Auf Wiedersehen ARC

Die letzten Meilen

Die letzten 200 sm ist es endlich warm, auch nachts. Das Ölzeug ist verstaut, Pulli und lange Hose tragen wir nur noch, weil wir dieser Situation noch nicht ganz trauen können. Die letzten zwei Nächte waren angenehm, die Welle ruhiger. Wir kämpfen noch mit dem perfekten Kurs und regelmäßigen Winddrehern. Die häufiger auftretenden Squalls wirken nicht mehr ganz so bedrohlich wie anfangs. Wir nutzen den damit einhergehenden stärkeren Wind um schneller zu sein. 

Im Leichtwindtrimm balancieren wir im Schneckentempo die letzten 100 sm auf der Zielgeraden. Wir verkochen noch das allerletzte Gemüse – Erdäpfel und Zwiebel. In der vorletzten Nacht erwischen wir den ersten richtigen Regen, wodurch jetzt für die Ankunft immerhin ein bisschen weniger Vogelkacke an Deck klebt. Die letzten 18 Stunden hat der Wind dann keine Lust mehr und wir motoren weite Strecken – immerhin bei glatter See und malerischem Sonnenuntergang. Wir freuen uns auf die Karibik! Nicht zuletzt weil wir unglaublicherweise schon seit zwei Monaten keine Gelegenheit mehr gehabt haben vom Boot aus ins Wasser zu hüpfen. 

Ankunft

Nachdem wir bei Morgendämmerung den unglaublich grünen Süden der Insel Grenada umrunden, liegen vor uns nur noch die Ziellinie und das Konkurrenzboot Lomvi. Doch was macht Lomvi da? Sie biegen nach links ab und entfernen sich vom Ziel. Wir ziehen gegen die Strömung mit knappen 3 kn an ihnen vorbei und überqueren um 7:22 Uhr Ortszeit an Tag 18 auf See die Zielgerade. Wir legen am Wartekai an, wo kurz darauf auch Lomvi anlegt und die Crew von einem norwegischen Empfangskommitee begrüßt wird. Sie waren noch schwimmen. Uns wird von den ARC Organisatoren um kurz vor 8:00 Uhr ein Willkommensrumpunsch in die Hand gedrückt, der es in sich hat. Eine halle Stune späder schibbern wir auf umseren ennüldigen Liegebladz. Unterwegs werde wir von Polly begrüßt, am Steg dann liebevoll von der Marina, den ARC Leuten und den Nachbarn. 

Check-in und Zoll erledigt, erkunden wir die sehr hübsche Marina Port Louis in St. Georges – in kleinen Hütten sind die Offices und Shops untergebracht, auf kleinen Marktständen werden lokale Produkte angeboten. Es fühlt sich an wie ein kleines Festival. 

Die letzten ARC Tage

Eine Willkommensfeier haben wir schon verpasst, bei der nächsten am Dienstag können wir aber mit Rumpunsch und vereint mit unserer Gang der kleinen Boote mitfeiern. Zola und Griselda kommen noch einen bzw. zwei Tage nach uns an – wir jubeln ihnen vom Steg aus zu. 

Die Tage verbringen wir mit aufräumen, putzen, Wäsche waschen, einkaufen und dem einen oder anderen Drink oder Snack in der Victory Bar

Am Donnerstag findet in einer riesigen Bar im Süden der Insel ein rauschendes Abschiedsfest mit Siegerehrung statt. Neben den schnellsten Booten in den jeweiligen Kategorien (Multihull und Monohull I bis IV) werden ein paar Sonderpreise vergeben. Als wir mit sieben anderen Crews dafür geehrt werden, einfach weil wir nur zu zweit (double handed) am Boot waren, sind wir fast ein bisschen gerührt, weil wir definitiv keinen Preis erwartet haben. Wir nennen ihn liebevoll den Preis dafür, dass wir keine Freunde haben. Doch das sollte es noch nicht gewesen sein – wir gewinnen noch eine zweite Kategorie! Aus großen Regatten wissen wir, wie unglaublich knapp oft die Zielgeraden passiert werden, nachdem tage- oder wochenlang geseglt wurde. Wir können mithalten. Nach fast 18 Tagen auf See erreichen wir, dank Lomvis Badeausflug, das Ziel nur 2 Minuten und 16 Sekunden vor ihnen. Für diese Leistung gewinnen wir noch einen Restaurantgutschein.

Am nächsten Abend treffen wir uns noch in kleiner Runde bei Polly und verabreden uns für Jänner auf Martinique. Die ARC hat uns wirklich einen schönen, gut behüteten Rahmen geboten und wir sind uns ziemlich sicher, dieses Angebot auch für die Rückfahrt im Mai wieder in Anspruch zu nehmen. Jetzt wird es allerdings Zeit zuerst die Insel und dann die Karibik auf eigene Faust zu erkunden. Bis bald ARC Team, bis bald neue Freunde. 

ARC+ Collage – vom Crew Supper in Gran Canaria bis zur Siegerehrung in Grenada

Zu guter Letzt haben wir wohl alles erreicht, was man als junge, deutschsprachige Segler erreichen kann – wir und unsere betagte Lady werden in der yacht erwäht. Danke Kristina!