5:45 Uhr Tagwache, wieder einmal Freizeitstress. Meine neugewonnen Tauchskills wollen erprobt werden. Die Tauchbasis, die wir auserwählen, befindet sich am ganz ganz anderen Ende der Insel. Es dauert zwar zwei Stunden, bis wir dort sind, aber mit nur einmal Umsteigen in Hamilton ist es eine recht gemütliche Anreise. Bei der Basis angekommen wird uns mitgeteilt, dass der Tauchgang leider ins Wasser fällt (oder eben gerade nicht), weil ein Tauchguide krank ist. Nach dem Aufstehen im Morgengrauen und Rückversicherung am Vortag sind wir erst einmal niedergeschlagen. Die Gegend Dockyard, wo wir nun gestrandet sind, ist als ehemaliger royaler Umschlagplatz und heutiges Kreuzfahrtdock immerhin sehenswert. Wir spazieren zwischen 100 Jahre alter Dockinfrastruktur, die jetzt für allerhand Freizeitaktivitäten (Jetskiverleih, Restaurants, Mall,…) genutzt wird, herum. Gegen Mittag erwischen wir die zweite Fähre der Saison nach St. George’s und unser Heimweg verkürzt sich damit um 1 Stunde und 35 Minuten zum selben Preis. Außerdem, juhuuu, einmal mit 25 kn durchs Riff düsen macht auch Spaß.




Royal Naval Dockyards
Unsere nun noch übrige Energie nutzen wir, um diverse kleine Reparaturen am Schiff abzuarbeiten, was uns effizient glückt. Am Abend findet die erste ARC-Veranstaltung statt, eine Happy Hour. Diese dauert 2,5 Stunden und das Bier ist 50 Cent günstiger (d.h. ein Seiterl Bier um 5,50$…). Trotz der Themenverfehlung eine nette Veranstaltung mit sehr gutem Fingerfoodbuffet. Wir fühlen uns gleich wieder gut eingemummelt in den Armen der ARC und erwarten mit Vorfreude die Ankunft unserer Gang der kleinen Boote, die aus Saint Martin anreisen.
Am Rückweg zum Schiff darf dann mein Handy erleben, was uns heute verwehrt wurde – ein Tauchgang. Blub blub blub – 6 m in die nächtlichen Ankerbucht.
Tags darauf klappt es dann endlich mit dem Tauchen. Wesentlich näher – wenn auch zu einem unerhörten Rekordpreis – finden wir eine Tauchbasis, bei der ansonsten alles ganz wunderbar klingt. Wir leisten uns den Luxus, denn Bermuda ist nur einmal im Leben! Es wird sich sehr gut um uns gekümmert und in drei Schichten Neopren mit Haube und Handschuhen sitzen wir bald am Tauchboot mit 20 Tauchbuddies. Unsere Tauchgruppe besteht dann aber nur aus uns, Guide Marlee und Farrah, der jüngsten Divemasterin der Gegend in Ausbildung. Wir ertauchen zuerst die Cristobel Colon, das mit 160 m Länge größte Wrack Bermudas – ein aufs Riff gelaufenes und posthum in tausend Teile gesprengtes Kreuzfahrtschiff. Im zweiten Tauchgang erkunden wir dann ein riesiges Riff mit mehreren Höhlen und Tunneln, die wir durchtauchen. Am Ende des halben Tages sind wir zwar durchgefroren aber höchst zufrieden mit diesen spannenden und auf gute Art fordernden Tauchgängen.






Tauchen in bermudischen Riffen
Am Abend dürfen wir eine Gombey Performance bestaunen, bei der der irgendwie gruselige, aber sehr beeindruckende und unterhaltsame Kampftanz der Insel dargeboten wird. Und Griselda, das erste Boot unserer Gang kommt an!





Event Location „Dinghi & Sports Club“
Markiert mittels Reitgewicht und Ankerboje liegt mein Handy seit nunmehr zwei Tagen am Grund der Bucht. Wir fassen uns nochmal ein Herz und schwimmen durch das eisige Wasser zur Boje. Nach mehreren Versuchen bei miserabler Sicht entdecke ich dann das schimmernde Objekt der Begierde und im nächsten Versuch erwische ich die glitschige Wasserleiche in 6 m Tiefe. Nach Frischwasserbad und einem Tag im Sack Reis muss das Projekt aber hinsichtlich der Reise nach Europa erst mal ad acta gelegt werden.
Wenige Tage vor unserer Abreise wechseln wir von unserem Ankerplatz auf die Towndocks, wo wir als drittes Boot im Päckchen liegen. Eine mehrmals tägliche, spannende Angelegenheit, zuerst über die italienische Grand Soleil 46 und dann die deutsche Hallberg-Rassy 54 (wauuu!!) zu klettern. Ein wunderbar geschützter Liegeplatz in nettem Ambiente gleich neben dem Rathaus. Am Abend findet die Siegerehrung für die Boote, die von Saint Martin nach Bermuda gesegelt sind, statt. Eine tolle Veranstaltung mit Rumverkostung und fantastischem Buffett, bei dem wir unsere Gang mit Zola dann fast vervollständigen.
Zwei Tage vor Abreise füllen wir Diesel (in einem überraschend komplizierten Prozess) und Wasser. Leider müssen wir dann unsere Wasserpumpe, die uns seit Wochen mit Unzuverlässigkeit belästigt, kurzfristig für tot erklären. Gleichzeitig erklärt sich aber Jim von der TimeOut bereit, einen Blick auf ebendiese zu werfen. Mit Erfolg! Nach einer einstündigen Tüftel- und Puzzelsession springt sie zögerlich an und funktioniert seither wieder. Trotzdem besorgen wir am nächsten Tag noch eine Ersatzpumpe, was als Drohgebärde gegenüber unserer rezenten Pumpe genügen sollte, um sie am Laufen zu halten.




Beim gemeinschaftlichen Wetterbriefing erkennen wir, dass Wind und Wetter uns diesmal voraussichtlich nicht in die Karten spielen. Das Ziel ist jedenfalls Horta auf der Azoreninsel Faial, rund 1.800 sm entfernt. Wir rechnen mit knappen drei Wochen Fahrtdauer, verfolgen kann man unsere genaue Position dann wieder über den ARC Fleet Tracker (gratis App oder PC-Browser erforderlich). Da wir so viele Daten am Satellitentelefon übrighaben: Wir freuen uns sehr über E-Mails (bitte ohne jegliche Anhänge!) an melee@myiridium.net.

Es gilt wieder einmal: Wir sehen (lesen, schreiben,…) uns auf der anderen Seite! Nicht ganz… aber weiter drüben als hier.
