Bahama Glück – Bahama Pech… Jumentos Cays

Die Jumentos Cays: Die Inselkette im Südwesten der Bahamas ist beliebt aufgrund ihrer völligen Abgeschiedenheit von der Zivilisation. Über insgesamt 70 sm erstrecken sich ca. 50 sehr kleine bis winzige Inselchen. Sie sind unbewohnt, es gibt keine Infrastruktur, keine Handymasten.

Von Ragged Island, der Südspitze der Jumentos Cays, wo wir nach unserer stürmischen Überfahrt ankommen, segeln wir nach einem komatösen Schlaf ein paar Meilen nach Norden in die Middle Pen Bay auf Hog Island. Hier haben Segler vor vielen Jahren begonnen, ein kleines Lager mit Hütte und Grillplatz zu bauen, das stetig erweitert und verschönert wird. Durch diese, man kann es schon fast Infrastruktur nennen, ist die Bucht ein bekannter Sundowner-Treffpunkt für Langfahrer und Ruhesuchende. Da wir schon länger keine Menschenseele mehr gesehen haben, packen wir Bier und Screwdriver ein, setzen mit dem Dinghi über und schließen uns einer kleinen, aber illustren Runde an. Hauptsächlich treffen wir amerikanische Pärchen, die regelmäßig herkommen, aber auch eine Crew, die mit uns gemeinsam bei der ARC Europe von Bermuda auf die Azoren segeln wird. 

Hog Cay

Am nächsten Morgen nutzen wir das schöne Wetter für einen Spaziergang. Wir erkunden einen der vielen, ebenso von vorbeikommenden Seglern geschaffenen Wanderpfade, die nach dem Motto Folgt dem Schuh! mit angespültem Müll wie Flip Flops deutlich markiert sind. 

Bernie’s Trail, Hog Cay

Wieder zurück am Boot bin ich gerade noch beschäftigt mit dem Herrichten der Angelleine – zwei Minuten später liegt auch schon ein ansehnlicher Grouper (Zackenbarsch) am Heck der Mêlée. Ein Fischer hat neben uns angehalten und uns seinen frischen Fang verkauft. Auch gut! Erst mal ab in den Kühlschrank damit – er geht sich gerade so aus. 

Von Hog Island geht es auf die unspektakuläre Insel Buenavista Cay, die wir als kurzen, nächtlichen Zwischenstopp und zum Ausnehmen, Entschuppen und Filetieren des Groupers benutzen. Das gelingt für den ersten Versuch überraschend gut, und wir genießen frische Barschfilets in Limetten-Knoblauch-Marinade. Die zweite Hälfte des Fisches gibt es am nächsten Tag dann in einem ebenfalls wunderbaren Linsen-Grouper-Eintopf. 

Nächste Station: Flamingo Cay. In der kleinen, bestens gegen Wind und Welle geschützten Bucht Coconut Bay teilen wir uns den Ankerplatz mit fünf weiteren Monohulls, während in der Bucht vis-a-vis zwei Katamarane liegen. Alles fein säuberlich getrennt. Beim Einfahren in die Bucht sehen wir im klaren Wasser den Umriss eines Bullenhais, von denen vier Exemplare bekanntermaßen die Bucht bewohnen. Hier wird also besser nicht geschnorchelt, aber wieder erkunden wir per Dinghi die Insel und finden eine zerklüftete Landschaft mit Salzteichen, in denen tausende winzige, knallrote Shrimps wohnen. Diese waren einst das Futter der namensgebenden Flamingos, die die Insel aber schon vor längerem verlassen haben. Die kleinen schnuckeligen Shrimps gedeihen nun ohne Fressfeinde vor sich hin. 

Shrimpinsel Flamingo Cay

Und weiter geht es im wieder einmal recht streng gesetzten Zeitplan. Die letzte, nördlich gelegene Insel der Jumentos, die wir besuchen ist Water Cay – allerdings nur für einen Brunchstopp. Denn bevor ein länger dauernder Nordostwind uns das Leben schwer machen sollte, wollen wir Long Island erreichen und damit wieder zivilisierte Gefilde. 

Die letzte Etappe dorthin erweist sich als spannend, weil sie durch den flachen Comer Channel führt, den wir laut Seekarte nur bei Hochwasser passieren können. Außerdem ist es richtig ungemütlich, weil regnerisch, windig und kalt. Lange Hose-Weste-Jacke-Haube-kalt. Nach erfolgreicher Passage des Comer Channels, der dann gar nicht so flach war wie befürchtet, ankern wir also in der Thompson Bay auf Long Island, schlüpfen aus dem Ölzeug und wärmen uns erst mal mit einem heißen Tee auf. Die Wettervorhersage zeigt keine Besserung in den nächsten 48 Stunden. 

Wir wissen nicht, was wir von unserer bisherigen Zeit in den Bahamas halten sollen. Wunderbare Tage mit einsamen Stränden und gutem Wetter wechseln sich ab mit Sturm, Regen, Schwell und Kälte. Uns fehlen vor allem die konstanten Bedingungen, wie wir sie noch in den BVIs hatten, eigentlich in der ganzen Karibik bisher: Ostwind. Auf wolkenlosen Himmel und zwei Tage hintereinander schönes Wetter warten wir bisher vergeblich. Um es mit Jimis Worten auszudrücken: Come to the Bahamas, they said. It’s nice and warm, they said…