Vor dem Absprung

Am Freitag, den 18.11.2022, 12:00 Uhr 14:00 Uhr) ist Startschuss für die zweite Etappe der ARC+, gleichbedeutend mit unserer ersten transatlantischen Passage. Diese führt uns von der kapverdischen Insel São Vicente auf die karibische Insel Grenada. Die Distanz beträgt rund 2.200 Seemeilen (4.000 km), wir rechnen mit Ankunft in 16-20 Tagen.

Die zwei einwöchigen Schläge, die bereits in unserem Kielwasser liegen, können uns emotional nicht wirklich auf die fast drei Wochen vorbereiten, die uns bevorstehen. Da unser Probelauf aber ganz wunderbar geklappt hat, starten wir im technischen Sinne mit einem guten Gefühl und weit weniger gestresst als von Las Palmas. Wir machen keine großen Änderungen mehr am Boot, müssen nichts reparieren und es bleiben nur die haushalterischen Tätigkeiten wie proviantieren (wir haben auf den Kanaren bereits fleißig vorgearbeitet), putzen, tanken und uns mit Unmengen an Entertainment einzudecken. Trotzdem können wir uns noch nicht vorstellen wie es sich anfühlen wird, wenn heruntergeladene Serien, Hörbücher und Podcasts für mehrere Wochen praktisch unsere einzige Beschäftigung darstellen. Von schlafen und essen mal abgesehen. Stimmungslage: In freudiger Erwartung.

Rückblick Kap Verden:

Den letzten Sonntag, nach Überquerung der Ziellinie, verbringen wir nach ein paar Stunden Schlaf recht entspannt. Unsere Stegnachbarn aus Las Palmas kommen noch ein paar Stunden später an und lassen das Schlafen gleich ganz weg. Die Stimmung in der Marina ist großartig. Alle ARC+ Boote liegen in unmittelbarere Nähe zueinander und es wird gemeinsam der ersten Teilerfolg besprochen und auch ein bisschen gefeiert. Am Abend findet eine Welcomeparty statt mit Livemusik, Buffets und Rumcocktails. Es fühlt sich hier schon etwas karibisch an.

🇨🇻 Steckbrief Kap Verde 🇨🇻

10 Inseln, 9 davon bewohnt
Lage: etwa 700 km westlich der afrikanischen Küste,
auf Höhe von Dakar, Senegal (so weit im Süden waren wir noch nie!)
Hauptstadt: Praia auf Santiago
Amtssprache: Portugiesisch
Währung: Escudos (0,009 €)
Fläche: Kapverden 4.000 km2, São Vicente 227 km2
Einwohner: Kapverden 483.600, São Vicente 83.000, Mindelo 70.500
Entdeckung: 1456
Unabhängigkeit: 1975, von Portugal

Am Montag Vormittag nehmen wir an einer kleinen Bustour über die Insel teil. In kurzer Zeit können wir so viel von den unterschiedlichen Facetten der Insel bestaunen. Die meisten kapverdischen Inseln machen ihrem Namen Ehre und sind sehr grün – nicht so São Vicente, die zweite Insel von links, auf der wir uns befinden. Ausgehend von Mindelo, der zweitgrößten Stadt der Kap Verden, fahren wir vorbei an Shrimpsfarmen zu ausgetrocknete Flächen, in denen einmal im Jahr ein Fluss entsteht, der dann wirtschaftlich genutzt wird. Dann gehts weiter zu kleinen Dünenlandschaften, bei denen sich feinster, weißer Saharasand in der sonst schwarzen, vulkanischen Umgebung ansammelt und schließlich auf den höchsten Berg der Insel mit 750 m Höhe, wo es dann doch noch ziemlich grün wird.

Am Nachmittag kaufen wir ein neues Tablet, da unseres leider den 2,5m-Sturz in den Salon nicht überlebt hat. Das Malheur ist bereits auf der Überfahrt hierher passiert. Bernhard war zum Glück so schlau alle wichtigen Apps auch auf seinem Telefon zu installieren, wodurch wir ohne unser Tablet weder navigatorisch noch kommunikativ Probleme hatten. Als zusätzliches Backup kaufen wir noch das billigste Smartphone der Insel, wodurch wir jetzt dreifach abgesichert sind. Wir verbringen etliche Stunden in den WIFIs mehrerer Cafes, um Tablet und Telefon auf einen nutzbaren Stand zu bringen. Insbesondere bietet sich die floating bar im Marinagelände an, die ihrem Namen alle Ehre macht. Genau genommen schwimmt die gesamte Marina inklusive aller Stege, Büro, Werkstatt und Tankstelle. Weitere Mittagessen und ein Frühstück sind notwendig um wirklich auch genug Filme, Serien und auch ein paar digitale Seekarten dabei zu haben. Mehrmals gehen wir die kleinen Supermärkte ab und ergattern so Stück für Stück das meiste, was uns noch an Lebensmitteln und Haushaltswaren abgeht.

Die Siegerehrung der 1. Etappe findet feierlich in schönem Ambiente, mit überfordertem Barpersonal, im Hotel gleich neben der Marina statt. Das Siegerteam war mit über 12 Stunden Vorsprung gegenüber den zweiten schon nach knapp vier Tagen am Ziel. Das finden wir recht schwach – sie waren also nicht mal doppelt so schnell wie wir.

In den kommenden Wochen wird es seit langem keine sonntäglichen Blogbeiträge von uns geben. Wir werden aber unserem etablierten social media-Team (Danke Alice und Wolfi! <3) regelmäßig Updates via Satellitentelefon zukommen lassen, die ihr dann auf facebook lesen könnt. Nicht-vertrauliche Nachrichten könnt ihr außerdem gern via facebook schicken und die social media-Abteilung wird es uns dann zukommen lassen – wir freuen uns über ein bisschen Abwechslung!

Die folgende Redewendung passt hier so gut wie die Affenfaust aufs gespleißte Auge:
Wir sehen uns auf der anderen Seite!