Wrap up zum letzten Sonntag
Chaos, Unverständnis und 20 Knoten Wind herrschen, als wir in der Marina Portoscuso gebeten werden, unseren gerade erst bezogenen Liegeplatz doch noch einmal zu wechseln. Tatsächlich gelingt es uns auch im dritten Versuch nicht, an dem vorgeschlagenen neuen Liegeplatz am Fingersteg anzulegen. Seitenwind, enge Manövrierverhältnisse und unser Radeffekt verhindern es, sodass wir erneut, 10 Meter neben dem ursprünglichen Platz, längsseits anlegen. Das alles passiert, während das Flughafentaxi für Tamara, Reinhard und Roland bereits wartet. Aus einem entspannten wird also dank der ungeduldigen Marineros ein überstürzter Abschied. Einen (gefühlten) Augenblick später rollen bereits Uschi und Pez auf zweifelhaft legalem Wege mit den Motorrädern in der Marina ein. Zur Begrüßung: Bier & Burger.
Das Programm für die kommenden Tage lautet: Landrattentaugliche Urlaubsetappen und Einführung in die Segelei. Der Plan geht auf – es geht in einstündigen Schlägen bei gut segelbaren Verhältnissen zunächst zurück nach Carloforte auf der Insel San Pietro, wo wir diesmal auch rechtzeitig in einer Pizzeria reservieren, köstlich dinieren und am nächsten Tag noch ein paar malerische Ecken des Ortes entdecken. Am nächsten Tag mit etwas mehr Wind in den Norden von Sant‘ Antioco für einen Ankerstop, dann schließlich mit Rückenwind zurück nach Portoscuso. Von allem etwas – ein gelungener Kurztrip, und wir winken Uschi und Pez zum Abschied, die ihre einspurige Heimreise auf mehrere Etappen antreten.
















Portoscuso bis Carloforte und zurück
Charge!!!
Die rote Ladekontrollleuchte am Motorpanel belästigt uns schon seit einigen Tagen, weshalb wir bereits an den wohl nötigen Austausch unserer Starterbatterie denken. Nach dem Ablegen von Portoscuso, um Sardiniens Westküste Richtung Norden zu erkunden, leuchet es jedoch erstmals im Dauerzustand (und wird auch heller?), und diesmal haben wir tatsächlich ein Problem, denn die Spannung beider Batterien nimmt trotz sechsstündiger Motorfahrt immer weiter ab. Es folgt also eine vermeintlich gezwungene Fahrt im Regen in die entlegenen Marina Oristano, wo es weit und breit nichts gibt außer einen Getränkeautomaten und einen kaputten Geldwechselautomaten, was die Benutzung von erstgenanntem erschwert. Wir vereinbaren einen Termin mit einem Techniker für den nächsten Morgen, den wir schließlich dank einer erfolgreichen DIY-Reparatur (Danke an Richard für die technische Beratung) wieder stornieren. Es war nur ein loses Kabel an der Lichtmaschine.




Oristano im Regen
Dann also keine Zeit verlieren, raus aus Oristano und weiter Richtung Norden. Die Bedingungen sind zur Abwechslung einmal so gut, dass wir statt der geplanten zwei Stunden noch vier weitere Stunden nordwärts segeln. Für uns als penible Planer doch was Besonderes! So ankern wir schließlich vor dem Hafen von Bosa, wo wir dann leider eine eher unangenehme, weil schaukelige Nacht verbringen. Sechs Stunden wunderbares Segeln können dadurch aber nicht getrübt werden.



Schön aber schaukelig vor Bosa
Alghero
Zweckmäßig, ohne jede Erwartung, allerdings mit Empfehlung unseres Hafenhandbuchs und von Pez gemäß Hörensagen, haben wir Alghero als unseren letzten Hafen vor der Überfahrt auf die Balearen auserkoren. Das bedeutet auch: Alghero wird der Ort sein, an dem wir Italien nun endgültig hinter uns lassen. Versöhnlicher könnte der Abschied kaum sein. Die Stadt überrascht uns und sie ist wahrscheinlich unser bisheriges Highlight. An der Altstadtmole können wir 2 Tage gratis liegen – ohne jegliche Infrastruktur aber sehr gut geschützt. Dass es sowas tatsächlich gibt! Mit optimaler Ausgangslage erkunden wir also die sehr beschauliche Stadt und können diverse länger anstehende Einkäufe und Arbeiten am Schiff erledigen, z.B. unseren ersten Ölwechsel und die Wartung der Genuawinschen.
















Angemessener Abschluss: Alghero
Heute, an dem Tag, an dem wir seit genau 2 Monaten auf unserem Schiff leben, verlegen wir unseren Liegeplatz noch einmal um ein paar Meter, um vor der Überfahrt mit unserem gerade eingetroffenen Gast Andreas (und damit Andi Nummer 3) noch einmal die Vorzüge einer Marina genießen zu können. Morgen werden wir dann also zu dritt zu der rund 40-stündigen Fahrt Richtung Balearen aufbrechen und dann erstmals die spanische Flagge setzen. Die Wetterlage scheint günstig. Ciao Sardegna, Arrivederci Italia!
