Der Vogel

Hier endlich die lang erwarteten Fotos zu unserer Vogelstory, die wir übrigens dramatisiert, aber durchaus wahrheitsgetreu wiedergegeben haben. Nachforschungen zufolge handelt es sich um einen Schmuckreiher.

Tag 12

Wir haben einen Vogel! Bird is the word! Besser ein Kranich im Cockpit als eine Möwe auf dem Mast! Der frühe Vogel fängt den Fisch! 

Alec „G. Rick“ der Zerhacker, ein Prachtexemplar eines weißen Vogels mit langem Schnabel, hat sich in der Nacht an Bord niedergelassen und unterhält uns seither. Nachdem er das Schiff und alle Luken genau erkundet hat, woraufhin wir rasch alle Luken geschlossen haben, sitzt er nun neben dem Cockpit, wippt hin und her, putzt sich und starrt uns ab und zu in heller Aufregung an. Umgekehrt genauso. Wir wollten dem Vogel Wasser geben, aber Interesse an unserer improvisierten Vogeltränke oder Brotkrümeln hat er bis jetzt nicht gezeigt. Damit hat er uns immerhin noch nicht das Deck vollgestuhlt. Im Vergleich zur Nacht schaut er mittlerweile aber wieder ganz ordentlich und weniger zerzaust aus. Ob wir wohl sein erstes Boot sind? Er wird jedenfalls für immer unser erster Bordvogel sein.

Tag 13

Wir werden von einem Vogel tyrannisiert! Das Cockpit konnten wir nur wenige Stunden verteidigen, die Verteidigungsbarrieren sind gegen 1500 gebrochen. Unter Deck können wir noch verteidigen, aber wir sind eingekesselt. Wir können nicht hinaus. 1700 ein Gegenschlag und wir können das Cockpit zurückerobern. Die Verteidigungslinien sind schwach. Wir fragen ihn, was er eigentlich will, doch er antwortet nicht. Rings um nur krächzen und hacken. Das Vorschiff ist bereits vollgekotet. Der eisige Blick des Vogels verfolgt uns in unsere Träume. Psychologische Kriegsführung. Hinter jeder Luke lauert er und wartet auf den Moment das Schiff ein für alle Mal einzunehmen. 

Szenenwechsel. 2100 Crew und Vogel vereint gegen Sturm und Regen in der hereinbrechenden Nacht. Die Aufmüpfigkeit des Tages ist verflogen und es zeigt sich die schwer vom Ozean gezeichnete, müde und zerrupfte Wahrheit. Auch der Vogel schaut nicht gut aus. Als der Sturm sich legt, verbringt er die Nacht mit dem Schnabel unterm Flügel ruhig und friedlich. Immerhin bleiben am nächsten Morgen die an Bord gehüpfte Fische nicht lange an Deck liegen.

Tote Fische an Deck: 38

Verschmauste Fische: mindestens 2

Tag 14

Wir leben mit einem Vogel! Immer noch wird unser Bordleben vom weiß gefiederten Alec dem Zerhacker dominiert. Die meiste Zeit des Tages sitzt er nun friedlich auf dem Vorschiff, doch hin und wieder versucht er noch gewaltsam in den Salon einzudringen. Wir hören gerade die Schlacht von Helms Klamm – wie passend. Mit Topfhelm, Kochlöffelschwert und Kampfgeschrei gelingt es uns routiniert, das feindliche Vordringen zu verhindern. Als Gegenschlag setzt der Vogel auf eine Guerillataktik: Das gesamte Teakdeck wird sukzessive vollgeschissen. Well played. Wir fragen uns, ob er sich nicht langsam genug ausgeruht hat oder ob wir ihn in für unser Anlegemanöver in Grenada einplanen können.

Pia will inzwischen ein Palatschinkenfrühstück zur Beruhigung der Gemüter zubereiten. Nach Auslösen des Rauchmelders und Verteilen des flüssigen Teigs auf den Salonboden ist das eher ins Gegenteil ausgeartet. Das war Alec dann doch zuviel Aufruhr. Nach ein paar kleinen Probeflugrunden hebt er endgültig ab und fliegt Richtung Horizont. Machs gut gefiedertes Crewmitglied und bitte komm nicht wieder!