Im Bermudadreieck

Unsere bisher anstrengendste Überfahrt bringt uns von den nördlichen Bahamas nach Bermuda mitten durch das berüchtigte Bermudadreieck. Für alle die sich schon immer gewundert haben, wo genau das liegt: Das Dreieck erstreckt sich zwischen Bermuda, Miami und Puerto Rico. Sturm, Regen, Flaute, Kälte, Mysterien – ein bisschen von allem erwartet uns. 

Unsere Route durchs Bermudadreieck

Wir verlassen also samstags nach einem letzten Sprung in den Marinapool unseren gemütlichen Liegeplatz in Marsh Harbour und werden gleich nach Ausfahrt aus dem Riff von Great Abaco Island von einer recht ungemütlichen Welle begleitet. Unser Ziel: So schnell wie möglich Richtung Osten abzuhauen, denn auf der direkten Kurslinie zieht ein Sturm nach dem anderen vorbei. Das wollen wir uns lieber ersparen.

Nach ein paar angenehmen Stunden folgt unser bisher wahrscheinlich schlechtester Tag auf See. Stündlich ziehen Gewitter über uns hinweg, jeweils begleitet von Regen, Regen, Regen und Sturmausläufern. Es kommen so viele Wellen über, dass man gar nicht weiß, ob das Cockpit gerade salzig ist, oder schon wieder mit Regenwasser gespült, oder schon wieder salzig, oder schon wieder… Nach einem Abend ohne Abendessen, dafür Seekrankheit und einem Morgen ohne Kaffee verbessert sich die Lage tagsüber nicht. Ein feuchter Sonntag, den wir mit alternierendem Schlaf nachholen unter Deck und hadern im Regen verbringen. Als Highlights zu erwähnen wäre die Sichtung mehrerer Alienwesen und UFOs. Das ist zwar für das Bermudadreieck sehr normal, nach Recherche stellt sich jedoch heraus, dass es sich einerseits um Portugiesische Galeeren handelt (hoffentlich wird keine an Bord gespült!) und andererseits um den Start einer Space X Rakete.

Nach einem weiteren Abend ohne Essen und einer weiteren anstrengenden Nacht begrüßt uns der Morgen des Montags nach 30 garstigen Stunden mit Sonnenschein. Wir lassen unser nasses Gewand, Pölster und Handtücher an der Reling, und uns selbst im Cockpit trocknen. Um das verpasste Essen nachzuholen gibt es einen Riesentopf käsige Pasta und am nächsten Tag ein deftiges Gröstl. Uns wärmend und schmausend verbringen wir zwei Tage immer noch auf einem östlichen Kurs um nachfolgenden Stürmen gleich effizient, oder noch ein bisschen großräumiger, auszuweichen zu können. Wir sind inzwischen in regem Austausch mit dem ARC Europe Boot Alma, die kurz vor dem Ziel beiliegend einen Tag auf See abwettern müssen, da der Sturm, dem wir halbwegs ausgewichen sind, gerade Bermuda unsicher macht. So gesehen haben wir ja da noch Glück gehabt mit unserem Wetterfenster! 

Wärmen zum Wochenbeginn

Am Mittwoch beschließen wir, dass wir jetzt weit genug Richtung Osten gefahren sind und nehmen direkten Kurs auf Bermuda. Gespannt warten wir auf den nächsten vorhergesagten stärkeren Wind. Dieser kommt nachts, zwingt uns zwar zu einem etwas schlechteren Kurs, aber nicht in die Knie. Tagsüber werden wir genauestens observiert von Weißschwanz-Tropikvögeln, denen wir jedoch scheinbar als Landeplatz zu suspekt erscheinen. 

Am Donnerstag setzt die Kälte ein. Wir sind flott, das Wetter ist angenehm, die Welle kommt von der Seite, was aber aufgrund unseres Halbwindkurses nicht zu störend ist. Nachts dreht der Wind Richtung Norden und es wir eisig kalt. Der Wind scheint direkt aus Neufundland zu kommen – brrr. Wir haben uns hier ja schon öfter beschwert, wenn es kalt war, aber wir sprechen jetzt von vier Schichten Gewand, Ölzeug, Haube, Schal, Handschuhe und sich im Windschatten der Sprayhood verstecken. 

Frieren am Freitag

Der konstante, aber eisige Nordwind bleibt uns bis kurz vor der Ankunft in Bermuda erhalten. Etwa 50 Meilen vor dem Ziel wird es dann flautig und wir motoren noch ein Stück – ideal zum Anlegen und Laden der Batterien. Tatsächlich müssen wir noch die gesamte Insel passieren, denn die einzige Einfahrt nach Bermuda befindet sich im Osten der Insel. Dazu mehr nächste Woche.

Nach einer aufregenden Einfahrt zwischen Riff und Insel legen wir am Samstag um 23:45 Uhr während eines Regengusses nach 8 anstrengenden Tagen auf See an der Zollmole in St. George’s an. Trotz dieser späten Stunde werden wir sehr freundlich von den Zollbeamten in Empfang genommen, Musik schallt aus dem Pub nebenan. Schnell ist alles wieder gut. Formalitäten, Ablegen, Ankern in einem letzten Regenguss, Anstoßen und dann endlich 10 Stunden durchschlafen im spiegelglatten Wasser, bei Flaute…