch halten sich die Optionen in Grenzen.

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Gedanken zu Unterwasser
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Wildes Gewusel um 8 Uhr morgens des 5. Jänners in der Tauchbasis in Trois Îlets. Obwohl jeder irgendwas am Schiff vergisst und nochmal zurückgeht, schaffen wir es pünktlich mit dem Dingi auf dem wackeligen, öffentlichen Schwimmsteg anzulegen und mitzuwuseln. Wobei, dadurch, dass wir am Vortag schon alles anprobieren konnten läuft es für uns eigentlich ganz entspannt. Jedenfalls für mich, denn ich muss mich als komplette Anfängerin um nix kümmern. Während sich Andi, Benni und Bernhard darüber den Kopf zerbrechen, welchen Schlauch man wo anstecken muss um nicht zu sterben, übernimmt das für mich die sehr freundliche Tauchlehrerin Maggie, die mir dann eine kurze Einschulung über die wichtigsten Schritte und Handzeichen gibt. Knapp, aber präzise und übersichtlich erklärt, fühl ich mich ganz zuversichtlich. Eine rasante Fahrt mit dem Tauchboot und ein paar gebrüllt Erklärungen der Lehrerin später wurschteln wir uns mit den 11 anderen Leuten an Bord in unsere Neoprenanzüge, Westen, Tauchflaschen und Flossen.








Frohen Mutes am Vorbereiten
Als besonders heterogene Gruppe haben wir uns überlegt unsere unterschiedlichen Erfahrungen dieses Tauchabenteuers einzeln festzuhalten. Klick einfach auf das entsprechende Foto, scroll unsere Erlebnisse durch von Anfänger bis Fortgeschritten oder benutz die Fotos als Lesezeichen, denn der Text ist eventuell etwas lang geworden.
Pia, Newbie in Therapie

