Gedanken zu Unterwasser

Wildes Gewusel um 8 Uhr morgens des 5. Jänners in der Tauchbasis in Trois Îlets. Obwohl jeder irgendwas am Schiff vergisst und nochmal zurückgeht, schaffen wir es pünktlich mit dem Dingi auf dem wackeligen, öffentlichen Schwimmsteg anzulegen und mitzuwuseln. Wobei, dadurch, dass wir am Vortag schon alles anprobieren konnten läuft es für uns eigentlich ganz entspannt. Jedenfalls für mich, denn ich muss mich als komplette Anfängerin um nix kümmern. Während sich Andi, Benni und Bernhard darüber den Kopf zerbrechen, welchen Schlauch man wo anstecken muss um nicht zu sterben, übernimmt das für mich die sehr freundliche Tauchlehrerin Maggie, die mir dann eine kurze Einschulung über die wichtigsten Schritte und Handzeichen gibt. Knapp, aber präzise und übersichtlich erklärt, fühl ich mich ganz zuversichtlich. Eine rasante Fahrt mit dem Tauchboot und ein paar gebrüllt Erklärungen der Lehrerin später wurschteln wir uns mit den 11 anderen Leuten an Bord in unsere  Neoprenanzüge, Westen, Tauchflaschen und Flossen. 

Frohen Mutes am Vorbereiten

Als besonders heterogene Gruppe haben wir uns überlegt unsere unterschiedlichen Erfahrungen dieses Tauchabenteuers einzeln festzuhalten. Klick einfach auf das entsprechende Foto, scroll unsere Erlebnisse durch von Anfänger bis Fortgeschritten oder benutz die Fotos als Lesezeichen, denn der Text ist eventuell etwas lang geworden.

Pia

Andi

Bernhard

Benni

Pia, Newbie in Therapie

Da steh ich also am Heck des Tauchboots. Der Einstieg ins Tauchvergnügen ist eher würdelos. Ausrüstung, die gefühlt schwerer ist als ich, Flossen, mit denen die Fortbewegung am Schiff naturgemäß entig ausschaut, Maske schon mal auf, Atemschlauch im Mund. Dann mit der flachen Hand ins Gesicht drücken, Blick zum Horizont und der große Schritt nach vorn. 

Nachdem ich mühelos auf der Wasseroberfläche treibe, schätze ich, dass ich richtig angezogen worden bin. Gleich schnappt mich der Tauchlehrer und lässt mich mit dem Kopf unter Wasser ein paar Atemzüge ausprobieren. Überraschend einfach, nachdem das Atmen durch den Schnorchel mir vor kurzem noch alles abgerungen hat. Kopf wieder hoch und schon lässt der Lehrer die Luft aus meiner Weste und wir tauchen ab. Gefühlt bin ich schon mehrere hundert Meter abgesunken, tatsächlich sind wir nur sehr langsam unterwegs und ich kann die Wasseroberfläche noch fast berühren. Trotzdem bin ich überrascht, plötzlich unter Wasser zu sein. Hätt mir mal wer im Vorhinein sagen können, dass das beim Tauchen passieren kann. 

So, atmen klappt, dann Druckausgleich. Der Lehrer will, dass ich durch die Nase ausatme. Kommt dann nicht Wasser in die Brille? Nein, gerade nochmal gut gegangen. Der Tauchlehrer zieht mich an der Hand ein bisschen durch die Gegend und zeigt hie und da auf einen Fisch. Was denn noch alles? Atmen, Flossen, Ohren und Fische anschauen? Womöglich soll ich das Ganze auch noch genießen? Wenige Minuten später tauchen meine drei Buddies (so nennt man Freunde unter Wasser) und Maggie auf. Vermutlich sind sie von oben gekommen. Der Lehrer schubst mich Richtung Gruppe. Zur Sicherheit schnapp ich mit die nächstbeste Hand – danke Andi. Gruppenfotoooo! Lachen? Besser nicht! Lieber Atmen, Ohren, Flossen und Festhalten. Dann schnappt mich die Lehrerin und gefolgt von der kleinen Buddyllion tauchen wir an einem Riff entlang. Sicher richtig beeindruckend, aber es fällt mir noch recht schwer, die bunten Farben der Pflanzen und unzähligen Fische zu bewundern. Dann entdecken wir Maggies Lieblingsfisch, was sie uns mit improvisierter Zeichensprache erklärt. Daraufhin merk ich erst, dass das hier alles gar kein ernsthafter Überlebenskampf ist und und ich beginn mich langsam wohler zu fühlen. Durch Ausatmen (Maggie gibt mir immer wieder das Zeichen dafür) kann ich tiefer nach unten schweben. Dann Einatmen und Druckausgleich. Das ist im Grunde die ganze Prozedur und ringt mir doch eine ganze Menge Aufmerksamkeit ab. 

