Antigua – Urlaub bei Reich und Schön

Wir verlassen Guadeloupe also wetterbedingt spontan zwei Tage früher als geplant. Für die Etappe nach Saint Martin, wo wir endlich wieder Gäste auf unserer Mêlée begrüßen dürfen, haben wir die Wahl:

– die westliche und direktere Route über Montserrat und St. Kitts & Nevis

– oder die nördliche Route über Antigua & Barbuda (nicht zu verwechseln mit Barbados, Bahamas oder Bermuda)

Unter anderem deshalb, weil auf Montserrat ein aktiver Vulkan steht (wir sehen ihn von weitem dampfen) und große Teile der Küste nicht befahrbar sind, entscheiden wir uns für das buchtenreiche Antigua.

50 Seemeilen nördlich von Guadeloupe erreichen wir in finsterer Nacht das Ankerfeld vor Jolly Harbour an Antiguas Westküste. Die Ansteuerung ist dank zahlreicher beleuchteter Tonnen einfach, der Anker hält, der Wind lässt nach. Als Belohnung verschmausen wir noch frisch zubereitete Cheeseburger mit Coleslaw – Mitternachtssnack. 

Einmal Ausschlafen, dann geht es zum Einklarieren, was wie auf allen nichtfranzösischen Inseln eher aufwendig ist. Der Weg führt nacheinander zu Anmeldung, Port Health, Customs, Immigration, nochmal Customs, Port Authority und schließlich zur Kassa. Jede der genannten Stellen ist ein eigenes Büro, aber immerhin liegen alle direkt nebeneinander. Da recht wenig los ist, dauert der Prozess insgesamt nur eine Stunde. Einige East Carribean Dollar ärmer und ein paar Stempel im Reisepass reicher sind wir clear to go. Zum Vergleich: Auf den französischen Inseln Martinique und Guadeloupe haben wir jeweils null bis drei Euro gezahlt, haben 5 Minuten Daten in den Customs-Computer eingetippt und waren damit fertig einklariert. Beim ersten Mal hat mich zwar die französische Tastatur noch ins Schwitzen gebracht, doch inzwischen habe ich damit schon Routine.

Wir erleben Antigua als Urlaubsinsel der Reichen und Schönen. Zahlreiche Buchten sind von hübschen, unaufdringlichen Luxusresorts eingenommen, von weißem Sandstrand und Palmen geziert, gepflegt und sauber. Wir recherchieren: In den Hotels, vor denen wir geankert haben, kostet eine Nacht zwischen 800 und 2.000 €. Naja, für uns wars gratis, und bei dem freien Wifi haben wir auch mitgenascht. 

Carlisle Bay

Die zweite Nacht verbringen wir in Falmouth Harbour, einer großen, geschützten Bucht im Süden der Insel mit mehreren Megayacht-Marinas. Wir ankern, düsen mit dem Dinghi an Land und finden einerseits eine recht günstige Cocktailbar, andererseits eine authentische sardinische Holzofenpizzeria, wo wir uns für eher teures Geld zwei Pizzas mit aufs Boot nehmen. Bezahlt wird beim zigarrenrauchenden Besitzer Giovanni persönlich.

Südküste: Falmouth & English Harbour

Der Wind dreht für ein paar Tage nach Norden und verpatzt uns damit den Plan eines Abstechers nach Barbuda. Ziel dort wäre der famose zartrosa Sandstrand vor dem Privatanwesen, inklusive kleinem Flughafen, von Robert De Niro gewesen. Stattdessen fahren wir wieder zurück nach Jolly Harbour zum Tanken, Wasser füllen und Ausklarieren – natürlich wieder mit allen bürokratischen Instanzen. 

Jolly Harbour

Wir verbringen noch eine Nacht in der sehr seichten Deep Bay. Seit über hundert Jahren liegt hier das Wrack eines ausgebrannten Frachtschiffs, das ich schnorchelnd aufgrund der schlechten Sicht aber nur in Grundzügen erkennen kann. Die Bucht soll uns als Ausgangsort für die 90 Seemeilen-Passage nach Saint Martin dienen. Unsere erste richtige Nachtfahrt in diesem Jahr bietet 13 Stunden stressfreies und flottes Halbwindsegeln, mit freundlicher Unterstützung unseres Autopiloten. Im Morgengrauen tauchen am Horizont die Lichter von Saint Martin auf…