Long Island sollte der zivilisierte Anlaufpunkt nach Tagen im Nirgendwo werden – Restaurants, Wifi, Supermarkt, mittwochs gratis Chicken Wings im Liquor Store etc. – aber alles nicht so einfach. Von den versprochenen Restaurants finden wir nur eines, das hat aber kein Wifi, geschweige denn gratis Essen, obwohl Mittwoch ist! Wifi finden wir dann nach 20 Minuten Gehweg im kühlschrankkalten Tourist Office. Wifi > Essen. Nach der eisigen Internetsession plündern wir den wirklich gut ausgestatteten, aber erwartungsgemäß sehr teuren Supermarkt. Noch teurer ist nur der Liquor Store – 3 $ für eine Dose 0,3 l Bier.
Das einzige richtige Restaurant der Insel machen wir dann auch noch ausfindig und besuchen Tiny‘s Hurricane Hole am Abend mit dem Dinghi. Die Zufahrt ist bei Niedrigwasser so flach, dass wir den Außenborder nicht benutzen können, der Wind ist aber zu stark, um zu paddeln. Heldenhaft steigt Bernhard kurzerhand mit Schuhen aus und wartet durch das kniehohe Wasser mit Dinghi und mir im Schlepptau Richtung Dock. Das Restaurant ist dann aber wirklich sehr nett und zum Glück so informell, dass Bernhard dort barfuß nicht unangenehm auffällt. Der anschließende lange Rückweg gegen Wind, Welle, Nieselregen und Dunkelheit trübt dann die gute und wohlig gesättigte Stimmung kurzfristig noch ein kleines bisschen.


Long Island
Auch der nächste Morgen begrüßt uns kalt und grau. Diese Wetterlage hält seit nunmehr drei Tagen an und sollte sich erst am übernächsten Tag endlich bessern. Der nächste Schlag führt uns wieder durch einen flachen Kanal in den Norden der Insel in die Calabash Bay, wo wir nach guten Segelbedingungen am späten Nachmittag ankern.
Noch im Stockdunkeln starten wir unsere nächste Etappe gen Norden um 5 Uhr früh. Die Überfahrt bietet erneut einen gemütlichen Halbwindkurs und nach 10 Stunden erreichen wir die flache Bucht New Bight im Südwesten von Cat Island. Als wir bei Niedrigwasser in ca. 2,3 m flachem, und wie immer türkisem Wasser ankern, liegt der Vergleich mit einem Swimming Pool schon sehr nah. Da die nahegelegene Siedlung – diesmal wirklich! – Restaurants, Takeaway, Wifi, Supermarkt, Wäscherei, Bäckerei etc. etc. bieten soll, starten wir einen nachmittäglichen Landgang.
Von den namensgebenden Tieren gibt es hier eigentlich keine, dafür begegnen wir am Rückweg von unserer Erkundungstour einem Rudel wilder Hunde. Während sie uns verbellen und näherkommen, bewaffne ich mich in Panik schon einmal mit Steinen vom Wegesrand. Bernhard, der mich zuerst noch auslacht, beginnt nach einer Minute ebenfalls, nach Nahkampfwaffen Ausschau zu halten. Zum Glück stimmt es, was man sagt – Hunde, die bellen, beißen nicht. Beziehungsweise verlieren sie mit wachsender Distanz das Interesse. Puh. Die Steine sukzessive wieder fallen gelassen, führt unser gruseliger Weg vorbei an einem verlassenen Farmhaus, ein paar Gräbern, einem Mangrovensumpf, einem ausgebrannten Auto, einem noch kokelnden gerodetem Waldstück, außerdem naht die schwarze Luft und eine Fledermaus schwirrt um uns herum. Vorbei am Krankenhaus und der Schule bringt uns der Pfad dann aber doch in die Zivilisation zurück.
Auf den Schreck fahren wir dann rasch wieder mit dem Dinghi zurück zum Boot und werfen das erste Mal in den Bahamas den Griller an, da wir in Long Island frisches Gemüse erstanden haben, es einmal nicht regnet und auch der Wind das kleine Flämmchen an Deck zulässt.
Den nächsten Vormittag verbringen wir mehrere Stunden in der großartigen Wäscherei und arbeiten Wäsche von drei Wochen auf. Bei der Dinghirückfahrt hat der Wind um höchstens 15° gedreht hat, sodass kurzfristig – natürlich genau wie wir mit der frischen Wäsche mit dem Dinghi unterwegs sind – eine ziemliche Welle in die Bucht hereinkommt. Es wäre zwar eine ironische Story, aber wir schaffen es zurück aufs Boot, ohne mit dem Dinghi zu kentern.
Außerdem erstehen wir noch eine paar Lebensmittel im gut ausgestatteten Supermarkt und Kuchen und Weckerl in der Bäckerei, die hier tatsächlich existiert. Wir sind hin und weg von dem umfangreichen Angebot von Cat Island.




New Bight, Cat Island
Von unserem Fixziel Nassau trennen uns jetzt nur noch zwei Etappen – eine 20-stündige auf die Insel Highborne Cay und ein 10-stündiger Schlag nach Nassau, wo wir einen Marinaliegeplatz reserviert haben.
