São Jorge: Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Käse

Die 42 sm lange Überfahrt von Terceira nach Saõ Jorge ist ziemlicher Kuhmist. Die angesagten – im Normalfall segelbaren – 7 bis 9 kn Wind reichen bei der vorherrschenden Kreuzsee einfach nicht aus, um Segel und Baum stabil zu halten. So motoren wir wieder einmal schaukelnd den Großteil der Strecke. Nach Erreichen der Ostspitze der 30 sm langen Insel Saõ Jorge erfasst uns eine bis zu 2,5 kn starke Gegenströmung und das Erreichen des Zielorts Velas verzögert sich. Die Kulisse, die uns geboten wird, ist allerdings beeindruckend. Aus den über und über grünen Felswänden entspringen Wasserfälle, die sich dramatisch in den Atlantik ergießen. Dazwischen kleine Fischerdörfchen wie Calheta.

Bei unserer Ankunft freuen wir uns auf José, den laut mehrerer Quellen vermutlich freundlichsten Hafenmeister der Welt. Tatsächlich empfängt uns aber nur Daniel, der vermutlich freundlichste Hafenmeisterpraktikant der Welt.

Beim Frühstück am Hauptplatz und vom Miradour des botanischen Gartens zeigt sich, sowohl der Ort Velas als auch die Marina sind klein, ruhig und beschaulich. Zumindest bis 21:18 Uhr. Denn um 21:18 Uhr fallen die Sepiasturmtaucher ein. Diese Vögel verbringen den Tag auf See und kommen abends zu ihren Jungen nach Hause, um ihnen stundenlang lautstark und einzigartig kreischend von ihren Erlebnissen zu erzählen. Mit einem Bestand von 500.000 Paaren auf den Azoren übertreffen sie die menschliche Bevölkerung um das Vierfache.

Velas, Hauptstadt des Käse

Mit einem gemieteten Opel Corsa erkunden wir die lange, schmale Insel. Neben den drei größeren Orten auf Saõ Jorge leben mehrere Menschen in sogenannten Fajãs – kleinen, oft schwer zugänglichen Siedlungen mit USPs. Zwei dieser Orte besuchen wir zunächst, wobei wir das Fajã dos Cubres über Serpentinenstraßen mit dem Auto erreichen können, von wo aus wir dann zum zweiten – Fajã da Caldera Santo Cristo – 4 km wandern. Hier angekommen finden wir uns in einer anderen Welt wieder – eine Lagune mit sanften grünen Hügeln, etwa 20 kleine Häuschen und eine Taverne bietet das malerische Surferparadies, das zwischen Felswänden und Atlantikküste versteckt liegt. Außer zu Fuß kann und darf der Ort nur per Quad aufgesucht werden. Soviel zur schwierigen Zugänglichkeit – das USP hier, neben dem Surfen, sind die speziell gezüchteten Muscheln, die um € 7 das Stück in der Taverne verzehrt werden können. Wir bestellen Käse und Cheeseburger.

Fajã dos Cubres bis Fajã da Caldera Santo Cristo

Nach der hügeligen Rückwanderung in der Mittagshitze kommen uns die beiden nächsten Ziele zur Abkühlung gelegen: Zuerst plantschen wir im Fajã Ouvidor in einem weiteren Naturpool, dann fahren wir zum Start des Wanderwegs auf den Pico da Esperança auf rund 1.000 m Seehöhe und bestaunen dort einen ähnlich beeindruckenden Ausblick wie zuletzt am Soufflé in Guadeloupe.

Fajã Ouvidor & Pico da Esperança

Parque Florestal das Sete Fontes & Farol dos Rosais