Da steh ich also am Heck des Tauchboots. Der Einstieg ins Tauchvergnügen ist eher würdelos. Ausrüstung, die gefühlt schwerer ist als ich, Flossen, mit denen die Fortbewegung am Schiff naturgemäß entig ausschaut, Maske schon mal auf, Atemschlauch im Mund. Dann mit der flachen Hand ins Gesicht drücken, Blick zum Horizont und der große Schritt nach vorn.
Nachdem ich mühelos auf der Wasseroberfläche treibe, schätze ich, dass ich richtig angezogen worden bin. Gleich schnappt mich der Tauchlehrer und lässt mich mit dem Kopf unter Wasser ein paar Atemzüge ausprobieren. Überraschend einfach, nachdem das Atmen durch den Schnorchel mir vor kurzem noch alles abgerungen hat. Kopf wieder hoch und schon lässt der Lehrer die Luft aus meiner Weste und wir tauchen ab. Gefühlt bin ich schon mehrere hundert Meter abgesunken, tatsächlich sind wir nur sehr langsam unterwegs und ich kann die Wasseroberfläche noch fast berühren. Trotzdem bin ich überrascht, plötzlich unter Wasser zu sein. Hätt mir mal wer im Vorhinein sagen können, dass das beim Tauchen passieren kann.
So, atmen klappt, dann Druckausgleich. Der Lehrer will, dass ich durch die Nase ausatme. Kommt dann nicht Wasser in die Brille? Nein, gerade nochmal gut gegangen. Der Tauchlehrer zieht mich an der Hand ein bisschen durch die Gegend und zeigt hie und da auf einen Fisch. Was denn noch alles? Atmen, Flossen, Ohren und Fische anschauen? Womöglich soll ich das Ganze auch noch genießen? Wenige Minuten später tauchen meine drei Buddies (so nennt man Freunde unter Wasser) und Maggie auf. Vermutlich sind sie von oben gekommen. Der Lehrer schubst mich Richtung Gruppe. Zur Sicherheit schnapp ich mit die nächstbeste Hand – danke Andi. Gruppenfotoooo! Lachen? Besser nicht! Lieber Atmen, Ohren, Flossen und Festhalten. Dann schnappt mich die Lehrerin und gefolgt von der kleinen Buddyllion tauchen wir an einem Riff entlang. Sicher richtig beeindruckend, aber es fällt mir noch recht schwer, die bunten Farben der Pflanzen und unzähligen Fische zu bewundern. Dann entdecken wir Maggies Lieblingsfisch, was sie uns mit improvisierter Zeichensprache erklärt. Daraufhin merk ich erst, dass das hier alles gar kein ernsthafter Überlebenskampf ist und und ich beginn mich langsam wohler zu fühlen. Durch Ausatmen (Maggie gibt mir immer wieder das Zeichen dafür) kann ich tiefer nach unten schweben. Dann Einatmen und Druckausgleich. Das ist im Grunde die ganze Prozedur und ringt mir doch eine ganze Menge Aufmerksamkeit ab.
Nach einer Weile lässt Maggie mich eigenständig herumschwimmen. Ich bleib in ihrer Griffweite. Sie schwimmt die meiste Zeit verkehrt herum und kann so die ganze Gruppe im Auge behalten. Als alle immer wieder 👌 machen versteh ich erst, dass man das auch als Antwort benutzen kann und nicht nur als Frage. Mein erster Versuch mit 👍 zu antworten ist mir selber falsch vorgekommen, das war ja schließlich das Zeichen für nach oben… Nicken war scheinbar auch falsch. Dann eben 👌. Und nachdem alle wirklich andauernd 👌👌👌 zeigen, glaub ich es ihnen langsam und beginn mich in dieser fantastischen Unterwasserwelt umzuschauen. Es ist wie eine kleine Fantasywelt, über die man hinwegschwebt. Beim Schnorcheln haben wir schon einige Fische gesehen, aber hier sind alle auf einmal in einer unglaublichen Anzahl. Ich stups einen Schwamm an und wenig später sehen wir noch eine Muräne, mein Alptraum! Die anderen bleiben aber entspannt und dann tu ich es ihnen eben gleich. Außerdem schaff ich es eh nicht, rückwärts zu schwimmen, also schau ich mir eben aus nächster Nähe an wie sie uns wütend anzubrüllen scheint. Irgendwann schaffe ich es mich von meinem sturen Blick nach vorn zu lösen und einen Rundumblick zu machen. Daraufhin bin ich sicher, dass Bernhard weg ist, aber auch jetzt bleiben alle entspannt – wird schon seine Richtigkeit haben.
Kurz vor dem Auftauchen ist es in meinem kurzärmligen Tauchanzug schon richtig kalt und ich bin ein bisschen erleichtert, als mich die Lehrerin schnappt und wir durch etwas Luft in die Weste rasch in Richtung der mittlerweile 7 m entfernten Oberfläche schweben. Meine Buddies tauchen neben mir auf und alle scheinen ganz zufrieden mit dem Tauchgang und mir als Anfängerin.
Den zweiten Tauchgang auf 12 m darf ich dann aber nicht mehr mitmachen. Nachdem ich ziemlich durchgefroren bin zieht es mich aber auch gar nicht nochmal ins Wasser. Die Eindrücke dieser ersten 50 Minuten unter Wasser reichen fürs Erste auch völlig aus. Am nächsten Spot bleib ich also im Nieselregen allein am Tauchschiff zurück und schau mir die hübsche Choreographie an, die die anderen beim Abtauchen vollführen. 50 Minuten später und eine Beule auf dem Kopf reicher, weil ein anderer Taucher seine Trinkflasche auf meinen Kopf fallen lässt (es geht schon, nix passiert…) tauchen die drei kühnen Tiefseeforscher wieder auf und wir düsen mit dem Boot zurück zur Basis. Danke liebe Buddies, dass ihr mich mitgenommen habt! Meine größte Sorge, dass meine Ohren da nicht mitspielen, hat sich bisher nicht bewahrheitet und ich freu mich schon aufs nächste Mal! Sagts das mal bitte wer der Pia von vor einem halben Jahr.





