Raffaele, der Ex-Schwiegersohn des Vorbesitzers unserer Mêlée, unterstützt uns im Laufe der Überstellung durchgehend freundlich mit Rat und Tat. Wir kennen ihn, da er beim Gutachten in Genua gemeinsam mit den beiden Maklern stellvertretend für den Verkäufer dabei war und sich während der Verkaufsphase noch um diverse Wehwehchen des Schiffs gekümmert hat.

Dank seiner weitreichenden Kontakte in gefühlt ganz Italien haben wir unter anderem – bei völlig ausgebuchter Lage in den öffentlichen Marinas – einen privaten Liegeplatz nahe Napoli für eine Nacht bekommen. Dadurch läuft die Verabschiedung (mit Pizzaessen) von Andi und Benni und der Empfang unseren neuen Crew Burgi und Franz wesentlich entspannter ab. Trotz oder gerade wegen des, nennen wir es mal italienisch-familiären Gesamteindruckes, ist es wohl der bestmögliche und sicherste Liegeplatz für diesen Zweck.

Um eine alte Bootsbatterie leichter, eine Ersatzgasflasche schwerer und mit neuer Crew an Bord nehmen wir Kurs Richtung Süden, vorbei an Stromboli (gerüchteweise wurde ein kleiner Lavastrom bei Sonnenaufgang beobachtet), die Straße von Messina als Ziel. Die Etappe beginnt mit unangenehmem Seegang im Golf von Neapel – ein erster Vorgeschmack auf die anstrengenden nächsten Tage. Vorbei an Capri geht es auf das offene Tyrrhenische Meer. Die Schönheit der Amalfiküste können wir dabei leider nur aus der Ferne erahnen.

Die nächste Etappe, von Messina um den südlichsten Punkt des italienischen Festlandes und um die Stiefelspitze Kalabrien, beginnen wir mit traumhaften Wetter- und Windverhältnissen und beenden sie am nächsten Morgen erschöpft vor Anker. Der Wind hat in der Nacht ungünstig gedreht und wir kämpften wieder einmal stampfend gegen die Welle.

Es gilt jedoch einen Zeitplan einzuhalten und so geht es nach kurzer Pause und erneuter Rücksprache mit Raffaele weiter nach San Foca in der Region Apulien, wo er und ein reservierter Liegeplatz auf uns warten. Ein wirklich netter Ort um einen Tag Kurzurlaub zwischen den anstrengenden Überfahrten zu genießen.

Auf dem Weg nach Brindisi spüren wir bereits die Vorzeichen der Bora von Nordosten, die uns unangenehme Dünung vom anderen Ufer der Adria entgegenschlagen lässt. Sicherheitshalber reservieren wir Liegeplätze in den Marinas Dubrovnik und Split, um später mehrere Möglichkeiten der Routenwahl über die Adria zu haben.

Als wir in der gut geschützt liegenden Marina von Brindisi einlaufen, ahnen wir noch nicht, dass wir länger als geplant dort festsitzen werden, unfreiwillige Bekanntschaft mit dem Militär machen müssen und sogar ein Crewmitglied verlieren werden…

– to be continued –
