WAS BISHER GESCHAH: Im Juni letzten Jahres sind wir von einer einjährigen Mittelmeer- und Karibikrunde nach Europa zurückgekehrt. Genau genommen nach Ponta Delgada, der Hauptstadt der azorischen Insel Saõ Miguel, wo wir unsere Sunbeam 40 Mêlée vor 10 Monaten zurückgelassen haben. Mit Steffi & Georg und Johanna & Michi, besonders aber unserem Bootsbetreuer Thomas, hat sie in dieser Zeit dennoch ein paar Streicheleinheiten genießen dürfen. Eine willkommene Abwechslung zu dem ständigen Gezerre an Leinen und Klampen durch Schwell und abwechselndem befeuchtet werden durch Regengüsse und getrocknet werden mittels Entfeuchter. Jetzt ist es jedenfalls für uns an der Zeit, einmal selbst nachzuschauen wie es der alten Lady geht und ob sie fit für weitere kleine Abenteuer ist.
Vor unserem Flug auf die Azoren verbringen wir zwei Tage in Lissabon und erleben die portugiesische Kultur hautnah in allen Facetten. Beispielsweise wohnen wir folgendem uralten, jedoch wenig bekannten Ritual bei: Im doppelstöckigen Sightseeing-Bus werden zu romantischer Fado-Musik immer wild die Plätze gewechselt, sobald die Lichter des Tejo blinken. Ein heiteres und bizarres Schauspiel. Hier noch ein paar fotografische Impressionen vom Kurztrip nach Lissabon.


















Heiter und bizarr auch das Festival Senior Santos Cristo dos Milagres, das uns bei unser Ankunft in Ponta Delgada zu später Stunde funkelnd und rhythmisch begrüßt. Zufällig erreichen wir die Azoren an ihrem hochheiligsten aller Feiertage, der fünf Wochen nach Ostern mit Paraden, Fressmeilen, Konfetti und Lichterketten gefeiert wird. Einen Ananas-Caipirinha ergattern wir zwar, leider aber um 22:30 Uhr nichts mehr zu essen. Die Menschenschlagen an den unzähligen Foodtrucks sind einfach zu lang und unsere Müdigkeit siegt.





Erst am nächsten Morgen verschlägt es uns nach einer Nacht im Hotel in die Marina, wo wir eine vorläufige Zutrittskarte erhalten, die nur bis zum nächsten Tag gültig ist (das wird weiter unten noch relevant). Am Boot zerlegen wir zunächst alles was uns in die Finger kommt. Nicht ohne Erfolg. Im Nu ist die Wasserpumpe, die uns schon seit langem durch Unzuverlässigkeit nervt, getauscht. Der kaputte Inverter und der ungenutzte Radio, der uns meist zu ungünstigen Zeitpunkten durch lautes Rauschen erschreckt hat, werden ausgebaut, wodurch wir etwas Ordnung in den Kabelsalat bringen. Die Duschbilgenpumpe und das AIS, deren Austausch/Reparatur auf unserer Liste stehen, funktionieren ohne unser Zutun wieder und Bootsbetreuer Thomas erinnert uns: Nichts reparieren, was nicht kaputt ist. Zwei funkelnagelneue Segel sind in Auftrag gegeben und Thomas wird sich in den nächsten Wochen um das Unterwasserschiff samt Seeventile und um das jährliche Motorservice kümmern. Alle weiteren Arbeiten sind Priorität B bis Z und stehen einem Urlaubstörn im Sommer nicht im Wege.







Eine Besonderheit der Maria Ponta Delgada ist die dramatische Knappheit an Zutrittskarten, die erforderlich sind, um den Steg und die Sanitärräume betreten zu können. Unsere provisorische Karte funktioniert schon nach wenigen Stunden nicht mehr. Als Lösung wird uns angeboten, in der Nacht einfach den 300 m entfernt stationierten Security zu holen, wenn wir aufs Klo müssen. Nachdem Frischwasser und WC am Boot aber noch eingewintert sind, hinterfrage ich diese Option kritisch und wir bekommen schließlich die höchstpersönliche Karte der Rezeptionistin aus dem Marinabüro bis zum nächsten Morgen geliehen. Am nächsten Tag gibt es dann eine eigene Karte für uns. Personalisiert mit Bootsnamen – Endlich! Als wir abends den Müll wegbringen blicke ich auf einmal in Bernhards weit aufgerissene Augen. Locker und lässig lässt er unsere hart erarbeitete Karte in den 5 Meter tiefen unterirdischen Glasmüllcontainer fallen. Also der Gang zum Security, um wieder auf den Steg zu gelangen, dann am nächsten Morgen der walk of shame ins Marinabüro. Eine Ersatzkarte kostet 55 €, die Kosten werden uns aber aus Kulanz (oder Mitleid oder Schuldbewusstsein?) erlassen.

Wie gehts jetzt mit Mêlée weiter? Unser Plan ist ein mehrwöchiger Urlaubstörn auf den Azoren kommenden Sommer, immerhin haben wir von den neun Azoreninseln erst zwei besucht. Mittelfristig denken wir eine Rückkehr ins Mittelmeer an. Das wird sich aber frühestens 2025 ausgehen.
Und jetzt noch zur, für viele wohl interessantesten Mitteilung: Die Bierpreise sind gestiegen. Statt 2 € für ein Krügerl gezapftes Superbock in der östlichen Hafenkneipe muss man nun schon 2,40 € hinlegen (eine Steigerung von 20% gegenüber 2023). In diesem Sinne: Saúde!