Andi, angstfrei in Ausbildung

Konzentration… nach vorne schauen… ein großer Schritt… *platsch* .
Jetzt noch cool den linken Arm heben, um die Pia zu verwirren, und abtauchen. Wow, es funktioniert. Ich sinke! Ganz ohne Hilfe! Und schon gehts los. Die Flossen ganz langsam bewegen. Langsam… nicht mit den Armen wacheln! Das schaut komisch aus, außerdem drehe ich mich unkontrolliert herum. Gut, es klappt, ich komme voran. Immer der Pia und der Tauchlehrerin hinterher. Wieso schaut die Pia jetzt eigentlich schon aus wie eine Profitaucherin?
Und Moment… wo sind die anderen? Ah, Benni schwimmt irgendwo hinter mir und schaut sich einen Fisch an. Bernhard? Links von mir, ok, weiter gehts. Vielleicht sollte ich mir auch einmal die Fische anschauen. So schön bunt und so viele Farben. Leider werde ich sie mir niemals alle merken. Oh, da vorne stoppen Pia und die Tauchlehrerin und alle zeigen auf irgendetwas! Eine Muräne! Hallo, Muräne! Jetzt bloß nicht unkontrolliert absinken und ihr zu nahe kommen!
Wie war das nochmal in der Tauchschule? Immer brav die Luft in der Flasche kontrollieren. Der Zeiger ist weit oben. Gut, wird schon passen.
Das Riff schaut aus wie eine kleine Unterwasserstadt. Und die Korallen leuchten total arg. Oh cool, da vorne greift Pia einen Schwamm an, da mach ich gleich mit.
Hmmm, was deutet die Tauchlehrerin da? Ah, sie will ein Foto machen. Oh verdammt, Bernhard schwimmt vor mir herum, wie soll ich da vorbeikommen? Wartet auf mich! Und CHEESE! Oder eher Blubber Blubber…
Weiter gehts! Oh, da ist ein roter Fisch! Den hab ich schon einmal im Fischlexikon gesehen. Andi, merk dir den! Wieso sind alle plötzlich so weit weg? Und warum fühlen sich meine Flossen so komisch an? Verdammt, ich bin ja ganz an der Oberfläche! Die Tauchlehrerin deutet auch schon irgendetwas in meine Richtung. Schnell wieder abtauchen! Wie war das noch einmal? Wie schnell darf man wieder auftauchen…? Naja, wird schon nicht so schlimm sein.
Was ist das? Kleine bunte Christbäume auf Steinen. Die schauen ja richtig cool aus! Sind das Pflanzen? Das will ich dem Benni zeigen. Wieso schwimmt der schon wieder so schnell weg? Ah, jetzt hat er mich bemerkt! Da, schau, Miniunterwasserchristbäume! Er schaut nur verständnislos. Da, genau da! Fragezeichen in seinen Augen. Ist der blind? Na gut, dann halt nicht.
Schön langsam gehts wieder an die Oberfläche. Langsam sollte es zumindest sein. Ich steige auf wie ein Luftballon. Und da ist schon mein Kopf aus dem Wasser. Juhu, wieder richtige Luft atmen! Ich habe überlebt!
Bernhard, der Wiedereintaucher

Tauchen ist wie Fahrradfahren, hat die nette Dame in der Tauchbasis gesagt. Meine Tauchscheine haben den Zusatz „Junior“ und mein letzter Tauchgang ist immerhin gut 14 Jahre her. Aber schon beim Herrichten der Ausrüstung fühlt sich alles vertraut an und ich denke, sie hat wohl recht. Die intensivste Erinnerung, die mir ins Gedächtnis schießt, ist aus irgendeinem Grund das mühsame Gefühl, sich für einen zweiten Tauchgang erneut in einen nassen Neoprenanzug hineinzuzwängen.
Einmal im Wasser, spiele ich mit dem Tarierjacket und stelle mit Erstaunen fest, dass ich auch ohne Bleigewichte absinke – das wird also mein erster Tauchgang ohne Blei. An das Austarieren nur mit der Atmung, ohne Jacket und Gewichte, kann ich mich von früher nicht erinnern, doch es funktioniert. Ich konzentriere mich anfangs darauf, meine Hände verschränkt zu halten, um nicht herumzufuchteln wie Stan™ beim Versuch, Schiffe oder Grabsteine zu verkaufen.
Ich beobachte Pia, die bei ihrem allerersten Tauchgang ruhig und interessiert (oder etwa in Schockstarre?) umherschwebt, anfangs geführt durch unsere Guidelady, später allein. So tauchen wir zu fünft Riffe mit Flora und Fauna in allen erdenklichen Neonfarben ab, und irgendwann, als mir schon zu frösteln beginnt, ist der erste Tauchgang beendet. Wir brausen in Gleitfahrt zu dem nächsten Spot und versuchen inzwischen, uns aufzuwärmen, was dank Starkwind und intermittierendem Nieselregen nicht so einfach ist. Schon geht es wieder ins Wasser, Pia bleibt diesmal zurück. Sie hat ihre Tauch-Taufe erfolgreich abgeschlossen und bewacht nun das Schiff. Während oben wettermäßig die Welt untergeht, haben Andi, Benni und ich eine ruhige Zeit auf bis zu 15 m Tiefe. Auch eine Seegras fressende Schildkröte sehen wir diesmal. Die kann uns natürlich nicht mehr besonders beeindrucken, da wir beim Schnorcheln bereits ca. 100 Exemplare gesehen haben. 45 Minuten farbenfrohe Eindrücke später war es das dann auch schon wieder. Nach der Rückfahrt, dem Spülen des Equipments und Herunterladen der zahlreichen Fotos heißt es jetzt, im Marine picto life all die Fische und Pflanzen zu finden und zu benennen, die wir gesichtet haben. Ich freu mich auf die nächste Tauchgelegenheit – vielleicht auf Guadeloupe – soll ja auch sehr schön sein.








