… ich hab dort mein iPhone verloren …
Schon von weitem wirkt Santa Maria noch etwas anderser als die anderen Azoreninseln. Auf dieser kleinen, südöstlich gelegenen Insel weicht üppiges Grün niedrigen Steilküsten, gefolgt von karger, flacher Steppenlandschaft, um dann zur nicht allzu hohen Inselmitte hin doch wieder zu ergrünen. Am späten Nachmittag, jedoch früher als erwartet, erreichen drei Crewmitglieder und zwei Mobiltelefone die Marina Vila do Porto nach unserer hurtigen Halbwindpassage.






Marina Vila do Porto
Nach dem letzten Anlegerschluck des Jahres – den Seekranken unter uns geht es zum Glück wieder blendend – mutet uns die Insel mit dem kleinen Ort bei einer abendlichen Erkundungstour karibisch an. Ein gutes Beispiel dafür ist der Shack, bei dem wir uns um 21:30 Uhr noch Fast Food reinstopfen oder der wilde Hund, der uns beim Wandern attackiert. Zum Glück war er gar nicht wild, sondern angekettet, aber wir sind ja hier auch nicht in der Karibik. Dadurch ist es auch möglich, innerhalb von nur 12 Stunden das versunkene iPhone zu ersetzen.









Poço da Pedreira
Roland bricht am nächsten Tag zu einem Spaziergang auf, von dem er – wie nicht anders zu erwarten – erst kurz vor Sonnenuntergang zerzaust, ohne Schuhe, mit abenteuerlichen Erzählungen und schönen Fotos zurückkehrt.









Leuchtturm Farol de Gonçalo Velho & Aveiro, der höchster Wasserfall Portugals
Wir mieten uns einen Dacia Sandero, der uns in den nächsten Tagen mehrmals kreuz und quer über die Insel bringt. Am Ende können wir behaupten, jede einzelne Straße und jeden Feldweg von Santa Maria zu kennen. Wir besuchen Miradouros, Wasserfälle, Praias mit oder ohne Piscina Naturais, Leuchttürme, Felswände und Lehmfelder in den knalligsten Farben und Strukturen.







Barreiro da Faneca
Beim Rundwanderweg um den Vulkan Pico Alto bringt uns Reiseführer Roland seltener als erwartet in Lebensgefahr.





Pico Alto
So weit, so azorisch. Der USP von Santa Maria ist die extreme Biomvielfalt: Innerhalb von wenigen Minuten sieht man Regenwald, Sandstrände, Auenland, Felsklippen, das Marchfeld und Vulkanlandschaft. Und überall, wo man hinschaut, stehen Kühe herum, mancherorts auch Pferde. Wozu gibt es eigentlich so viele Pferde hier?
Am letzten gemeinsamen Abend gibt es zum Captainsdinner einen riesigen Kübel Fisch Stew und anschließend die feierliche Flaggenparade. Pia fliegt nach Hause, Roland und ich bleiben noch zwei Tage. Mêlée wird ausgekrant und winterfit gemacht, Roland hierbei zum Mithelfen verdonnert. Das alles gelingt dank der hiesigen Werft rasch und effizient.






Und jetzt aufgepasst: An unserem letzten Tag trifft der kleine Cargodampfer Isabel im Hafen von Vila do Porto ein. An Bord befinden sich tatsächlich unsere lang erwarteten neuen Segel! Nach über 5 Wochen Verspätung nehme ich sie perplex in Empfang und wintere sie direkt ein. Gesetzt und eingesegelt werden sie dann erst nächstes Jahr.





Mit einer Portion vorsorglichen Misstrauens geben wir der Werft noch einige kleine Arbeiten in Auftrag, dann fliegen Roland und ich nach Ponta Delgada, wo wir noch einen Tag bis zum finalen Heimflug verbringen. Diesen nutzen wir, um den Osten der Insel São Miguel samt See und heißen Schwefelquellen zu besuchen. Und zwar auf zwei spaßigen 125 ccm Scootern, für € 15 den Tag. Hallo Nebensaison.






Wieder Ponta Delgada
Wir verabschieden uns für diese Segelsaison wieder mit brandheißen News zu den Bierpreisen. Wir haben nämlich das teuerste Bier der Azoren entdeckt – ein kleines Especial für € 5 in der Bar des Parque Terra Nostra, für dessen Eintritt man bereits € 16 Eintritt hinlegt. Das ist immerhin der fünffache Preis im Vergleich zu den meisten besuchten Hafenkneipen. In diesem Sinne bis nächstes Jahr, wo wir den Plan haben, mit Mêlée wieder europäisches Festland zu erreichen.
