Buntes Treiben auf den Stegen der Marina Mindelo am Tag der Abreise von den Kap Verden: Drei Männer kommen auf den Steg und sprechen mich an mit: Frau Toth, oder? Ich: baff. Behörden? Kripo? Stalker? Tatsächlich sind die Vorarlberger, die in Kürze selbst am Segelboot Richtung Karibik unterwegs sind, Fans von JEDER Regatta. Sie verfolgen die ARC, und uns als einzige österreichische Teilnehmer, mit derselben Hingabe wie die Vorbereitungsregatten für das Ocean Race.
In den nächsten Posts fassen wir unser atlantisches Abenteuer noch einmal zusammen – mit Bilder! Falls ihr uns live via facebook verfolgt habt wird euch also das meiste schon bekannt vorkommen.
Startschuss
Wir dümpeln gemeinsam mit den anderne Booten der ARC+ bei böigen 4 bis 20 kn Wind im Startbereich vor der Marina Mindelo herum. Am Freitag um 13 Uhr UTC fällt der Startschuss für unsere lang ersehnte Atlantiküberquerung. Mit unserem Startmanöver können wir nur zufrieden sein. Dann ist, wie schon in Gran Canaria, der Wind weg und wir motoren eine knappe Stunde mit wunderbarem Ausblick auf die zahlreichen anderen Boote.



Tag 1
Abwechslungsreicher hätten die ersten 24 Stunden kaum verlaufen können. Kurz nach dem Start setzen wir bei traumhaften Bedingungen unsere Passatbesegelung und sind erstmal höchst zufrieden. Nach wenigen Stunden geraten wir dann in die Landabdeckung der kapverdischen Inseln und motoren wieder ein Stückchen. Aus der Flaute heraußen nimmt dann der Wind, wie vorhergesagt, stark zu und sollte tagelang nicht mehr weniger werden.
Tag 2 & 3
- Expectations: Hohe Wellenberge mit langer Laufzeit, konstanter Nordostpassat mit 15 bis 20 kn und Badehosentemperatur. So wurde uns die Barfußroute verkauft.
- Reality: Kurze, steile Kreuzsee mit unterschiedlicher Höhe und Richtung, böiger Ostwind mit 15 bis 30 kn und Nächte im Ölzeug. Hart an der Frustrationsgrenze.
Die erste holprige und windige Nacht hinter uns gebracht verbessern sich die Bedingungen an Tag 2 & 3 nicht. Es schaukelt wie wild hin und her, jede Bewegung ist anstrengend, es herrscht Notbetrieb bei uns. Spaß macht das so keinen. Selbst Harry Potter & the philosopher’s stone zu hören, den wir wahrlich auswendig können, ist anstrengend. Immerhin haben Harry, Ron & Hermine gerade einen ausgewachsenen Bergtroll erledigt. Zur Draufgabe hüpft auch noch eine Welle von hinten ins Cockpit und spült uns gut durch. Ein salziges Cockpit bereits an Tag 2 – Hurra! Doch es regiert die Hoffnung: Irgendwann muss es ja besser werden.



Tag 4 & 5
…stehen Tag 1 bis 3 in punkto Ungemütlichkeit im Grunde um nichts nach. Manchmal wird es kurz besser – um dann mit noch höheren Wellen aus mehreren Richtungen und Böen von über 30 kn zurückzuschlagen. Hin, her, hin, her, hin her, und jedes Mal scheppert diverser, nicht fixierbarer Inhalt in Fächern und Laden fröhlich mit. Nicht einmal interessante Meeresbewohner haben auf diese Bedingungen Lust, außer ein paar winziger fliegender Fische, die an Deck verenden.

Wenigstens von der Zubereitung eines exzellenten Frühstücks mit Spiegelei lässt sich Pia nicht abhalten. Der Anlass: Wir haben immerhin bereits über ein Viertel der Strecke hinter uns gebracht.
Tag 6
Der Wind lässt nach! Mit bis zu 23 kn sind wir mit vollen Segeln noch immer rasend schnell (für unsere Schildkrötenverhältnisse), aber es läuft alles entspannter. Die Welle ist etwas niedriger, kommt aber immer noch von etlichen Seiten daher, also schaukeln wir weiter. Da man sonst eh nichts tun kann führen wir die Steuerstunde ein – jeder mindestens eine Stunde am Tag händisch steuern um dem Autopiloten eine Pause zu gönnen. Tote Fische an Bord: 20


Tag 7
Eine richtig gute Nachricht ist, dass Polly, unsere bereits mehrmals erwähnten Stegnachbarn in Las Palmas und in Mindelo, wieder nur wenige Seemeilen von uns entfernt fahren. Bei einem morgendlichen Funkplausch erfahren wir, dass sie genauso unter dem Schwell leiden wie wir. Sie sind auch überrascht von den Bedingungen, da uns das alles eigentlich anders versprochen wurde. Aber Technik, Equipment und Crew sind intakt, also reichts jetzt dann auch ganz langsam mit dem Gesuder. Um dem Schwell zu entrinnen, schlagen wir für eine Nacht einen südlicheren Kurs ein. Während der Plan tagsüber aufgeht, wird die Nacht dafür sogar besonders schaukelig. Also in der Früh alles wieder zurückgebaut und wieder auf den ursprünglichen Kurs. Und siehe da: Wir kommen zu einem ruhigen, kaum schaukeligen Frühstück, während wir uns der Halbzeit nähern. Aber jetzt heißt es erst mal: Polly jagen! Inzwischen jagen Aragorn, Legolas und Gimli Orks – wir sind bei Herr der Ringe II angekommen.
Wochenzusammenfassung
Entbehrlich, aber immerhin her hin her hin her hin her hin her hin her hin her…