Erster Tauchgang
I dived with Benni and survived

Luft? Check. Brille? Check. Jacket aufblasen und Sprung. Bldjdbdjdndbl und wieder auftauchen. Endlich wieder tauchen. So dann ab gehts hinunter, hoffentlich wird mir nicht kalt nur mit Shorty. So wo sind denn die anderen, aja Bernhard mit Sturmfrisur, Andi neben mir und Pia mit Tauchlehrer da vorne. Voll cool, ihr erstes Mal tauchen und ihr Gesicht schaut gar nicht nach maximaler Panik aus. Ah, Maggie sagt wir sollen ein Gruppenfoto machen… na toll der Bernhard schwimmt mir genau vors Gesicht, nagut dann geh ich halt auf die andere Seite. Einmal lächeln – oder halt nicht, auch egal.
So, läuft soweit ganz gut und das Wasser ist so klar. So viele Fische. Kenn ich die schon aus Pias Buch? Den schon, den da auch, glaub ich. Ah, den Trompetenfisch erkenn ich aber sicher. So auf meiner Wishlist stehen Schildkröte, Rochen, Muräne, Krebse. Aber eigentlich ist alles interessant hier unten. Wie tief wir wohl schon sind, echt nervig, dass wir keinen Tiefenmesser bei uns haben.
Ah, tauchen ist schon cool. Man hört nur seine Atemgeräusche und kann sich voll auf das Gesehene konzentrieren. Uh, hallo wer bist du denn? So schöne Korallen hier mit lauter Fischen. Wahnsinn. Maggie sagt wir sollen den Schwamm angreifen. Ja, fühlt sich schwammig an. Wo ist eigentlich der Bernhard schon wieder? Ah dort hinten, was macht der dort? Ist dort was cooles?
Naja egal, ich beobachte mal den Boden genauer. He, eine Muschel, die ist sogar noch ganz! Die hol ich mir, sind ja nur – was wird das sein – 2 Meter ca.? Uuuund meins! So, jetzt nur nicht mehr fallen lassen, ich hab keine Ahnung wo hier Taschen sind. He, die Pia ist ja schon ganz selbstständig unterwegs. Wow. Ich glaub ihr machts Spaß.
Naja im zweiten Tauchgang sind wir immerhin mal in die andere Richtung gestartet. Wo ist schon wieder Mister Sturmfrisur? Ah, über mir. Nagut weiter gehts, ich will alles sehen was es hier gibt. Da drüben macht die andere Gruppe grade Fotos… uh, eine Muräne! Komische Dinger. Hä, was will die Andi von mir? Deutet auf einen Stein. Aber wo soll da ein Fisch sein? Hab ich ihn verpasst? Sie zeigt immer noch auf den Stein. Versteh ich nicht. Naja okay, muss sie mir später erklären.
SCHILDKRÖTEEEEE. Maggie sagt nur mit Bernhard gemeinsam runter – und gibt mir die GoPro mit. Oh, Andi darf leider nicht die paar Meter hinunter zur Schildkröte. Nadann nur Bernhard und ich. Selfietime ✌️
So jetzt gehts eh wieder Richtung Boot, hab nur noch 80 Bar Luft. So viele Fische, die muss ich mir fürs Logbuch merken. Aber Rochen hab ich noch keinen gesehen. Da ist ja auch schon das Boot, schön langsam auftauchen und die letzten Meter unter dem Meer genießen.
Ah zurück an der Oberfläche, leider schon wieder vorbei.











Zweiter Tauchgang