Nach einer Weile lässt Maggie mich eigenständig herumschwimmen. Ich bleib in ihrer Griffweite. Sie schwimmt die meiste Zeit verkehrt herum und kann so die ganze Gruppe im Auge behalten. Als alle immer wieder 👌 machen versteh ich erst, dass man das auch als Antwort benutzen kann und nicht nur als Frage. Mein erster Versuch mit 👍 zu antworten ist mir selber falsch vorgekommen, das war ja schließlich das Zeichen für nach oben… Nicken war scheinbar auch falsch. Dann eben 👌. Und nachdem alle wirklich andauernd 👌👌👌 zeigen, glaub ich es ihnen langsam und beginn mich in dieser fantastischen Unterwasserwelt umzuschauen. Es ist wie eine kleine Fantasywelt, über die man hinwegschwebt. Beim Schnorcheln haben wir schon einige Fische gesehen, aber hier sind alle auf einmal in einer unglaublichen Anzahl. Ich stups einen Schwamm an und wenig später sehen wir noch eine Muräne, mein Alptraum! Die anderen bleiben aber entspannt und dann tu ich es ihnen eben gleich. Außerdem schaff ich es eh nicht, rückwärts zu schwimmen, also schau ich mir eben aus nächster Nähe an wie sie uns wütend anzubrüllen scheint. Irgendwann schaffe ich es mich von meinem sturen Blick nach vorn zu lösen und einen Rundumblick zu machen. Daraufhin bin ich sicher, dass Bernhard weg ist, aber auch jetzt bleiben alle entspannt – wird schon seine Richtigkeit haben. 

Kurz vor dem Auftauchen ist es in meinem kurzärmligen Tauchanzug schon richtig kalt und ich bin ein bisschen erleichtert, als mich die Lehrerin schnappt und wir durch etwas Luft in die Weste rasch in Richtung der mittlerweile 7 m entfernten Oberfläche schweben. Meine Buddies tauchen neben mir auf und alle scheinen ganz zufrieden mit dem Tauchgang und mir als Anfängerin. 

Den zweiten Tauchgang auf 12 m darf ich dann aber nicht mehr mitmachen. Nachdem ich ziemlich durchgefroren bin zieht es mich aber auch gar nicht nochmal ins Wasser. Die Eindrücke dieser ersten 50 Minuten unter Wasser reichen fürs Erste auch völlig aus. Am nächsten Spot bleib ich also im Nieselregen allein am Tauchschiff zurück und schau mir die hübsche Choreographie an, die die anderen beim Abtauchen vollführen. 50 Minuten später und eine Beule auf dem Kopf reicher, weil ein anderer Taucher seine Trinkflasche auf meinen Kopf fallen lässt (es geht schon, nix passiert…) tauchen die drei kühnen Tiefseeforscher wieder auf und wir düsen mit dem Boot zurück zur Basis. Danke liebe Buddies, dass ihr mich mitgenommen habt! Meine größte Sorge, dass meine Ohren da nicht mitspielen, hat sich bisher nicht bewahrheitet und ich freu mich schon aufs nächste Mal! Sagts das mal bitte wer der Pia von vor einem halben Jahr.

Andi, angstfrei in Ausbildung

Konzentration… nach vorne schauen… ein großer Schritt… *platsch* .

Jetzt noch cool den linken Arm heben, um die Pia zu verwirren, und abtauchen. Wow, es funktioniert. Ich sinke! Ganz ohne Hilfe! Und schon gehts los. Die Flossen ganz langsam bewegen. Langsam… nicht mit den Armen wacheln! Das schaut komisch aus, außerdem drehe ich mich unkontrolliert herum. Gut, es klappt, ich komme voran. Immer der Pia und der Tauchlehrerin hinterher. Wieso schaut die Pia jetzt eigentlich schon aus wie eine Profitaucherin?

