São Miguel: Ey Mann, wo is’ mein Segel? 

Unser lang ersehnter Azorentörn ist endlich da! Vulkanbeobachtungen, Walbegegnungen, Weinverkostungen und ein bisschen Segeln stehen am Programm. Nach einer kurzen Nacht im Flughafenhotel Lissabon erreichen wir die Marina Ponta Delgada verschwitzt am späten Vormittag. Bereits jetzt wird uns klar – die angekündigten 25°C gehen sich nicht aus. Sämtliche Wetterberichte beziehen sich wohl auf die dauerhaft nebelvergangenen Inselmitten mit ihren Vulkankratern und üppigem Grün. An der Küste zeigt das Thermometer 32°C – Sommerurlaub.

Die ersten beiden Tage unseres atlantischen Urlaubs nutzen wir damit, Mêlée technisch und reinlich auf Vordermann zu bringen. Diesel tropft, Wasser tropft und Bernhard erklärt unsere marode Gasanlage nach akustischer Inspektion für sicher. Alles normal. 

Als wir zu Mittag einen großen Salat um € 6,50 bestellen wollen und uns die Kellnerin mit aufgerissenen Augen erklärt, dass das eine Portion für 10 Personen sei, merken wir wieder einmal direkt, wie günstig die Azoren doch sind. Bei einem Besuch der nahegelegenen Ananasplantage mit Besichtigung der Gewächshäuser inklusive Verzehr von Ananas-Caipirinhas und -Flambée lerne ich ein bisher verborgenes Talent von mir kennen – äußerst präzise den Reifegrad von Ananas zu bestimmen.

Nach Besuch unseres Stammlokals in Ponta Delgada begrüßt uns die Insel schon wieder mit einem Festival – Danke, danke, nur keine Umstände! Am Hauptplatz wird fröhlich hopsend ein Bierfest mit DJ zelebriert, zu Ehren der himmelwärts cruisenden Maria.

Als am nächsten Tag die Hoffnung stirbt, dass unsere neuen Segel noch geliefert werden – sie waren für Mitte Juli versprochen und sind nun offenbar am portugiesischen Festland verschollen – nutzen wir die Ausläufer des günstigen Nordostwinds und setzen unsere alten Segel Richtung Neuland. Nach acht sehr schönen Segelstunden und weiteren zehn flautebedingten, nächtlichen Motorstunden erreichen wir die Bucht vor Angra do Heroísmo auf der Insel Terceira.

Der morgendliche Geruch einer sich nähernden Insel ist auch nach nur 20 Stunden auf See etwas ganz besonderes. Noch besser wird das Ganze, wenn man auf den letzten Seemeilen von einer riesigen Delfinschule und zwei Pilotwalen begleitet wird. Die Marina selbst ist sehr schön, ruhig und unglaublich gut geschützt. Ah ja stimmt, es gibt auch Liegeplätze ohne permanentem Gezerre an den Leinen und Platschen des Hecks. Wir melden uns demnächst wieder mit Eindrücken der Insel Terceira.