Die Bucht von Kotor

Schon Dubrovnik hinter uns zu lassen und so weit in den kroatischen Süden vorzudringen, wie wir es noch nie getan haben, ist ein bisschen spannend. Mit dem eigenen Schiff in ein Land zu reisen, das wir noch nie besucht haben, umso aufregender. 

Vorbei an Dubrovnik, immer Richtung Süden

Diesig liegt unser Ziel Montenegro hinter den letzten Ausläufern Kroatiens versteckt, als wir am Dienstag in Cavtat ausklarieren. Davor durften wir noch den coolsten Hafenmeister Kroatiens kennenlernen: Er hat uns auf seinem Jetski besucht, in Badeshorts und Pink Floyd-Shirt, und war damit zufrieden, dass wir mitten in der sehr belebten Badebucht ankern.

Ein kleines bisschen Wind, gerade zu wenig zum Segeln und genau von vorn macht die Fahrt trotz Motoren bei der Hitze ganz gut erträglich. Ein paar Meilen vor dem Ziel können wir dann noch ein bisschen Leichtwindsegeln. Mit der entsprechenden, spannungsaufbauenden Geschwindigkeit runden wir das letzte kroatische Kap und segeln in die Bucht von Kotor – wo wir fast erschlagen werden. Ganz plötzlich fällt der Wind von 6 auf 0 kn und die Temperatur steigt um gefühlte 20°C. Eine mühsame letzte halbe Stunde also durch die Bucht bis Zelenika zum Einklarieren. Ein furchtbare Mole, die im Internet etwa so beschrieben wird: Bei schlechtem Wetter sollte man dort nicht anlegen, sonst bleiben nur Teile vom Boot übrig. Zum Glück Flaute. Das Einklarieren funktioniert ebenso reibungslos wie das Ausklarieren zuvor und dann ist es nur noch ein Katzensprung zu unserem ersten Ziel Herceg Novi

Einklarieren in Zelenika und der erste Abend in Montenegro: Herceg Novi

Die Bucht von Kotor ist wirklich ganz besonders. Ein Promenadenbummel mit Blick über die Bucht fühlt sich an wie ein Spaziergang an einem österreichischen See: Wellenlos, voll mit Wassersportfahrzeugen und Bergkulisse. Schon an Tag 1 finde ich, der Ausflug hierher hat sich gelohnt. Auf einmal fühlt es sich nicht mehr nur an wie Urlaub, sondern wie eine Reise. Die Bucht besteht eigentlich irgendwie aus drei Buchten, die wir alle einmal besegeln – was in dem Fall heißt, jeweils einmal kurz die Segel setzen und wieder bergen, weil außer ein paar Düsen und Kapeffekten die Tage windtechnisch nicht viel los ist. Zelenika und Herceg Novi liegen gleich nebeneinander im Süden. An Tag 2 gabeln wir in Tivat in der Mitte der Bucht unser neues Crewmitglied Alex auf.

Die Marina Porto Montenegro in Tivat ist ein surrealer Ort. Hier stapeln sich die Luxusyachten (z.B. die drittgrößte Segelyacht der Welt – die Black Pearl) und man stolpert am riesigen Marinagelände über Louis Vuitton und Dior.

Kotor – sicher das Highlight in der nach dem ganz im Osten versteckten Städtchen benannten Bucht. Wir liegen an einem kleinen Steg vor beeindruckender Kulisse mit Blick auf die Festung in der Bergwand. Nach einem Tipp unserer Liegeplatznachbarn besteigen wir diese am nächsten Tag frühmorgens, ein schweißtreibender, aber lohnender Aufstieg, der sich über rund 1.400 Stufen erstreckt.

Kotor und die Festung Sveti Ivan

Nach insgesamt drei Nächten verlassen wir die Bucht von Kotor wieder und setzen unseren Weg Richtung Süden fort. In der sehr belebten Durchfahrt von Norden Richtung Süden, wo die Fähren im 5-Minuten-Takt queren, sehen wir dann tatsächlich Delfine! Mitten in der Bucht! Zwei Stunden südlich davon verbringen wir noch eine gemütliche Nacht vor Anker (mit obligatorischem Grillen) und dann eine Nacht in der Industriestadt Bar. Damit haben wir den 888, den Törnführer für Slowenien, Kroatien und Montenegro, der in keiner Bordbibliothek und Segeltasche fehlen sollte, von Nord bis Süd durchgespielt.

Gerade planen wir auf Hochtouren unsere erste Überfahrt 2022 von Bar nach Korfu – in 35 Stunden wollen wir dort sein und die uns schon bekannte grüne Insel auch vom Wasser aus kennenlernen.