Mit den ersten Sonnenstrahlen entern wir also das weitläufige, dicht beankerte Hafenbecken von Horta auf der Insel Faial auf den Asorresch (so in etwa spricht man das aus). AM PÄCKCHEN LIEGEN wird hier großgeschrieben. Großgeschrieben wird in diesem Fall zusammengeschrieben. Zum Einklarieren legen wir uns gleich mal als Dritter längsseits auf ein türkisches Schiff – ohne Hilfe der Nachbarn, weil diese um 6:30 Uhr fairerweise noch schlafen. Nach dem Einklarieren werden wir zwei Plätze weitergeschickt und liegen dann, ebenfalls als Dritter, neben einem Katamaran – eines der letzten verbleibenden Boote der ARC-Flotte in Faial. Wenige Tage später will das innerste Boot weg, drei Boote legen ab, zwei wieder an. Noch einen Tag später legt ein Boot eines anderen Päckchens ab und ein Katamaran legt sich im Zuge dessen zu uns. Während dieser Manöver pfeifen wir fröhlich die Tetris-Melodie. Ein ständiges, buntes Hin- und Hergeschachtel.




Einmal umfallen und wir sitzen beim wohlverdienten Bier im berühmten Peter Cafe Sport. Das Krügerl Bier ist nicht nur köstlich, sondern kostet 3,5 € und damit ein Drittel (nicht übertrieben) der letzten karibischen Biere auf den Bahamas. Ein absoluter Traum. Auch das Essen ist günstiger und besser. Nur die lokale Spezialität – Limpets – sind nicht ganz mein Fall.








Kulinarische Ergüsse
Sowohl die Landschaft als auch der Ort gefallen uns: Neben sanften, sattgrünen Hügel liegen Steilküsten, die ins Meer hinabstürzen. Von der Südküste hat man Ausblick auf die Nachbarinsel Pico mit ihrem beeindruckenden, namensgebenden Vulkan. Diesen sehen wir in allen Wetterlagen: klar, wolkenverhangen und zuletzt im dichten Nebel gar nicht. Das Wetter auf den Azoren wechselt mehrmals täglich zwischen verschiedenen Jahreszeiten hin und her.



Horta, die größte Siedlung der Insel, ist gestaltet mit hübschen Parks, weitläufigen Plätzen und dekorativ, gepflasterten Gehsteigen. Gleich neben der Marina liegt wieder einmal ein Fort.







Einsatz von EU-Geldern
Das gestalterische Highlight von Horta sind jedoch die Insignien tausender Boote, die in Acrylfarbe, teils mit beeindruckend schönen Gemälden, über fast 500 m mosaikartig das gesamte riesige Marinagelände zieren. In zweitägiger Arbeit hinterlassen wir auch unseren Stempel auf der Mole. Nach dem Grundieren lassen wir als Hinweis und Schutz der nassen Farbe zwei Wasserkanister und die Farben neben der frisch lackierten Fläche stehen, wie wir das bei anderen malenden Crews abgeschaut haben. In der Nacht dieses Samstag Abends stolpert jedoch leider eine feiernde Person mit ziemlich viel Schwung über Dunkelblau, wodurch ich Phase Zwei des Pinselns erst mal mit Korrekturarbeiten beginne. Der Rest der Bemalung funktioniert jedoch reibungslos und ich bin überraschenderweise ausgesprochen zufrieden mit dem Ergebnis. Wir sind gespannt, wie lang man uns sehen wird!




Mêlée malt
Im Rahmen eines lokalen Festivals spielt eine Pianistin auf ihrem Klavier, das am Heck ihres Zweimasters mittels Spezialkonstruktion ausfahrbar montiert ist. Schon das zweite Bootskonzert das wir sehen, abgesehen von Kroaten mit Ziehharmonikas. Kleine Bier kosten 1 €.
Wir frönen den europäischen Verlockungen: Peters Gin Tonic, hervorragendes Thunfischsteak um unter 20 €, köstliche Backwaren in süß und salzig,… Alles in allem gefällt uns die erste Azoreninsel so gut, dass wir uns fragen, warum wir eigentlich so weit weggefahren sind.
Unsere letzte Überfahrt, für vermutlich zu lange Zeit, führt uns auf die 150 sm östlich gelegene Insel São Miguel. Wir wechseln zwischen angenehmem leichtwindsegeln und motoren. Ein Abschluss, der einen das Segeln vermissen lassen kann.
