Karma Teil I

Im folgenden wird ein Unfall ohne Personen- aber mit leichtem Sachschaden anschaulich (aber ohne Fotos) beschrieben:

Freitag Nachmittag herrscht buntes Treiben vor Biograd während wir nach dem Abschied von der Indiana gemütlich Richtung Norden segeln. Vertieft in Diskussionen über den besten Zeitpunkt für die nächste Wende und gleichzeitiges Studieren der Seekarte übersehen wir, aufgrund unserer riesigen Genua, eine Sun Odyssey 34. Die Rufe der anderen Crew hören wir zu spät und ein koordiniertes Ausweichen ist nicht mehr möglich. Durch die geringe Relativgeschwindigkeit passiert wenig: Ein kleiner Kratzer auf ihrer Badeplattform – bei uns hat nur der Anker Kontakt. Trotzdem: Wie blöd ist das denn! Unser erster Unfall auf See und wir sind eindeutig schuld! Wir werden noch eine Weile hadern…

Als Zeichen der Schuld schnappe ich im Affekt unsere (originalen) Unterlagen und wir übergeben den Unfallgegnern treibend unsere Dokumente, um Daten für die Versicherungen auszutauschen. Soweit ein normaler Unfall (dumm genug), aber ab hier wird es dubios.

Die Crew der Sun Odyssey will die Unterlagen, auch nach vehementen Aufforderungen, nicht zurückgeben, weigert sich zudem, ihre Dokumente vorzuweisen und nötigt uns schließlich durch Einbehalten unserer Dokumente mit nach Sukošan, in ihre Charterbasis, zu fahren. Aufgrund des Zeitdrucks (Richards Heimflug) spielen wir, nach fruchtlosen Diskussionen und dem Hinterfragen der Rechtmäßigkeit dieser Machenschaft, mit. Einen kurzfristigen Liegeplatz in Sukošan zu bekommen ist schwierig und wir lassen Bernhard am Steg raushüpfen. Während Richard und ich gegenüber am Transitsteg anlegen, wird es für Bernhard in der Marina noch mal interessant.

Die Unfallgegner haben sich bereits auf ihrem Schiff in Position gebracht, um ihn nun mit dem folgenden Anliegen zu konfrontieren: Wie Sie sehen, sind wir alte Menschen, und für dieses sehr traumatisierende Ereignis hätten wir gerne einen Ausgleich in Form von 250 € pro Person. Nach kurzem Schweigen und erwartungsvollen Blicken vergewissert sich Bernhard, dass niemand körperlich verletzt ist. Seiner Aufforderung, unsere gestohlenen Dokumente zurückzugeben, wird unter zunehmender Aufmerksamkeit und neugierigen Blicken der Nachbarcrews Folge geleistet. Statt der geforderten 1.000 € bekommen sie nochmals eine verbale Entschuldigung für den unglücklichen Vorfall. Bis heute haben wir glücklicherweise nichts mehr von diesen Menschen gehört.

Bernhard einigt sich mit dem überaus entspannten Vercharterer der Sun Odyssey und seinem noch entspannteren Labradoodle auf einen Betrag für den entstandenen Schaden am Gelcoat, den unsere Haftpflichtversicherung in Folge anstandslos übernimmt. Die Chartercrew hat sich kurz davor auch im Charterbüro unbeliebt gemacht, indem sie (erfolglos) versucht hat, auch hier Geld aus der Sache herauszuschlagen.

Was lernen wir daraus? Wichtige Dokumente dürfen wir nur in Kopie herausgeben – und manche Menschen sind einfach perfide.

Einmal tief durchatmen, dann folgt eine Rochade – Bernhard wird an der Tankstelle wieder aufgegabelt, Richard verabschiedet und wir düsen kopfkratzend in den Sonnenuntergang.

Petrčane bei Nacht

Ein versöhnliches Ende findet dieser Tag zu später Stunde an einem einsamen Steg in Petrčane, knapp 10 km nördlich von Zadar. Der nächste Tag beginnt umso schöner in diesem ruhigen, beschaulichen Örtchen. Vor uns liegen ein paar entspannte Tag in denen wir Mêlée zum ersten mal nur zu zweit segeln.

Petrčane bei Tag