Und Moment… wo sind die anderen? Ah, Benni schwimmt irgendwo hinter mir und schaut sich einen Fisch an. Bernhard? Links von mir, ok, weiter gehts. Vielleicht sollte ich mir auch einmal die Fische anschauen. So schön bunt und so viele Farben. Leider werde ich sie mir niemals alle merken. Oh, da vorne stoppen Pia und die Tauchlehrerin und alle zeigen auf irgendetwas! Eine Muräne! Hallo, Muräne! Jetzt bloß nicht unkontrolliert absinken und ihr zu nahe kommen!

Wie war das nochmal in der Tauchschule? Immer brav die Luft in der Flasche kontrollieren. Der Zeiger ist weit oben. Gut, wird schon passen.

Das Riff schaut aus wie eine kleine Unterwasserstadt. Und die Korallen leuchten total arg. Oh cool, da vorne greift Pia einen Schwamm an, da mach ich gleich mit.

Hmmm, was deutet die Tauchlehrerin da? Ah, sie will ein Foto machen. Oh verdammt, Bernhard schwimmt vor mir herum, wie soll ich da vorbeikommen? Wartet auf mich! Und CHEESE! Oder eher Blubber Blubber…

Weiter gehts! Oh, da ist ein roter Fisch! Den hab ich schon einmal im Fischlexikon gesehen. Andi, merk dir den! Wieso sind alle plötzlich so weit weg? Und warum fühlen sich meine Flossen so komisch an? Verdammt, ich bin ja ganz an der Oberfläche! Die Tauchlehrerin deutet auch schon irgendetwas in meine Richtung. Schnell wieder abtauchen! Wie war das noch einmal? Wie schnell darf man wieder auftauchen…? Naja, wird schon nicht so schlimm sein.

Was ist das? Kleine bunte Christbäume auf Steinen. Die schauen ja richtig cool aus! Sind das Pflanzen? Das will ich dem Benni zeigen. Wieso schwimmt der schon wieder so schnell weg? Ah, jetzt hat er mich bemerkt! Da, schau, Miniunterwasserchristbäume! Er schaut nur verständnislos. Da, genau da! Fragezeichen in seinen Augen. Ist der blind? Na gut, dann halt nicht.

Schön langsam gehts wieder an die Oberfläche. Langsam sollte es zumindest sein. Ich steige auf wie ein Luftballon. Und da ist schon mein Kopf aus dem Wasser. Juhu, wieder richtige Luft atmen! Ich habe überlebt!

Bernhard, der Wiedereintaucher

Tauchen ist wie Fahrradfahren, hat die nette Dame in der Tauchbasis gesagt. Meine Tauchscheine haben den Zusatz „Junior“ und mein letzter Tauchgang ist immerhin gut 14 Jahre her. Aber schon beim Herrichten der Ausrüstung fühlt sich alles vertraut an und ich denke, sie hat wohl recht. Die intensivste Erinnerung, die mir ins Gedächtnis schießt, ist aus irgendeinem Grund das mühsame Gefühl, sich für einen zweiten Tauchgang erneut in einen nassen Neoprenanzug hineinzuzwängen.

Einmal im Wasser, spiele ich mit dem Tarierjacket und stelle mit Erstaunen fest, dass ich auch ohne Bleigewichte absinke – das wird also mein erster Tauchgang ohne Blei. An das Austarieren nur mit der Atmung, ohne Jacket und Gewichte, kann ich mich von früher nicht erinnern, doch es funktioniert. Ich konzentriere mich anfangs darauf, meine Hände verschränkt zu halten, um nicht herumzufuchteln wie Stan™ beim Versuch, Schiffe oder Grabsteine zu verkaufen. 

