Au revoir, Martinique

Da sind wir also wieder allein. Die Marina Z’Abricots ist ein guter Ort für unsere gewohnte Routine aus dem Mittelmeer: Putzen, einkaufen, Wäsche waschen. Dazu kommt noch das Abdichten mehrerer Stellen an Deck, an denen wir leichten Regenwassereintritt vermuten. Testen können wir unsere Arbeit bisher nicht, denn seit Andi und Benni abgereist sind, regnet es kaum noch. Die Marina ist mitten in einem Industrie- / Neubaugebiet gelegen und schaut im Grunde aus wie die Donaustadt. Trotzdem gar nicht so schlecht hier.

Einen Tag später fahren wir nochmal eine kurze Etappe Richtung Süden. Die als ganz wunderbar beschriebene Anse Noire (Anse = Bucht) geht uns als Ziel noch ab und ist sich in den letzten zwei Wochen nicht ausgegangen. Leider kriegen wir dort keinen Platz und ankern somit in der unmittelbar angrenzenden Anse Dufour. Schon beim ersten Schorcheln entdecken wir die Ausläufer eines Riffs mit unzähligen bunten Fischen und Pflanzen, das dann in eine Sandfläche übergeht, auf der sich gewaltige Schwärme silbriger Fische in verschiedenen Größen tummeln. Highlights des Tages sind eine grasende Schildkröte und eine (wie immer) wütende Muräne.

Am nächsten Tag schnorcheln wir dann einen Großteil des Riffs entlang, das die Anse Noire und die Anse Dufour voneinander trennt. Ohne Aufwand und Kosten können wir hier fast die selbe Farbenpracht und Vielfalt bestaunen wie bei unserem Tauchgang. Riffe sind cool!!

Anse Dufour / Anse Noire

Danach starten wir wieder zu einer kurzen Etappe Richtung Norden, zu dem angeblich sehenswerten Ort Case Pilote. Dort angekommen können wir uns nicht recht für einen Ankerplatz entscheiden – Schwell, Böen, Felsen, naja… Endlich ringen wir uns zu einer Entscheidung durch, sind selbst nicht ganz mit der Position zufrieden und werden prompt von einem Fischerboot verscheucht. Sie wollen uns sogar einen Alternativplatz anbieten, der jedoch in viel zu seichtem Wasser und viel zu nah an den Felsen liegt. Wir geben ihnen zu verstehen, dass wir den Platz nicht wollen, woraufhin sie uns mit unhöflichen Gesten verabschieden. Nix wie weg hier – so schön hat der Ort eh nicht ausgeschaut. Am Weg Richtung Norden zu unserem Alternativziel Saint Pierre entdecken wir die weitläufige, wildromantische Bucht Fond Bouchant, in die wir sogleich abbiegen. Kaum mit der Nasenspitze in der Bucht fällt der starke, böige Wind auf Null Knoten – scheint gut geschützt zu sein. Auch ankern klappt wunderbar. Leider hält uns ein ungemütlicher Schwell die Nacht über wach. Als Notlösung können wir uns aber kaum beschweren. Am frühen Vormittag holen wir also rasch den Anker auf um – diesmal wirklich – nach Saint Pierre zu düsen. Oder eher dümpeln, mit Motor, denn seit Wochen haben wir das erste Mal zu wenig Wind zum Segeln.

Auch in Saint Pierre fällt es uns schwer, den richtigen Ankerplatz auszuwählen. Bevor wir jedoch zu tief ankern stellen wir uns lieber frech in die Poleposition direkt vor dem Dingidock. Saint Pierre liegt malerisch am Fuße des Vulkans Mount Pelée und an einer über und über grün bewucherten Steilwand. Gleich nach dem Ort beginnt tiefer Dschungel. Die Geschichte von St. Pierre ist keine fröhliche. 1658 haben europäische Besiedler den letzten karibischen Bewohner ausgelöscht. Und dann gibt es eben auch noch den Vulkan…

Mount Pelée ist im Mai 1902 das letzte Mal ausgebrochen. Der Vulkan gab bereits im April Vorwarnungen, aus logistischen und wirtschaftlichen Gründen sowie einer (vermutlich politisch motivierten) falschen Einschätzung der Gefahr wurde die Stadt jedoch nicht geräumt. Am 8. Mai 1902 starben alle der fast 30.000 Einwohner (heute leben hier nur noch knappe 6.000 Menschen) Saint Pierres innerhalb von Sekunden, außer zwei – ein Schuster und ein verurteiler Mörder, der im Gefängnis nichts vom Ausbruch mitbekam. Im Hafen sanken hunderte Schiffe. Zwölf der Wracke, darunter ein Dreimaster, sind heute beliebte Tauchziele. 

Auf den Ruinen von 1902 wurden zum Teil neue Gebäude errichtet, sie werden als Begrenzungsmauern integriert oder sind als Monumente frei zugänglich. Wir besuchen die Ruine des Gefängnisses und des Theaters. 

Saint Pierre

Tags darauf wagen wir einen Dingiausflug zu einer 2004 als Attraktion versenkten Statue einer Meerjungfrau. Wir finden den Spot und machen Sightseeing unter Wasser. Eine nette Idee, aber überraschend unspektakulär im Vergleich zu den Riffen, die wir bewundern durften. Dafür tummeln sich hier ein Haufen der neugierigen, handgroßen Fische Sergeant Major, die ich irgendwie liebgewonnen hab. 

Am nächsten Morgen stehen wir nach einer sehr erholsamen Nacht zeitig auf und segeln Richtung Dominica, die Insel gleich nördlich von Martinique. Nicht verwandt oder verschwägert mit der Dominikanischen Republik. Amtssprache ist Englisch, die Sicherheitslage ist gut. Wir planen dort ein paar wenige Tage mit Landausflügen, denn seglerisch halten sich die Optionen in Grenzen.