Just deconnect your washing machine for extra power

Ich, in der einen Hand ein Geodreieck, in der anderen einen Apfel, kreuze lernwillig bei der Tauchbasis in Nanny Cay auf. Während ich mich hinter Jimi und Bernhard verstecke, fangen die beiden in ihrer Routine schon mal an das Tauchboot zu beladen. Meine Theorieeinheiten beschränken sich auf einen kurzen Kreuzerltest, der ein Kinderspiel sein sollte, hätte ich das e-learning schon abgeschlossen. Mangels (stabilem) Wifi hab ich aber erst ein paar Absätze gelesen. Zum Glück versucht PADI aber scheinbar nur komplette Dussel auszufiltern und ich bestehe das Quiz mit 100 % (ohne Schummeln!) – juhuuu! In den BVIs ist das Meer das Pool und so werd ich mit dem gesamten Equipment auch gleich aufs Tauchboot geladen. Eine glückliche Fügung des Schicksals erlaubt uns, das Tauchboot für uns alleine zu haben: Jimi und Bernhard tauchen mit ihrem nordirischen, halbwitzigen Guide Kyle und ich mit meiner New Yorker Instructorin Kelsey. Der Einfachheit halber kommen beim nächsten Tauchgang noch eine Cathy und eine Casey dazu.

Während die fortgeschrittene Gruppe auf ihrem ersten Tauchgang in der Kelly Cove Pediküreshrimps (Darling, wie schauen denn deine Nagelhäute aus!?), Gruselmuränen und Zwickkrabbler (die echten Namen der Fische muss man erst im Advanced Kurs lernen) beobachten, plantsche ich mit Kelsey im Flachwasser und lerne Dinge wie: Was passiert, wenn ich mir beim Winken den Atemschlauch aus dem Mund ziehe und wie klaue ich einem anderen Taucher artgerecht die Maske, wenn ich meine vergessen hab. 

Tauchen Kelly´s Cove

Bei Tauchgang Nummer 2 auf Pelican Island sind wir alle gemeinsam unterwegs und haben Spaß mit einer ausgesprochen zutraulichen Schildköte namens Spikey oder Speedy oder so ähnlich. Vielleicht war der Name auch ein bisschen weniger unpassend. Außer dass es, besonders nach dem Auftauchen, richtig kalt ist, ist es ein wunderbarer Vormittag. Ich fühl mich noch nicht gerade routiniert, hab aber schon viel neues gelernt. 

Tauchen Pelican Island

Zurück in Nanny Cay machen wir mit der Tauchbasis für die nächsten Tauchgänge Rendezvous aus. Das heißt, sie holen uns aus einer Bucht mit dem Tauchboot ab und wir sind nicht gezwungen weiter in der teuren Marina zu liegen, sondern können wieder gratis vor Anker nächtigen. Für uns ein optimales Angebot, das sogar für Jimi neu ist.

Nach Frühstück im Cafe, proviantisieren und Wasser füllen verbringen wir am nächsten Tag noch eine gemütliche knappe Stunde an der Tankstelle und warten auf den Lkw, der die Tankstelle betankt. Beim Ausfahren aus der Marina werden wir von einer wütend herumspringenden Lady mit Tröte angehupt und angepöbelt, da sie entweder die Größe ihres Katamarans oder die Größe unserer sehr schlanken Mêlée über- oder die Breite der Zufahrt unterschätzt. Wir können sie einem früher belauschten Funkspruch zuordnen, in dem sie ein anderes Schiff auf Kanal 16 anpöbelt, es solle sich doch an die Vorrangregeln halten, wobei die Antwort des anderen Schiffs in etwa so ausfällt: ähm, ja eh!?

Am Weg nach Peter Island macht sich Jimi als Rudergänger damit vertraut, wie sich das Boot in Böen verhält. Aha, wenn die Böe kommt, krängt das Schiff, wenn die Böe aufhört fallen wir unkontrolliert ab, machen keine Fahrt mehr und können das Ruder nicht bewegen. Momeeeeent. Nach kurzer Recherche dieses doch eher ungewöhnlichen Phänomens bemerken wir, dass wir uns in einer Fischerboje verfangen haben. 20 Minuten und ein paar Muschelschnitte später sowie den glücklicherweise nicht erforderlichen Einsatz einer Person im Wasser schaffen wir es uns ohne Folgeschäden aus der Lage zu befreien. 

In der White Bay beziehen wir einen windigen Ankerplatz und werden von riesigen Tarpons umzingelt. 

White Bay, Peter Island

Vor unserem nächsten Tauchgang machen wir noch einen Stopp auf Cooper Island, wo wir leider das langfahrerfeindliche Bojensystem der BVIs unterstützen: 40 $ für eine Boje ohne sonstige Leistungen. Den Fehler machen wir nicht nochmal, aber sei es wie es ist, das angrenzende Resort bietet ein nettes Ambiente mit inselgebrautem IPA und der nahegelegene Steinhaufen ein spektakuläres Schnorchelerlebnis: Wir sehen zum ersten Mal einen Hai – ein hübscher Ammenhai, der sich schnell verzupft sowie er uns sieht. Außerdem zu unserer einen Seite ein kleines Riff mit süßen Fischchen und auf der anderen Seite tiefere Gewässer mit einem riesigen Schwarm riesiger Tarpons, deren Bewegungsmuster an Dementoren erinnern. 

Schnorcheln und Studieren in Manchioneel Bay, Cooper Island

Jimi schiebt am nächsten Tag noch eine Tauchsession ein, da ihm zwei Tage Pause zu lang waren und wir nutzen den Vormittag und das Wifi des Cafés um unsere Heimreise zu buchen (aaaaaaaaaah!) und brav e-zu-learnen.  

Ende Juni werden wir von den Azoren nach Hause fliegen und unsere Mêlée für voraussichtlich ein Jahr in der Marina Ponta Delgada zurücklassen.