Ich beobachte Pia, die bei ihrem allerersten Tauchgang ruhig und interessiert (oder etwa in Schockstarre?) umherschwebt, anfangs geführt durch unsere Guidelady, später allein. So tauchen wir zu fünft Riffe mit Flora und Fauna in allen erdenklichen Neonfarben ab, und irgendwann, als mir schon zu frösteln beginnt, ist der erste Tauchgang beendet. Wir brausen in Gleitfahrt zu dem nächsten Spot und versuchen inzwischen, uns aufzuwärmen, was dank Starkwind und intermittierendem Nieselregen nicht so einfach ist. Schon geht es wieder ins Wasser, Pia bleibt diesmal zurück. Sie hat ihre Tauch-Taufe erfolgreich abgeschlossen und bewacht nun das Schiff. Während oben wettermäßig die Welt untergeht, haben Andi, Benni und ich eine ruhige Zeit auf bis zu 15 m Tiefe. Auch eine Seegras fressende Schildkröte sehen wir diesmal. Die kann uns natürlich nicht mehr besonders beeindrucken, da wir beim Schnorcheln bereits ca. 100 Exemplare gesehen haben. 45 Minuten farbenfrohe Eindrücke später war es das dann auch schon wieder. Nach der Rückfahrt, dem Spülen des Equipments und Herunterladen der zahlreichen Fotos heißt es jetzt, im Marine picto life all die Fische und Pflanzen zu finden und zu benennen, die wir gesichtet haben. Ich freu mich auf die nächste Tauchgelegenheit – vielleicht auf Guadeloupe – soll ja auch sehr schön sein.

Erster Tauchgang

I dived with Benni and survived

Luft? Check. Brille? Check. Jacket aufblasen und Sprung. Bldjdbdjdndbl und wieder auftauchen. Endlich wieder tauchen. So dann ab gehts hinunter, hoffentlich wird mir nicht kalt nur mit Shorty. So wo sind denn die anderen, aja Bernhard mit Sturmfrisur, Andi neben mir und Pia mit Tauchlehrer da vorne. Voll cool, ihr erstes Mal tauchen und ihr Gesicht schaut gar nicht nach maximaler Panik aus. Ah, Maggie sagt wir sollen ein Gruppenfoto machen… na toll der Bernhard schwimmt mir genau vors Gesicht, nagut dann geh ich halt auf die andere Seite. Einmal lächeln – oder halt nicht, auch egal. 

So, läuft soweit ganz gut und das Wasser ist so klar. So viele Fische. Kenn ich die schon aus Pias Buch? Den schon, den da auch, glaub ich. Ah, den Trompetenfisch erkenn ich aber sicher. So auf meiner Wishlist stehen Schildkröte, Rochen, Muräne, Krebse. Aber eigentlich ist alles interessant hier unten. Wie tief wir wohl schon sind, echt nervig, dass wir keinen Tiefenmesser bei uns haben. 

Ah, tauchen ist schon cool. Man hört nur seine Atemgeräusche und kann sich voll auf das Gesehene konzentrieren. Uh, hallo wer bist du denn? So schöne Korallen hier mit lauter Fischen. Wahnsinn. Maggie sagt wir sollen den Schwamm angreifen. Ja, fühlt sich schwammig an. Wo ist eigentlich der Bernhard schon wieder? Ah dort hinten, was macht der dort? Ist dort was cooles? 

Naja egal, ich beobachte mal den Boden genauer. He, eine Muschel, die ist sogar noch ganz! Die hol ich mir, sind ja nur – was wird das sein – 2 Meter ca.? Uuuund meins! So, jetzt nur nicht mehr fallen lassen, ich hab keine Ahnung wo hier Taschen sind. He, die Pia ist ja schon ganz selbstständig unterwegs. Wow. Ich glaub ihr machts Spaß.

Naja im zweiten Tauchgang sind wir immerhin mal in die andere Richtung gestartet. Wo ist schon wieder Mister Sturmfrisur? Ah, über mir. Nagut weiter gehts, ich will alles sehen was es hier gibt. Da drüben macht die andere Gruppe grade Fotos… uh, eine Muräne! Komische Dinger. Hä, was will die Andi von mir? Deutet auf einen Stein. Aber wo soll da ein Fisch sein? Hab ich ihn verpasst? Sie zeigt immer noch auf den Stein. Versteh ich nicht. Naja okay, muss sie mir später erklären. 

SCHILDKRÖTEEEEE. Maggie sagt nur mit Bernhard gemeinsam runter – und gibt mir die GoPro mit. Oh, Andi darf leider nicht die paar Meter hinunter zur Schildkröte. Nadann nur Bernhard und ich. Selfietime ✌️

So jetzt gehts eh wieder Richtung Boot, hab nur noch 80 Bar Luft. So viele Fische, die muss ich mir fürs Logbuch merken. Aber Rochen hab ich noch keinen gesehen. Da ist ja auch schon das Boot, schön langsam auftauchen und die letzten Meter unter dem Meer genießen. 

Ah zurück an der Oberfläche, leider schon wieder vorbei.

Zweiter Tauchgang