Unsere letzte Überfahrt von Faial nach São Miguel beschert uns die angenehmste Welle seit langem bei wenig Wind. Zwei Drittel der 150 sm motoren wir. Erneut schaffen wir es kurz nach Sonnenaufgang an der Zollmole unserer langfristigen Destination Ponta Delgada anzulegen. Wir bekommen einen schönen geschützten Platz im östlichen Teil der Marina. Im Laufe der nächsten Stunden und Tage werden wir noch zu insgesamt fünf Umparkmanövern gezwungen, fahren von einem Ende der Marina zum anderen und wieder zurück. Ein Platz wird uns weggeschnappt, der nächste ist zu groß, einer zu ungeschützt. Schade, dass es davon keine Luftaufnahme im Zeitraffer mit Benny-Hill-Titelmusik gibt.
Am Nachmittag kommen Uschi und Pez, die uns mit leeren Koffern beim Umzug helfen, mit dem Mietauto angerollt. Der traditionelle Begrüßungscocktail wird ersetzt durch 2 €-Krügerl im nächstbesten Beisel, wo wir zufällig auch noch köstliche Snacks bekommen.





Mit besagtem Mietauto und besagten Begleitern machen wir am nächsten Tag einen Ausflug zu den Lagos das Sete Cidades im Westen der Insel. Wir kämpfen uns durch dichten Nebel und vermuten schon ähnlich viel zu sehen wie vom berüchtigten Soufflé auf Guadeloupe.



Wieder ein gelungenes Sightseeing
Doch siehe da – der Nebel rückt ein Stückchen höher und wir können vom Berg aus die imposanten Kraterseen in ihrem grünen Kraterbett sehen. Dann schauen wir uns dieselben Seen noch von Seenebene an und sekkieren Enten mit akkuraten Imitationen ihrer selbst.












Lagos das Sete Cidades mit Enten
Wir klappern in weiterer Folge noch die sehenswerten Plätze der West- und Südwestküste von São Miguel ab, darunter mehrere Miradoure mit Ausblick auf nebelverhangene Seen, schroffe Felsküsten, einen Leuchtturm und einen Esel. Alle Straßen sind gesäumt von Unmengen an riesigen, blau bis rosa blühenden Hortensien.















Sightseeingrunde mit Sicht
Doch noch immer steht die Kulinarik im Vordergrund unserer Zeit auf den Azoren. Hier ein Steak an der Mole, da ein Burger im Pub, dort eine Pizza im Hipsterlokal. Einmal bekommen wir zu unserem Dinner ein gratis Blueskonzert. Die Biergrößen sind ähnlich ungenormt wie in Italien. Beim Bestellen eines großen Biers bekommen wir einmal 0,2 l, als wir woanders ein kleines bestellen, bekommen wir 0,4 l. 0,3, 0,48 und 0,5 gibts auch.



Essen und packen
An den meisten unserer letzten Tage auf den Azoren sind wir damit beschäftigt, unsere sieben (oder eher tausend) Sachen in Koffer zu stopfen und Mêlée darauf vorzubereiten, auf ihrem sprichwörtlichen eigenen Kiel zu stehen. Einen halben Tag nehmen wir uns dann aber noch für einen Tauchgang und das ist gut so. Eine wichtige Erkenntnis des letzten Jahres für uns war es, sich absichtlich Zeit für Freizeit einzuteilen. Klingt blöd nach einem Auszeitjahr, aber auf einem Boot geht einem die Arbeit niemals, niemals aus.
Wir erreichen die schnuckelige Tauchbasis bei grauem Himmel und dezentem Nieselregen. Für die sonst stressige Startphase wird hier eine Stunde anberaumt und wir fühlen uns gut und warm aufgehoben in unseren 7 mm Neoprenanzügen. Wir starten zu zehnt mit dem RIB und sind aufgeregt ob unserer ersten Rolle rückwärts vom Rand des Tauchboots in den 18°C kühlen Atlantik. Dann begegnen uns Delfine und die fröstelige Stimmung der Bootscrew wird sofort erhellt – diese Narren wissen wohl nicht, dass das eine schreckliche, stürmische Nacht bedeutet… Für den Moment freuen wir uns aber auch über unsere quietschfidelen Begleiter. Beim ersten Tauchgang stellen wir fest, dass es hier eine ebenso sehenswerte Unterwasserwelt wie in der Karibik gibt – bunte Fischlis, gigantische Barsche und Einsiedlerkrebse, Seesterne, nur der Meeresboden ist nicht ganz so bunt. Dann kehren wir zum Aufwärmen zur Basis zurück und der zweite Tauchgang, bei dem wir nur noch zu siebt unterwegs sind, zum Schiffswrack Dori ist unser liebster bisher. Ein beeindruckend erhaltenes Kriegsschiff aus dem 2. Weltkrieg, das von Schiffsschwärmen a la National Geographic bewohnt wird. Und ein Urzeitwesen: Ein mindestens 5 m langer Rochen, der sich im Sand neben dem Wrack friedlich ausruht und uns mit seinen tellergroßen Augen verfolgt. Auch für unsere Tauchguides ein noch nie dagewesenes Spektakel.







Azorisches Abschlusstauchen
Zurück an der Oberfläche schmeckt das Dekobier, nach einer heißen Dusche, besonders gut, trotz anhaltendem Nieselregen und Nebel. Zum Abschluss werden feierlich die Schnorchel eingewintert.
